Kapitel 23

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„Ich kann nicht fassen das du mir das gerade ernsthaft angetan hast!" schrie ich ihn an, sobald wir das Restaurant verlassen hatten. Hunter hielt noch immer meine Hand umschlossen und zog mich unerbittlich hinter sich her.
„Das ich dir das angetan habe? Wer ist denn vor wem weggelaufen? Du hast dich absichtlich in Gefahr gebracht und mich deshalb zu dieser Aktion gezwungen!" er schrie zwar nicht, doch er war mindestens genauso sauer wie ich.
„Ich habe mich nicht in Gefahr gebracht! Ich hatte ein Date mit einem Mann, denn ich seit Monaten treffe. Und ich wollte bloß etwas allein mit ihm sein. Wir haben nicht mal das Gebäude verlassen! Wenn er mir etwas hätte antun wollen, hätte er das längst getan. Maddox ist keine Gefahr, wann kapierst du das endlich?" schrie ich weiter, mir war es egal das uns jemand hörte. Ich war zu wütend um rational zu denken. „Wer eine Gefahr für dich ist entscheide noch immer ich alleine Red" knurrte er und reichte dem Junge vom Parkservice seine Karte.
„Nenn mich nicht so! Und lass endlich meine verfluchte Hand los!" keifte ich, doch er hielt sie eisern fest. „Warum? Damit du wieder davon rennen kannst und dich doch noch von ihm auf der Toilette vögeln lassen kannst? Nur über meine Leiche" brüllte er zurück, mit einem Mal war es auch mit seiner stoischen Ruhe dahin. Spätestens jetzt hatten wir auch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Ein ältere Mann löste sich aus der Traube an Menschen und kam zu uns.
„Ist alles in Ordnung Miss? Bedroht der Mann sie?" Hunter und ich antwortete zwar synchron, aber komplett gegensätzlich.
„Nein" knurrte er während ich verkündete „Ja" was mir einen seiner berüchtigten Todesblicke einbrachte.

„Soll ich die Polizei rufen Miss?" Der Mann sah unsicher zwischen uns hin und her während Hunter nur mich ansah. „Lass den scheiß Red. Sag dem Mann die Wahrheit." Ich lächelte und genoss es vielleicht etwas zu sehr zur Abwechslung mal die Kontrolle über die Situation zu haben.
„Ich weiß nicht. Der Mann hat nicht unrecht. Du bedrohst mich durchaus" reizte ich ihn weiter, was ein großer Fehler war. Mit einem Ruck riss er mich an sich, seine Hand umfasste fast schmerzhaft mein Kinn und zwang meinen Blick hinauf zu seinem. „Überleg dir gut, was du als Nächstes tust Red. Du hast das nicht zu Ende gedacht. Wenn die Polizei kommt, bringen sie dich nach Hause, dort kannst du dann deinen strengen Onkel und deiner erzkatholischen Mutter erklären, warum ich dich aus einer Toilette zerren musste, bevor du dich dort von deinem Loverboy ficken gelassen hättest wie eine billige Nutte. Deine Mom ist bestimmt stolz auf dich, wenn sie alle Details dieses Vorfalls kennt. Ich wette Maddox ist genau der Typ Mann, denn sie sich als Schwiegersohn gewünscht hat. Einen neureichen Playboy, der dich fallen lassen wird wie eine heiße Kartoffel, sobald er bekommen hat was er will. Willst du ihr den Schmerz wirklich antun zu erfahren, wie sehr ihre kleine Prinzessin der Sünde verfallen ist, seit Daddy nicht mehr da ist um auf sie aufzupassen?"

Die Ohrfeige traf ihn unvorbereitet und mit voller Wucht. „Rede nie wieder so über meine Eltern." zischte ich voller Hass. Hunter rieb sich die Wange, auf der tatsächlich ein leichter roter Abdrücke meiner Hand zu sehen war.
„Die Zuschauer werden immer mehr, Red. Du hattest deinen Spaß. Beende es." erklärte er vollkommen ungerührt von meinem Gewaltausbruch. Im selben Moment fuhr der Junge vom Parkservice mit dem weißen Sportwagen vor. Hunter hielt mir die Tür auf, ohne meine Hand loszulassen. Seit er mich von Maddox weggeholt hatte, hatte er sie nicht einmal losgelassen. Nicht mal jetzt, nachdem ich ihn geschlagen hatte.
„Es ist alle ok. Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit das ist alles." versicherte ich dem Fremden, der alles andere als überzeugt aussah, dann stieg ich in den Wagen und erst da ließ Hunter mich los. Er beugte sich zu mir hinab „Wehe du reißt die Tür auf und springst während der Fahrt raus" drohte er mir, dann schlug er die Tür lautstark zu und stieg selbst ein. Der Motor erwachte dröhnend zum Leben und nur Augenblick später ließen wir den Cherry Circle Room hinter uns, zusammen mit all den Schaulustigen, die unseren epischen Streit mit angesehen hatte.

„Du hast einen verdammt guten Schlag für so ein zartes kleines Ding Red" Es waren die ersten Worte die er sagte, seit wir losgefahren waren.
„Ich hätte härter zuschlagen sollen, du hättest es verdient das du zumindest blutest. Oder einen Zahn verlierst" maulte ich ohne ihn anzusehen.
„Das stimmt vermutlich sogar. Das mit deinem Vater... Ich bin zu weit gegangen ok? Es tut mir leid"
Jetzt sah ich doch zu ihm. „Hast du dich gerade ernsthaft bei mir entschuldigt?"
Er blickte kurz zu mir. Sein Blick war weich, doch seine Augen zeigten wie aufgewühlt auch er nach unsere Auseinandersetzung noch immer war. „Tu nicht so schockiert. Ich kann durchaus Fehler eingestehen, wenn ich sie begehe. Ich bin kein Arsch ok?" Trotzig erwiderte ich „Warum benimmst du dich dann wie eins?"
Die Ampel sprang auf rot, Hunter bremste ab und sobald der Wagen zum stehen kam sah er zu mir. „Weil du mir nicht egal bist Giorgia. Ich will nicht das dir jemand weh tut, egal ob körperlich oder psychisch. Ich sorge mich um dich, mehr als es mein Job von mir verlangt." Seine Hand löste sich vom Lenkrad und legte sich auf mein Knie. Er streichelte über meine nackte Haut und ich war wie erstarrt. Wir hatten uns vor wenigen Minuten noch heftig gestritten und jetzt war er plötzlich wieder so sanft und nahbar, dass mir schwindlig wurde. Ich kam nicht hinterher, so wie immer, wenn es um Hunter ging. Regungslos saß ich da, starrte auf seine große Hand, die auf meinen Oberschenkel lag und dort auch blieb, als er den Wagen wieder startetet.
„Es tut mir leid das ich dein Date ruiniert habe. Ich weiß das dich darauf gefreut hast. Ich versuche nächstes Mal ruhiger zu bleiben, auch wenn es mir wirklich schwer fällt, das du ausgerechnet so einen Idioten an dich ran lässt, werde ich versuchen es zu akzeptieren, wenn es das ist was du wirklich willst. Verzeihst du mir?" während er sich erklärte malte er weiter kleine Kreise auf meine Haut. Er erklärte mir, dass er sich nicht mehr in meine Beziehung zu Maddox einmischen würde, während er gleichzeitig etwas tat, das man in einer festen Beziehung durchaus als Betrug werten konnte.
Aber Maddox und ich waren in keiner festen Beziehung oder? Wir hatten das immer noch nicht final geklärt.
Betrog ich ihn hier schon oder lag es an den christlichen Werten mit denen ich aufgewachsen war, dass ich eine eigentlich doch harmlose Berührung schon als Betrug wertete?
Ich hatte so gehofft das dieser Abend mir endlich die dringend benötigte Antworten auf meine Fragen bringen würde, doch stattdessen hatte er mir nur jede Menge neuer Fragen eingebracht.
„Ich bin müde Hunter. Bitte lass uns das einfach vergessen ja? Ich will nur ins Bett und diesen Abend hinter mir lassen" Hunter blickte nachdenklich drein als er nickte und sagte „Mach ruhig die Augen zu, ich wecke dich wenn wir da sind"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt