Kapitel 60

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Schweigend sah Hailey auf Adam herab. Mit dem Kissen in den Rücken gestützt saß sie da und betrachtete ihn. Er war vor ein paar Stunden eingeschlafen und hatte seinen Oberkörper auf ihren Schoß gelegt. Eine Zeitlag hatten sie geredet gehabt. Sie hatte Fragen gestellt. Fragen zu ihrer Zukunft und zu dem, was auf sie zukommen würde. Sie hatten rumgesponnen und das Düstere konsequent ignoriert. Als wäre es nicht klar, dass auch sie bald von hier fortgehen würden um in eine Schlacht zu ziehen. Einen Kampf. Einen Krieg, den würde es geben, die Frage war nur, wer ihr Gegner sein würde. Sie hatten auch fetgestellt, dass alles so einfach sein könnte, wenn sie sich beugen würden. Doch das wäre falsch. Es wäre in jeglicher Hinsicht Verrat. An Mar, an ihr Vermächtnis, an ihre Bestimmung, an ihre Liebe. Es war sehr spät geworden und irgendwann hatten sie aufgehört zu sprechen und Adam war eingeschlafen und Hailey, Hailey blieb wach und musterte ihn. Sein sandblondes Haar fiel ihm in die Stirn und die Hälfte seines Gesichtes war verdeckt. Seine Mundwinkel waren leicht nach oben gezogen und seine Augenbrauen entspannt. Er schien so unfassbar gelöst und friedlich. Und Hailey konnte nicht anders, sie beugte sich leicht vor und küsste ihn auf den Schopf. Er seufzte leicht und Hailey schmunzelte. Es fühlte sich an, als würde jetzt sie ihn beschützen und ja, sie würde spätestens im Laufe des morgigen Tages bereuen, nicht geschlafen zu haben, aber da sie wahrscheinlich eh gezwungen werden würde sich so gut wie gar nicht zu bewegen, war das ja egal. Belanglos.

Chloe schreckte hoch, als die Tür zugeknallt wurde. Die Deckenlampe wurde angeknipst und warf viel zu helles Licht auf das kahle Zimmer. Sie blinzelte einige Male und hielt sich die Hände schützend vor ihr Gesicht. Es dauerte lange, bis sie wieder ordentlich sehen konnte und das was sie sah, ließ sie erstarren. Ihre Hände fielen kraftlos in ihren Schoß und sie sagte keinen Ton.

„Oh.“

Ja. Oh. Erstaunlich wie überrascht sie waren, trotzdem diese Situation keine außergewöhnliche war.

„Ich wusste nicht, dass du hier schläfst.“

Trotzdem sie beide im selben Zimmer wohnten.

„Ich kann gehen.“

„Nein.“

„Du möchtest es doch.“

„Nein.“

„Es ist okay, Ava.“

„Nein.“

Chloe schüttelte den Kopf. Diese Unterhaltung schien auf nichts hinauszulaufen. Sie rieb sich die Augen und sah auf die kleine Uhr neben ihrem Bett.

„Und jetzt?“

Sie hatte als Antwort schon fast ein „Nein.“ erwartet.

„Jetzt gehe ich schlafen. Morgen ist ein langer Tag.“

Chloe nickte, legte sich wieder hin und schlief überraschend schnell ein.

Morgan und Scarlett waren noch in der Turnhalle. Alec war bereits schlafen gegangen. Nun saßen die zwei so seltsam Vertrauten sich gegenüber und hatten beide nur einen sehnlichen aber unaussprechlichen Gedanken. Sie wollten das, was sie vorhin getan hatten noch einmal erleben. So falsch es doch schien, es hatte sich richtig angefühlt. Konfus.

„Wieso bist du weggelaufen?“

„Weil du so...“ Er rang nach Worten.

„Egal.“

„Nein, du kannst es mir sagen.“

„Sie würde mich hassen.“

„Wer?“

„Meine Liebe.“

Ein Stich in Scarlett' s Brust, ein warmes Gefühl im Herzen, was war das? Ihre Stimme? Diese Stimme im Inneren? Möglich. Sie hob ihre Hand und ergriff seine und er, er ließ es zu. Diese Nacht würde nichts mehr geschehen, nichts.

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt