Scarlett zog ihre Kleidung vom Körper. Klamm war sie, eisig kalt und auch Scarlett zitterte nun schrecklich stark. Mit klobigen Schritten stieg sie in die Dusche und schrie kurz auf als das heiße Wasser auf ihren Körper traf. Nur schwerfällig gewöhnte sie sich an die mittlerweile wohltuende Wärme und stand minutenlang reglos und mit verschlossenen Augen an die Fliesen gelehnt da. Blut, schwarzes Herzensblut quoll ihr aus den Augen. Scarlett. Sie schluchzte heftiger. „Ja.“ Die Stimme lachte leise aber seltsam erleichtert. Hörst du mir zu? Scarlett nickte. „Wenn du mir endlich die Wahrheit sagst.“, flüsterte sie und ihre Stimme wurde durch das Blut und das Wasser zu einem verzerrten Gurgeln. Sie atmete Wasser ein und kippte zu Boden. Scarlett steh auf! Doch Scarlett hörte nicht. Sie schluckte immer mehr Wasser. Es verklebte ihre Nase, ihre Luftröhre. Das Blut verätzte ihre Sinne. Ihr wurde schwindelig. Du darfst jetzt nicht sterben! Wenn du stirbst, sterbe ich auch! Scarlett wurde müde und sie schloss die Augen. Langsam gewöhnte sie sich an das Wasser in ihren Lungen und sie spürte, wie sie langsam aufstieg. Wie heißer Wasserdampf. Sie antwortete der Stimme nicht mehr. Scarlett, bitte. Die Stimme wurde immer leiser. Etwas riss an der Brust der Goldenen und eiserne Zähne rissen ihr Herz aus der gebrochenen Brust. Doch aus ihrem Mund kam kein Ton. Sie schrie nicht mal mehr. Das Blut legte sich wie ein Schleier über ihre Augen. Warm und angenehm samtig. Ein Messer zog sich durch ihre Brust und hängte sie an einem silbrigen Faden auf. Leicht und selbstverständlich zog er sie in die Höhe und ihre Wirbelsäule krümmte sich immer weiter. Mittlerweile hatte sie aufgehört zu atmen. Sie starb. Und sie kam den Sphären außerhalb ihres Erreichens immer näher. Und gerade als alles um sie herum komplett schwarz wurde hörte sie einen Schrei. Einen verzweifelten und flehentlichen Schrei. Und es war nicht ihre innere Stimme.
Als Morgan wieder an seinem Zimmer angelangt war, fühlte er sich leer. Eine seltsame Taubheit lähmte seine Glieder. Schmerz, Hass, Wut und Trauer, das war ihm bekannt aber mittlerweile war das alles einem Betäubungsgefühl gewichen. Gerade als er die Tür öffnen wollte, hörte er einen Schrei. Eindeutig, er war von nebenan gekommen, aus Scarlett Silverstone‘ s Zimmer. Einen Moment zögerte er, dann schritt er zu der benachbarten Tür und drückte die Klinke herab. Scarlett hatte abgeschlossen. Das war hier noch nie vorgekommen. Es schloss nie irgendjemand sein Zimmer ab. Schließlich kamen hier sowieso keine Schüler ohne Weiteres hinein. Erfolglos rüttelte er an der Klinke doch wie erwartet tat sich nichts. Sein Atem beschleunigte. Wütend schlug er gegen die Wand und da verschwand die Taubheit wieder. Er fasste einen Entschluss. Was auch immer dort drinnen geschah, Scarlett musste in Gefahr sein. Er hatte sie noch nie schreien gehört und schmerzlich stellte er fest, dass selbst dieser Ausdruck tiefster Verzweiflung dem von ihr groteskerweise ähnelte. Und ohne einen weiteren Atemzug zu verschwenden trat er einige Schritte zurück und stieß sich dann mit aller Kraft vom Boden ab. Krachend gab die Tür unter seinen Muskeln nach und er landete stolpernd in Scarlett‘ s Zimmer. Sie musste gerade unter der Dusche stehen. Das Licht war gelöscht, kontinuierliches Wasserrauschen erklang. Kurz überlegte Morgan, doch dann lauschte er an der Badezimmertür. Zunächst hörte er nur das Plätschern, doch dann einen leisen aber dumpfen Aufprall. Ein ekelhaftes Gurgeln folgte und Morgan erschrak. Was ging dort vor sich. Die wenigen Augenblicke, die er mit sich haderte fühlten sich wie Stunden an und seine innere Uhr tickte unaufhörlich und gnadenlos. Dann jedoch nahm er all seine Kraft zusammen und betrat das Bad. Der Anblick der sich ihm dann allerdings bot, ließ ihn taumelnd gegen die Fliesenwand schlenkern. Ein angsterfüllter Schrei entwich ihm. Scarlett lag nackt zu Boden. Ihre Augen waren halb geöffnet, ihre verschwommen goldenen Irden blickten ton- und ausdruckslos ins Leere. Aus ihrer Brust kam ein wässriges Rasseln. Und dann, dann tat sie etwas, dass Morgan vollends zur Verzweiflung brachte. Sie schloss ihre Augen vollständig. Blind stürzte er nach vorne und zog sie aus dem Strahl der Dusche. Der Boden war überschwemmt und er spürte das heiße Wasser sich in seiner Hose festsaugen. „Scarlett, verdammt, nicht sterben.“, flehte er und schlug sie immer wieder gegen die Wange. „Komm schon Mädchen, tu dir das nicht an.“ Fast hätte er das dir durch ein mir ersetzt. Doch es blieb keine Zeit für Rhetorik. Ihr getränkter nackter Körper lag schlaff auf Gottes Boden und rührte sich nicht. Morgan beugte sich über ihre bloße Brust und drückte sein Ohr auf ihre Rippen. Er hörte nichts. Keinen Herzschlag, keinen Atem, gar nichts. „Du. Wirst. Nicht. Sterben.“, murmelte er und drückte dann plötzlich wissend ihren Brustkorb. Wasser floss aus ihrem Mund und Blut. Blut Blut Blut. Er ignorierte es. Irgendwann, er wusste nicht mehr wann, wurde das Wasser auspressen zu einem Wiederbeleben. Mit voller Kraft pumpte er mit seinen Händen ihr Herz und animierte es, zu schlagen. „Komm schon, atme Scarlett, atme!“ Nichts rührte sich. Nur das stetige Senken und Heben durch Morgan‘ s Muskelkraft erzeugte ein Geräusch. „Komm schon!“ Und dann, dann passierte es. Röchelnd, fast als würde sie erneut ersticken zog Scarlett die Luft ein und wie eine synchrone Melodie setzte ihr Herzschlag wieder ein. Unmengen an restlichem Wasser sickerten aus ihren Mundwinkeln. Sie zuckte mehrmals und runzelte dann schmerzvoll die Stirn. Erleichtert schloss Morgan die Augen und schlug die Hände vor das Gesicht. Dann legte er die Arme unter Scarlett‘ s bleichen Rücken und in ihre rosigen Kniekehlen und hob sie hoch. Wie identisch jede einzelne Pore die von ihr war, schien er in diesem Moment zu verdrängen und so trug er sie aus dem Bad und legte sie auf das Bett. Rasche holte er ein Handtuch und verhüllte damit ihren schönen Körper. Dann sank er auf ihre Bettkante und nahm stumm ihre Hand. Langsam flatterten ihre Augenlider und sie klammerte sich sofort an seinem Blick fest. Still stellte sie fest, dass eine Träne aus Morgan‘ s Irden rann und sie hob schwach die freie Hand um sie aufzufangen. „Tu das niemals wieder.“, flüsterte er brüchig. Sie nickte schwach. „Ich verspreche es.“ Er antwortete nicht. „Ich verspreche es.“
DU LIEST GERADE
Die Soldatin
FantasíaMisstrauisch blickte Mar aus dem Fenster. Ihr Atem schlug an das kalte Glas. Ruckartig zog sie die Vorhänge zu. „Okay, pass auf. Ich erzähle es dir einmal und dann nie wieder, verstanden?“ Hailey nickte. „Wir wurden her gebracht um zu kämpfen.“ Verw...