Die Soldatin

Kapitel 1

1.

Es war später Abend, als Hailey Rose nach Hause ging. Die Dunkelheit umhüllte sie bereits und die Straßen Londons waren leer. Wie ausgestorben. Sie hasste es, abends alleine den kalten Asphalt zu durchqueren. Menschen verschwanden im schmutzigen London. Seit dem Sturz von König Charles war nichts mehr wie früher. Gesetze blieben unbeachtet, Menschen wurden ermordet, Frauen auf offener Straße vergewaltigt. Nein, es war keinesfalls ratsam als 16-Jähriges Mädchen an einem Abend unter der Woche nach Hause zu gehen. Die Eltern versuchten ihre Kinder zu belügen. Sie hatten weiterhin zur Schule zu gehen, zu studieren, zu leben. Oh ja, England war finster und einige glaubten es durch Lügen ändern zu können. Jedenfalls ging Hailey im Schnellschritt auf ihr Haus zu. Es war ein schlichter, trister Altbau. Irgendwann in ihrem Leben war er mal farbig gewesen. Doch das musste Jahre her sein. Am Scanner ließ sie ihre Hand prüfen und das Türschloss ging auf. Ihre Eltern saßen in der Küche. Sie waren seltsam freundlich und fröhlich. „Wie war es heute in der Schule?“ Hailey war eine der wenigen die noch hinging. Die meisten Kinder schwänzten und spielten ihren Eltern eine heile Welt vor. Doch Hailey nicht. Hailey versuchte Haltung zu wahren. Auch wenn alles anders war, seit ihre beste Freundin Robyn verschwunden war. Sie versuchte sich selbst zu erhalten. So antwortete sie: „Gut, hab eine 2 in Wirtschaft gekriegt.“ Ihre Eltern nickten gleichgültig. Sie kam sich vor wie in einer Endlosschleife. Komische Welt. Nach dem Essen ging sie nach oben in ihr Zimmer. Sie schaltete den Fernseher an und schloss nur für eine Sekunde die Augen.

Lautes Poltern auf der Treppe weckte Hailey Rose auf. Sie rieb sich verschlafen die Augen und starrte erschrocken auf die Uhr. Hatte sie wirklich 2 Stunden geschlafen? Da sprang ihre Tür auf. Mehrere Männer in Uniformen betraten ihr Zimmer. Hailey Rose stand auf. Die Männer trugen blaue Blazer und Hosen und sahen alle ziemlich ernst aus. „Miss Rose!“ Sie nickten ihr zu. „Wer sind Sie? Mum!“, schrie sie. Im Türrahmen erschien ihre Mutter. „Ist schon okay, Baby, die Männer wollen nur mit dir reden.“ Hailey Rose fiel ein langes blaues Tattoo an der linken Seite der Hälse der Männer auf. Ein lang gezogenes R. Was hatte das zu bedeuten? Es war verschnörkelt und sehr sorgfältig gezeichnet. „Miss Rose, wir bitten Sie mit uns zu kommen!“, sagte einer, der deutlich über den anderen stand. Man erkannte es an seiner gebieterischen Art und der starken Ausstrahlung. Hailey Rose schüttelte abwehrend den Kopf. „Was wollen Sie von mir?“ Die Männer kamen näher und bauten sich zu einer Baracke aus Majestät auf. „Alles andere wird Ihnen erklärt werden!“ Hailey Rose schüttelte den Kopf. Zwei Männer traten neben Sie und umgriffen ihre Arme. Obwohl sie nicht grob waren fühlte  Hailey Rose sich unwohl. „Lassen Sie mich los. Mum!“ Ihre Mutter lächelte nur sanft. „Es wird dir gut gehen, Darling. Hab keine Angst!“, versuchte Miss Rose ihre Tochter zu beruhigen. Die Männer setzten sich in Bewegung und zogen Hailey Rose mit sich. Sie versuchte sich zu wehren, doch gegen die Männer hatte sie keine Chance. Sie schliffen sie die Treppe runter und öffneten die Tür. „Mum!“ Doch ihre Mutter sagte ihr nur immer und immer wieder, dass alles gut werden würde. Doch Hailey Rose glaubte ihr nicht. Vor ihr war ein riesiger Transporter. 2 Männer öffneten vor ihr die Wagentüren. Wenig sanft verfrachteten sie Hailey Rose ins Wageninnere in einen abgetrennten Raum von der Fahrerkabine. Die Türen wurden geschlossen und sie hörte ein Schloss klicken. „Mum? Hallo, Hilfe!“, schrie sie immer wieder. Da hörte sie plötzlich ein kleines knacken und weißer Rauch breitete sich aus. Hailey Rose wurde schwindelig und sie sank langsam, das Bewusstsein verlierend auf den Wagenboden.