Kapitel 25

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„Hey Red...komm schon... wach auf"
Hunter rüttelte sanft an mir und holte mich träge aus einem sehr tiefen Schlaf zurück ins hier und jetzt. „Was ist los?" ich gähnte und kuschelte mich sofort wieder an ihn. Ich war noch nicht bereit wach zu werden, ich wollte nicht aus diesem surrealen Traum aufwachen, indem ich die ganze Nacht eng umschlungen mit meinem viel zu attraktiven Bodyguard verbracht hatte.
„Mein Handy. Es klingelt, ich kann es hören. Es liegt neben an." erklärt er und versuchte unter mir heraus zu rutschen, doch ich umklammerte ihn fester. „Lass es klingeln. Bleib liegen, bitte" nuschelte ich träge, immer noch gefangen zwischen Traum und Realität. „Ich muss da dran gehen, Red. Anrufe um diese Zeit bedeuten selten etwas Gutes, besonders in unserem Business. Komm schon" vollkommen unerwartet küsste er meine Stirn, ehe er mich sanft von sich schob. Die Geste war so intim, dass ich erschauderte.
Auf meine Unterarme gestürzt sah ich ihm nach, wie er hastig nach neben an lief, noch immer nur in einer sehr engen und sehr knappen Boxershorts. Ich schluckte schwer. Sein Anblick in Kombination mit dem Wissen, dass ich mich in meiner Panik die ganze Nacht an diesen Körper geschmiegt hatte, sorgte dafür, dass ich nervös die Beine aneinander presste.
Wir hatten wirklich nur nebeneinander geschlafen, wir hatten nichts getan, dass irgendwie anstößig gewesen wäre und dennoch spürte ich, wie sich meine blasse Haut mal wieder rot verfärbte, denn so unschuldig wie ich es mir selbst einredete, war das ganze nicht. Wir waren beide quasi nackt gewesen, Hunters Hände waren auf Teilen meines Körpers gewesen, die Maddox noch nicht mal gesehen hatte, und ich hatte mehr als einmal gespürt, wie hart er war, als ich mein Bein über seine Taille gelegt hatte. Von meiner eigenen Erregung ganz zu schweigen.
Diese Nacht hatte etwas verändert, etwas von dem ich nicht mal wusste, ob ich es überhaupt Händeln könnte, wenn es erst Fahrt aufnehmen würde.

„O'Brien?!" Hunters tiefe Stimme riss meine Aufmerksamkeit zurück in Realität. Offensichtlich hatte er sein Handy inzwischen erreicht. Neugierig, aber immer noch unendlich müde setzte ich mich auf, zog die Decke enger um mich und lauschte den Fetzen des Gespräches, dass er dort am Telefon führte. Es war noch nicht mal richtig hell draußen, wer rief ihn so früh an? Und was wollte dieser jemand von ihm, dass nicht bis zum Morgen warten konnte.
„Jetzt?" hörte ich ihn genervt nach fragen. „Kann das nicht jemand anders übernehmen? Corey zum Beispiel? Oder Davis?" Er schwieg kurz, wahrscheinlich weil der andere gerade sprach, dann erklärte er „Du weißt, dass ich diesen Spezial Job für den Boss machen. Ich kann hier nicht einfach so weg. Ich habe Verpflichtungen hier. Man verlässt sich auf mich." Er sprach ruhig, doch ich hörte wie angepisst er war. Was auch immer der mysteriöse Anrufer von ihn wollte, es passte Hunter offensichtlich nicht.
„Tatsächlich? Hat er das?" jetzt klang er ehrlich irritiert. „Ja...ja verdammt ich komme ok? Ihr seit in der Halle in der Peach Street nehmen ich? Ja, ja Mann ich weiß wo das ist, ich war oft genug da wie du nur zugut weißt verdammt. Fuck das wird mich den ganzen Tag kosten... Ich muss hier ein paar Dinge regeln und noch ein paar Sachen aus meiner Wohnung holen, ehe ich zu euch kommen kann. Gib mir eine halbe Stunde ok?" wieder eine Pause, dann hörte ich Hunter und allein daran, wie er sprach wusste ich, dass er die Augen verdrehte „Ist dir die Bedeutung des Begriff 24 Stunden Überwachung klar? Ja?! Na also warum fragst du mich dann sowas dummes. Natürlich wohne ich mit im Haus du Idiot. Willst du mich weiter mit fragen löchern? Oder kann ich mich jetzt endlich fertig machen? .... Ja ja du mich auch" Das Gespräch schien beendet, denn jetzt hörte ich wie sich Schränke und Schubladen öffneten. Dann rauschte die Dusche. Wie es aussah machte er sich fertig. Ich rutschte zurück unter die Laken, die noch immer viel zu verführerisch nach ihm rochen und schloss wieder die Augen.

„Willst du heute irgendwo hin?" Hunter stand wie aus dem Nichts auf ein mal wieder neben meinem Bett. Für einen solchen Berg von einem Mann konnte er sich erschreckend gut anschleichen.
Statt der knappen Boxershorts trug er jetzt einen grauen Hoddie und eine schwarze Jeans, in dessen Bund seine Waffe bereits wieder steckte.
„Nein." Hunter nickte zufrieden. „Gut das macht es für mich deutlich einfacher. Wahrscheinlich bin ich nicht vor dem Abendessen zurück, vielleicht auch erst morgen. Ich weiß es noch nicht genau. Ich tue das ungern, aber heute bist du auf dich allein gestellt. Wenn du doch weg musst, will ich dass du Lorenzo bittest, dich zu begleiten hast du verstanden? Du wirst dieses Haus nicht allein verlassen. Versprich es mir." Jegliche Leichtigkeit, die vor dem Anruf da gewesen war; war aus seiner Stimme verschwunden. Es passte ihm nicht, dass er gehen musst. Und mir auch nicht.
„Wohin gehst du? Wer war da am Telefon Hunter?" stellte ich die offensichtlichste Frage, doch er wich mir aus. Statt zu antworten wiederholte er  nur „Versprich es mir Giorgia. Keine Alleingänge"
Ich nickte, ich wollte sowieso nicht weg, es war also kein großes Ding, ihm dieses Versprechen zu geben. „Gutes Mädchen" wisperte er, dann beugte er sich zu mir runter, stütze sich mit dem rechten Arm am Kopfteil meines Bettes ab und platzierte einen Kuss auf meiner Stirn.
„Benimm dich Red. Ich bin bald zurück, versprochen."

Und dann war er weg.
Einfach so war ich plötzlich allein in diesem riesigen Bett. Allein mit meinen Gedanken und auch mit meinen Sorgen, die sich alle nur im Hunter drehten, denn wer immer ihn da angerufen hatte, hatte eine solche Macht über ihn, dass er gehorchte, obwohl es ihm gegen den Strich ging. Wo immer man ihn hin bestellt hatte, dort wartete sicher nichts Gutes auf ihn, dessen war ich mir sicher, denn auch wenn Ich es gut verdrängte, arbeite Hunter noch immer für meinen Onkel, dem Oberhaut eines geführchtwzn Mafia Clans. Egal wie er zu mir war, unterm Strich war er ein Verbrecher, genau wie mein Onkel und alle andern in diesem Haus.
Ich hatte keine Ahnung welche, nennen wir es Aufgabe, Hunter vorher im Imperium meines Onkels inne hatte, aber etwas sagte mir, dass er nicht bloß irgendein unbedeutender Handlanger war. Allein seine militärische Ausbildung qualifizierte ihn für höher Aufgaben.
Wobei höher in diesem Fall vor allem gefährlicher hieß.
Und gewaltsamer.
Vielleicht sogar tödlich.

Wieder einmal wurde mir klar, dass ich eigentlich nichts über den Mann wusste, der seit ein paar Wochen jeden Belang meines Lebens kontrollierte. Hunter war ein einziges Mysterium, was ihn unfassbar interessant, aber auch wahnsinnig gefährlich für mich machte.
Mit was für einem Mann hatte ich letzte Nacht das Bett geteilt?
War ich bei ihm wirklich in Sicherheit?
Oder war ich in akuter Gefahr?

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