Kapitel 57

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George schüttelte den Kopf.

„Das sieht eklig aus.“ Er zog die Nase kraus.

„Es hilft aber. Und außerdem muss es ja nicht gut aussehen.“

„Es stinkt.“

„Na und? Du auch.“

„Stimmt gar nicht.“

„Wann hast du das letzte Mal geduscht?“

„Das tut jetzt gar nichts zur Sache.“

„Aber natürlich.“

„Gar nicht wahr. Außerdem kann so etwas Miesefieses gar nicht gut sein.“

Sie lachte.

„Nicht alles muss schön sein, um uns zu helfen George. Sachen können total komisch oder befremdlich wirken, aber genau richtig sein. Die Optik ist doch nicht das Entscheidende. “

„Es ist trotzdem e-kel-haft. Er verschränkte die Arme vor der Brust.“

„Was ist denn da drin? Was siehst du, George?“

„Demut, Märzblume, Nachtschatten und den Rest habe ich vergessen.“

„Und was tun diese Pflanzen?“

„Sie heilen.“ Sie lächelte und nickte.

„Genau.“

„Und jetzt?“ Er war beleidigt und schüttelte ausladend den kleinen Kopf.

„Das meine ich. Das Zeug sieht vielleicht nicht gut aus, aber es ist gut für uns. Es hilft uns. Wir werden immer erkennen, wer zu uns gehört und wer uns schadet.“

Auch wenn George das noch nicht ganz verstand, immerhin war er erst 7, gab er seine Abwehrhaltung auf und nickte.

„Na gut. Wenn du das sagst, Robyn.“

Sie sah auf die Uhr über der Tür.

„Wir sind fertig für heute. Lass uns was essen gehen.“

Sie ergriff seine Hand und drehte sich zum Rest ihrer Hexenküche.

„Kommt ihr auch?“

Einige nickten, andere murmelten, dass sie noch zu tun hätten und Robyn war froh George zu haben, mit dem sie jetzt zur Kantine lief. Man hörte noch das Schallen des Kinderlachens in der Luft.

„Robyn, werden wir dieses Stinkezeug irgendwann noch brauchen? Und die ganzen Kurse um Menschen zu helfen, wenn sie krank sind, brauchen wir das noch?“

Man hörte sie leise seufzen.

„Ich weiß es nicht George, ich weiß es nicht.“



Morgan aß gerade zu Mittag. Der Sex mit Scarlett hatte ihn so verwirrt, dass ihm spontan nichts Besseres eingefallen war als ein extra großes Steak zu verdrücken. Er ließ sich Zeit. Sehr viel Zeit, bis sogar eine Frau der Kantine – es war Gott sei Dank nicht die, die sie vorhin in der Küche erwischt hatte – zu ihm kam und bat zu gehen, weil es bald Zeit wurde vor dem Abendessen zu putzen und alles bereit zu stellen. Verwundert sah er auf seine Uhr und tatsächlich war es schon Nachmittag. Er stand gemächlich auf und beschloss eine Einheit im Kraftraum zu machen. Scarlett könnte das Training ruhig alleine übernehmen. Scarlett. Was hatte er nur getan? Kopfschüttelnd lief er zum Ausgang, bis ihn jemand in den Lauf sprang. Ein keuchender Alec hob die Hände.

„Morgan, du musst sofort mit kommen.“

„Ich hab keine Zeit.“

„Dafür ja, glaub mir. Alec zog wissend die Augenbrauen hoch.“

„Was ist los? Morgan war genervt.“

„Vertrau mir einfach, es geht dich was an. Warum auch immer, aber du kannst es nicht abstreiten.“

Er packte seinen Freund am Arm und zog ihn geradewegs zurück auf den Personaltrakt. Als Morgan bemerkte wohin es ging, schüttelte er den Kopf und entzog sich Alec' s Griff.

„Sie braucht dich.“

Er hielt Morgan' s Blick fest, bis dieser schließlich kapitulierend Scarlett' s Zimmertür aufstieß. Schon da hörte er ihr Schluchzen. Es war ihrem so ähnlich. Hatte er deswegen mit ihr geschlafen? Weil er Ersatz für Mar gebraucht hatte? Wahrscheinlich. Seufzend trat er an ihr Bett, wo sie zusammengekauert hockte und immer wieder zuckte.

„Scar was ist los?“Er versuchte ihre beinahe lockigen Haare zu ignorieren, die wild sprangen, als sie ruckartig den Kopf hob und ihn ansah. Sie sah aus wie ein kleines Mädchen. Sie sah aus wie sie. Dann senkte sie wieder den Blick und heulte geräuschvoll weiter. Er verdrehte die Augen, auch wenn sie unbestritten niedlich aussah. Er setzte sich zu ihr und hob ihren Kopf an. Sie wollte sich wehren und schlug ihn gegen die Arme. Er hielt ihre Handgelenke fest und sagte einfach nichts. Er blickte ihr einfach in die Augen. Und irgendwann hörte sie auf. Sie erwiederte den Blick und ließ sich von ihm in die Arme nehmen. An seiner Brust weinte sie weiter und er hielt sie fest, als sie drohte zu entgleisen. Er fragte nicht nochmal nach. Er wartete, bis sie es ihm sagte.

„Ginger ist tot.“

„Wer ist Ginger?“

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt