Kapitel 13

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Eigentlich wollte Hailey das Zimmer sofort wieder verlassen. Zum Einen, weil ihr das Ganze ungeheuer unangenehm war und zum Anderen, weil es den beiden bestimmt nicht anders ging. Doch Chloe wand sich aus Ava‘ s Umarmung und sprang auf. Wieder einmal erhaschte Hailey einen verstohlenen Blick auf Chloe‘ s perfekten Körper. Nicht so muskulös wie Mar‘ s, doch zweifellos grazil wie eine Elfe. Vielleicht war sie das ja. Hailey wusste es nicht. Sie war in einem verdammten Internat eingesperrt um gegen irgendeine ihr unbekannte Macht zu kämpfen. Seit neuestem bildete sich auf ihrer Haut ein R, was übrigens größer geworden war, wie sie beim Duschen feststellen musste und jeder einzelne Offizier in diesem Irrenhaus wollte sie auf Droge setzen. Somit war es nicht mehr so ganz unwahrscheinlich, dass Chloe ein Fabelwesen war. Denn hey, womöglich war sie schon wieder high und das hier in Wahrheit ein verdammtes Luftschiff über Schmetterling fressenden Einhornkoppeln. Gut möglich. Chloe‘ s Hand riss sie aus ihrer Träumerei. „Hailey…wir…“ Hailey schüttelte den Kopf. „Ich sollte euch besser alleine lassen. Das war dumm von mir!“ Ava stand nun auch auf und zog sich eine Strickjacke über die schwarze Spitze. „Wäre es schlimm, wenn du das Frühstück verpasst?“ Wie auf Kommando grummelte Hailey‘ s Magen, doch sie schüttelte konsequent den Kopf. „Wir schleichen uns nachher in die Küche und essen dann. Jetzt schulden wir dir wohl erstmal eine Erklärung!“, gab die schöne Latina zähneknirschend zu. „Und das Training?“ Chloe lachte leise auf. „Lass uns doch heute ausnahmsweise mal blaumachen.“ Der schwarze Humor schmeckte bitter und doch musste Hailey lachen.

Komplett angezogen setzten sich die drei Mädchen auf den Teppich. Drei Mädchen. Drei Leben. Ein Schicksal. Doch es blieb keine Zeit zu fachsimpeln oder philosophieren. Dafür war es zu spät und mittlerweile gab es dringenderen Gesprächsbedarf. Wichtigere Fragen. Fragen, auf die sie Antworten erhalten würden. Zumindest Hailey. Mehrere Minuten sagte niemand etwas. „Ihr liebt euch!“ Diese trockene Feststellung war der erste Satz und keiner konnte etwas erwidern. „Wie lange?“, fragte Hailey irgendwann. Sie sah das Strahlen in Chloe‘ s Augen. „Wir sollten es dir von Anfang an erzählen!“, lächelte sie schüchtern. „Willst du?“, fragte sie Ava, doch die überließ das Chloe. „Nun ja, als ich vor eineinhalb Monaten hergebracht wurde haben sie mich erst in ein Einzelzimmer gebracht.“ Chloe senkte den Blick und Ava verschlang ihre Hand mit ihrer. „Sie dachten, ich wäre doch nicht geeignet. Zu schwach.“, stockte sie. Als sie pausierte wartete Hailey geduldig. „Ich wurde bei einem Training ziemlich übel verletzt und es sah eine Nacht nicht gut aus für mich. Sie dachten alle, ich würde es nicht schaffen.“ Ihre Stimme zitterte. „Doch irgendwie konnte ich mich wieder fangen und bin wieder gesund geworden. Als Belohnung für meine Stärke durfte ich in ein Zweierzimmer.“ Ein Lächeln schummelte sich über Chloe‘ s Gesicht. „Und als ich dann Ava kennengelernt habe, da wusste ich es auf einmal.“ Sie lachte nochmal. „Alles schien so belanglos.“ Ava küsste sie sanft auf die Wange. „Wir wussten beide nichts davon, Hailey! Wir waren uns nicht darüber im Klaren, dass wir so empfinden können.“ Ihr Akzent gab dem Ganzen eine tiefe, berührende Note. „Weiß Mar…“, fing Hailey an, doch die beiden schüttelten sofort erschrocken den Kopf. „Noch nicht.“ Hailey nickte, als würde sie verstehen, doch sie verstand nicht. „Habt ihr vor es ihr zu sagen?“ Erst jetzt viel Hailey auf, wie sie Mar behandelte. Wie privilegiert Mar für sie war. Das war nicht richtig. Mar war nur ein Mensch, genau wie die anderen. „Habt ihr vor, es irgendwem zu sagen?“ Ava lachte emotionslos. „Dann hättest du uns heute nicht erwischt.“ Hailey schüttelte den Kopf. „Was ist schlimm daran? Wenn zwei Menschen sich lieben, dann ist der Rest fließend, übergangslos, unschuldig. Ihr beiden, ihr solltet euch nicht verstecken!“ Innerlich biss sie sich auf die Zunge, als sie an Mar‘ s und Morgan’ s und schließlich auch an Adam‘ s und ihr kleines Versteckspiel dachte. Auch wenn ihr eigenes noch vollkommen berechtigt war, schließlich war das mit Adam noch sehr frisch und neu. „Versprich uns, dass du es niemandem sagst!“, flehte Chloe. Hailey‘ s Stirn legte sich in Falten. „Werdet ihr es tun?“ Der Raum hüllte sich in Schweigen, bis Hailey eine einzige Kopfbewegung und damit ein Versprechen als Antwort erhielt.

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt