Alec kam gerade vom Mittgessen und wollte eigentlich nochmal auf sein Zimmer, bevor er mit dem Kampftraining der mittleren Klasse fortfuhr. Er schlenderte also die Treppe herauf, als ihm einfiel, dass er Coach Max versprochen hatte noch einige Schmerzmittel von der Krankenstation zu besorgen, da dieser sich am Vormittag beim Training verletzt hatte. Natürlich war alles sofort verheilt, aber Max hatte über starke Schmerzen geklagt, trotz seinem schnellen Prozess der Besserung. Und somit bog Alec bei der nächsten Gelegenheit ab und joggte zur Station. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit bis zur nächsten Einheit. Offenbar vom Jungentrakt kreuzten plötzlich Amelia, eine Schülerin und ein Schüler seinen Lauf. Sie humpelten vor ihm her und er beobachtete sie. Sehr interessantes Gespann. Sie schienen das Knallen, welches offenbar von einer zufallenden Tür kam gar nicht zu hören und redeten einfach weiter. Der Junge schien sich darüber aufzuregen, dass Amelia und das Mädchen ihn zu einer Behandlung zwangen. Sehr seltsam. Eine Schwester kam ihnen gerade aus Richtung eines Patientenzimmers entgegen und geleitete sie zu einer Tür. Auch ihren Blick, den sie nochmals nervös über die Schulter warf, schien lediglich Alec zu bemerken. Er beschloss, dass die Tabletten für Max erstmal hintergründig waren und passierte den Gang, an dessen rechter Seite die Zimmertüren sich scharten. Er wollte wissen, warum die Schwester diesen nervösen Blick nach hinten geworfen hatte. Es war wie eine völlig unrealistische Eingebung, eine Ahnung, dass er dem nachgehen sollte. Dass er damit tatsächlich Recht haben sollte, bemerkte er, als hinter einer Säule plötzlich ein Gespann aus mehreren Kriegern auftauchte, die ein regloses Mädchen hochhoben und sie anscheinend gerade forttragen wollten. Alec stockte der Atem, als er seine Kollegin Coach Scarlett erkannte. Er beschloss, dass es sehr unklug wäre, sich jetzt bemerkbar zu machen und folgte dem Gespann. Immer wieder sprang er zur Seite, wenn er fürchtete, dass sich einer der Krieger umdrehen könnte, doch er blieb unentdeckt. Doch irgendwann begannen sie leise zu reden und Alec lauschte. Er verstand nur Brüche, Teile vom Geredeten. Die Krieger blieben wieder stehen und Alec drückte sich mit dem Rücken an eine Säule. Er schloss betend die Augen, doch sein Versteck war exzellent.
„Kann sie sich erinnern, wenn sie aufwacht?“
„Ich glaube schon. Ja.“
„Verdammt. Sonst hätten wir sie einfach hier liegen lassen können und sie würde denken, sie wäre gestürzt oder so.“
„Können wir doch trotzdem machen. Ihr wird doch eh niemand glauben.“
Alec schnaubte. Er wusste nicht warum sie Scarlett offenbar betäubt hatten, aber besonder clever stellten sie sich nicht an. Schließlich beratschlagten sie, dass sie Scarlett einfach möglichst realistisch auf den kalten Boden deponieren würden. Alec atmete tief ein. Gleich könnte er endlich etwas tun. Er würde Scarlett auf ihr Zimmer bringen und dann irgendjemand holen, dem man vertrauen konnte. Morgan. Auch wenn er in letzter Zeit viel zu wenig mit ihm zu tun gehabt hatte, er war trotzdemein echter Freund für ihn. Er zuckte zusammen, als er einen dumpfen Knall hörte.
„Spinnst du? Hast du ihr gerade eine runter gehauen?“
„Sie muss ja irgendwo ein Indiz für den Sturz haben.“
„Sie wacht auf dem Rücken auf du Idiot. Wenn sie irgendwo n blauen Fleck oder sowas haben sollte, dann am Hinterkopf. “
„Dann drehen wir sie halt um.“
Alec schüttelte den Kopf und wartete. Als die Gruppe den Gang wieder zurück lief, hoffte er inständig, dass keiner ihn sehen würde. Und er hatte Glück. Wahnsinniges Glück. Ohne weiter unnötig Zeit zu verschwenden hastete er zu der ohnmächtigen Schönheit un kniete sich nieder. Tatsächlich, nun lag sie auf dem Bauch. Vorsichtig drehte er sie zurück und zuckte zusammen. Ihre wange begann bereits anzuschwellen. Wenigstens konnte er ihr nachher den Grund dafür nennen. Vorsichtig hob er sie hoch und sie stöhnte leise auf. Verwundert verharrte er in der Bewegung und sah zu, wie das Mädchen, dass manchmal noch aussah wie eine Jugendliche zu sich kam. Erst blinzelte sie nur schwach, doch dann riss sie die Augen weit auf und ihre Pupillen wurden unglaublich klein. Fast vollständig nahm der merkwürdig dunkle Bernsteinton ihre Irden ein. Er konnte gerade noch verhindern, dass sie laut aufschrie und damit die Krieger zurück geholt hätte.
Ein dumpfer Schmerz bereitete sich im Gesicht der Goldenen aus, als sie aufwachte. Langsam klarten die zunächst verschwommenen Umrisse der Silhouette auf, die sie offensichtlich im Arm hatte. Sie erkannte einen jungen Mann, der ihr zwar bekannt vorkam, aber scheinbar bisher noch nicht solch Relevanz in ihrem Leben hatte, dass sie seinen Namen kannte. Aber er war ein Coach, das wusste sie. Aber halt, wenn er ein Coach war, konnte er doch mit diesen verrückten Krankenschwestern und Kriegern unter einer Decke stecken? Die Szenerie, wie sie aus Ginger' s Zimmer bugsiert und dann ruhiggestellt worden war, spielte sich immer wieder vor ihren Augen ab und dieser Typ machte es nur noch schlimmer. Instinktiv schrie sie laut auf, doch er reagierte ebenso schnell, setzte sie ab und drückte seine Hände auf ihren Mund.
„Scar, Scar, beruhig dich! Ich bin es, Alec.“
Immer noch ängstlich schüttelte Scarlett den Kopf.
„Ich bin einer von den Guten.“ Er schalt sich selbst für diesen klischeehaften Satz, doch das Mädchen schien ihm zu glauben und hörte auf zu zittern.
„Bitte nicht schreien. Sonst kommen sie wieder, okay?“ Scarlett nickte.
Und dann ließ er von ihrem Mund ab und zog sie sofort hoch.
„Kannst du laufen?“
„Klar. Sie fröstelte ein wenig.“
Er ergriff ihre Hand und zog sie weiter. Scarlett bekam gar nicht so richtig mit, dass er sie auf ihr Zimmer führte. Erst als er sie sanft auf die Matratze ihres Bettes drückte kam sie wieder dazu, zu denken.
„Ist das wirklich passiert?“
„Ich fürchte ja.“Scarlett nickte traurig. Doch dann fiel ihr etwas ein, was alles in ihr zusammen zog. Ihr Magen ballte sich zu einer kleinen Kugel, ihr Herz vergas seinen Rhythmus und sie musste sich konzentrieren, nicht zu kotzen.
„Ginger. Oh mein Gott, Ginger.“

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Die Soldatin
FantasyMisstrauisch blickte Mar aus dem Fenster. Ihr Atem schlug an das kalte Glas. Ruckartig zog sie die Vorhänge zu. „Okay, pass auf. Ich erzähle es dir einmal und dann nie wieder, verstanden?“ Hailey nickte. „Wir wurden her gebracht um zu kämpfen.“ Verw...