Kapitel 48

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  • Gewidmet Nicht Tamara <3
                                    

Unschlüssig betrachteten Morgan und Scarlett den reglosen Körper der offensichtlichen Spannerin. Ihre Körperhaltung sah alles andere als dynamisch und ihr halb geöffneter Mund wenig elegant aus. Jedoch fiel ihr blondes Haar in die Stirn und ließ sie auf eine seltsame Art und Weise schön wirken. „Und jetzt?“ Morgan zuckte mit den Schultern. „Lass uns den Feueralarm auslösen und durchbrennen.“, grinste er und beide lachten. Dass auch eine Prise Ehrlichkeit in Scarlett‘ s Aussage gelegen hatte, wollte keiner von beiden wahrhaben. „Ernsthaft Morgan, was sollen wir mit ihr machen?“ Morgan streckte wie in schlechten Krimis den Fuß aus und berührte mit der Schuhspitze ihr Gesicht. Stöhnend drehte sie sich zur Seite und Morgan und Scarlett machten einen erschrockenen Satz nach hinten. Doch die Summerin blieb bewusstlos. Kurzerhand packte Morgan ihre Fesseln und drehte sie in die Richtung seines Zimmers. Schleifend zog er sie über den Boden. Als sie allerdings mit dem Kopf gegen die Kante der nächsten Tür krachte, ließ er ihre Füße los und hob sie hoch. Sie war schwerer als Scarlett und sie. Schwerer als Hailey. Aber nicht wirklich schwer. Allgemein war sie eine sehr abstrakte Person. Ihr fehlte ein Funken Femininität, sodass man hätte sagen können sie wäre eine attraktive Frau und dennoch war sie nicht herb genug für Androgynität. Kopfschüttelnd und etwas widerstrebend lud er die Frau – anders konnte er sie nicht nennen – auf seiner Matratze ab. „Wer zur Hölle ist sie?“, murmelte er, zwar eher zu sich selbst, aber die Antwort erhielt er von Scarlett. „Sie ist sowas wie meine Kosmetikerin. Oder Ärztin. Oder beides.“ Morgan runzelte die Stirn. „Du kennst sie?“ Scarlett nickte. „Sie…sie hilft mir hin und wieder, wenn ich“, sie hielt inne und suchte nach einer Ausrede „, Hilfe brauche.“, beendete sie äußerst logisch den Satz. „Achso, sie hilft dir, wenn du Hilfe brauchst.“, grinste Morgan, hinterfragte allerdings nicht weiter. „Wenn du sie so gut kennst, dann kannst du“, er stockte und gestikulierte wild auf den Körper der Spannerin, „das da ja irgendeiner Krankenschwester erklären. Die sind ja sowieso deine besten Freunde.“ Nach dem letzten Satz, biss er sich auf die Zunge. Mit seinen gerade mal neunzehn Jahren Existenszeit, hatte er häufig die richtigen Worte und selten unangebrachte Äußerungen fabriziert. Diese Worte gehörten eindeutig zu letzterem. „Tut mir leid.“, entschuldigte er sich sofort. Sein Blick lag auf Scarlett. Er beobachtete sie. Ihre Augen. Er wartete auf Tränen. Doch die kamen nicht. Ein seltsames Lächeln lag auf ihren Lippen und sie schien unnatürlich weggetreten. „Weißt du, manchmal frage ich mich warum ich nicht einfach sterben durfte. Warum mich Gott nicht einfach gehen lassen hat. Warum ich mich an nichts erinnern kann. Warum ich das hier durchziehen muss.“ Kurz schwieg sie und das Lächeln wurde grotesker. „Keine Ahnung ob ich darauf jemals eine Antwort erhalten werde. Ich weiß nur, dass die einzigen, die etwas von mir wissen diese beschissenen fremden Ärzte und Krankenschwestern sind.“ Sie lachte auf und Morgan musste sich zurückhalten, nicht auf sie zuzugehen und ihr die Hand auf die Schulter zu legen. „Ich würde alles dafür geben, einfach tot zu sein.“ Die letzten Worte flüsterte sie nur noch und dennoch waren sie wie eine beißende Ohrfeige, mit der sie Morgan alleine ließ.

Ihr Atem war leicht. Frei. Schmetterlingsgesang. Hailey hielt diese Illusion aufrecht, hielt die Augen geschlossen und starrte in das beruhigende Weiß. Alles fühlte sich richtig an. Sie spürte ihre Glieder und sie wusste, dass sie gesund werden würde. Dass sich niemals etwas ändern sollte. Doch allzu bald, und zwar genau im nächsten Moment brach diese Illusion zusammen, denn sie spürte, wie eine so perfekt zu ihrer passenden Hand von ihr genommen wurde. Krampfhaft zuckte sie zusammen und hielt damit die Hand, seine Hand, fest. Sie hörte ein leises Kichern. „Ich gehe nicht weg, Babe, ich bin da.“ Etwas ungemütlich öffnete Hailey die Augen und blinzelte mehrmals. Sie musste diesmal länger geschlafen haben. Adam saß bei ihr und stand gerade auf. „Ich hol dir nur was zu essen.“, kündigte er an. „Diesmal aber wirklich!“, grinste sie und er küsste sie sanft auf die Stirn. Erst da fiel ihr auf, dass sie noch immer diese lästige Atemmaske trug. Als sie diese allerdings mehr oder weniger elegant entfernen wollte, legte sich eine Hand über ihre und die andere rückte die Maske wieder zu Recht. „Das wirst du schön bleiben lassen, Engel.“, murmelte Adam und strich über ihre Wange. „Dir ist klar, dass du gerade mein Autoritätsdingsbums geklaut hast und mich auf die selbe Art und Weise angemacht hast, wie Edward damals Bella aus diesem Millionen Jahre altem Vampiroldie?“ Adam lachte auf und es war wie Glockengeläut, wie Sternengeriesel, wie Wellenschlagen. „Nein, dem war ich mir nicht bewusst. Zudem sollte das nicht im Geringsten eine plumpe Anmache sein, sondern einfach eine Bewahrung vor deiner eigenen – wie nenne ich es? –„ Er tat gespielt überlegend bis er einen Finger hob und die Augen weit aufriss, sowie den Mund. „…Dummheit.“ Sie boxte ihn in die Seite und er kicherte. „Und ich hoffe, dir ist klar, dass ich dich jetzt eigentlich völlig klischéebehaftet nach deinem Akt der Gewalt küssen müsste wie in diesen hässlichen Romantikschnulzen?“, ahmte er sie nach. Sie wartete auf seinen Kuss. „Tja!“ Er tätschelte ihr Haar und stand auf. „Schade, dass du anscheinend zu blöd bist um einen natürlichen Mechanismus des Körpers selbstständig auszuführen. Ansonsten würdest du ja jetzt nicht dieses lästige Gummiding da auf deinem Mund tragen und ich könnte dich wirklich küssen.“ Und ehe sie antworten konnte, was sie eh nicht gekonnt hätte, verließ er das Zimmer und ließ eine völlig sprachlose Hailey Rose zurück.

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt