Die Soldatin

Kapitel 61

Hustend wischte sich das Mädchen den Schweiß von der Stirn. Ihr kastanienbraunes Haar klebte ihr im Nacken und durch die Hitze der Schmiede bildeten sich nasse Flecken an ihrem Rückgrat. Sie warf die letzte Klinge in das Abkühlbecken. Für heute war Schluss. Ihre Finger waren verschorft und sie fühlte sich unglaublich müde. Sie streifte die Handschuhe ab und tat sie zu den anderen. Sie war eine der letzten und betrat die große Halle. Ihre Schritte hallten wieder und wieder und zwischen den vielen Tischen und Laufbändern waren nur noch hier und da arbeitende Hände zu sehen.

„Carma?“, rief sie laut nach ihrer Schwester und sah sich um. Irgendwo erhob sich ein Bogen und eine Stimme bejahte. Das Mädchen schritt zum Bogen und ihrer Schwester, die ihn hoch hielt. Ihr Zwilling hakte die Sehne noch ein und schnipste einmal prüfend an dem elastischen Faden.

„Bist du fertig? Ich bin scheiße noch mal müde.“

Sie war genervt und band sich die heraus fallenden Strähnen im Nacken zusammen. Ihre Schwester ignorierte sie und spannte den Bogen noch etwas fester.

„Carma, komm schon. Du kannst doch morgen weiter machen.“, meckerte sie.

"Chrys, ernsthaft. Reg dich ab.", forderte Carma ihre Schwester auf.

Resignierend verdrehte sie die Augen und stand auf. Sie räumte noch den Arbeitsplatz auf und wusch sich die kaputten Hände. Die Schwestern sahen sich nochmal um und stellten fest, dass sie tatsächlich die letzten waren. Sie steuerten zwischen den schmalen Gängen auf die Tür zum Ausgang zu, doch diese wurde ruckartig aufgestoßen und ein bulliger Mann mit einer Lederschürze kam ihnen entgegen. Seine Bartstoppeln waren robust und allgemein wirkte er trotz seiner Masse sehr beständig. Er las sich gerade einen Zettel durch und schüttelte immer wieder den Kopf. Dann sah er auf und verperrte den Mädchen den Ausweg.

„Chrystal, Carma, ihr müsst heute länger machen. Pugno hat uns doch tatsächlich noch eine Lieferung geschrieben. Diese Hunde.“

Er grunzte laut und wütend auf. Chrystal stöhnte auf.

„Das können die doch nicht machen. Geht das nicht auch noch morgen Master Phil?“

Der Meister schüttelte den Kopf.

„Die spinnen. Arrogante Säcke. Muss morgen fertig sein. Da!“

Er wedelte mit dem Lieferschein vor den Gesichtern der Mädchen umher.

„Schon gut, ich glaub' s dir ja.“, murrte Chrystal. Carma legte ihr beschwichtigend den Arm um die Schulter. Phil klatschte in die Hände und drehte sich wieder zur Tür.

„Ich hole noch ein paar. Alleine müsst ihr das nicht machen.“, meinte er und steuerte zur Tür. Die Mädchen sanken beide auf die Stühle und legten die Füße auf die Tischplatte. Phil drehte sich nochmal zu ihnen.

„Cadence?“, rief er.

„Ja?“, antworteten die beiden synchron. Phil lachte leise.

„Ich danke euch.“

„Jaja, wir sind ja eh Gott.“