Kapitel 25

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Mitten in der Nacht wurde Hailey durch ihr unbekannte und unpassende Geräusche wach. Sie kamen eindeutig von draußen. Vorsichtig löste sie sich aus Adam‘ s Umarmung. Der seufzte nur leise auf, verharrte aber in einem tiefen Traum. Leise schlich sie zum Fenster, vorbei an Lauren – wann zur Hölle war der denn ins Bett gegangen? – und starrte hinaus. Kein Licht, keine Regung – HALT! Da war etwas. Eine kleine Gruppierung aus dunklen Gestalten, die sich auf den Wald zubewegte. Sie passierten den Weg, den sie vorhin zum Friedhof benutzt hatten. Wer waren sie? Waren es Angehörige von Mar, die eingeladen worden waren um Lebewohl zu sagen? Nein, das war unmöglich. Diandra Westminster war tot und was mit George war, wusste sie nicht. Ihr fiel auf, dass Mar ihr nie etwas von ihrem Vater erzählt hatte. Warum? Langsam verschluckten die dunklen Baumwipfel die Silhouetten und Hailey schwirrte kurz ein Gedanke im Kopf umher: Soll ich hinterher? Die Entscheidung nahmen ihr zwei sanfte und schöne Hände ab, die sich plötzlich um ihre Taille legten. Sie hätte fast laut aufgeschrien vor Schreck, doch das musste Adam geahnt haben und hielt ihr den Mund zu. Vorsichtig drehte er sie zu sich und in der Dunkelheit leuchteten seine Augen im Spiegel des Nachthimmels. Seine Haare waren zerzaust und Hailey konnte nicht anders: Vom Klischée ausgelacht biss sie sich auf die Lippe. „Was ist los?“, flüsterte er. Lauren grummelte leise und drehte sich auf die andere Seite. „Nichts, da war nur…ach nichts.“, murmelte Hailey. Er lächelte und küsste sie sanft. „Geht’s dir gut?“, fragte er. Sie nickte stumm. Er glaubte ihr nicht, aber er wusste, dass sie jetzt Schlaf besser haben konnte als stundenlange Gespräche. Und so zog er sie wieder ins Bett und wartete erneut, bis sie eingeschlafen war.

Wutschnaubend stampfte das Weib über den Flur und öffnete die erste Tür, die ihr in den Weg kam. Die Rollos des Zimmers waren noch zu und die beiden Mädchen lagen schlafend im Bett. „Mason, Olivia; Jackson, Sophie. Aufstehen! Das Training der motorischen und kampftechnischen Fähigkeiten hat bereits begonnen und ich muss mich doch sehr wundern, dass ausnahmslos niemand von Ihnen es für nötig hält, zu erscheinen!“ Verschlafen zogen die zwei ihre Decken über den Kopf und drehten sich von Liverpool, Coach weg. Fassungslos betrachtete diese die Szene und ihr Augenlid zuckte vor Wut. Wie eine Dampfwalze donnerte sie den Flur entlang und riss jede einzelne Tür auf. Einige Schülerinnen standen verschlafen auf und stellten sich in den Türrahmen. Die Augen zukneifend und völlig fassungslos folgten ihre Blicke Liverpool, Coach. Auch Ava und Chloe gehörten zu den Glotzern. Liverpool, Coach war am letzten Zimmer angelangt und riss die Klinke fast heraus vor Zorn. Verblüfft betrachtete sie den leeren Raum. Wer wohnte hier? Sie dachte nach und rief alle Namen in ihrem Kopf ab, die ihr einfielen. „Westminster und Rose!“, wisperte sie dann. Ein kleiner brennender Schmerz durchzuckte sie, doch dann besann sie sich wieder. Wenn Rose nicht hier war, wo war sie dann? War sie nicht mit diesem Air, Adam in einer Beziehung? Bedeutete das etwa, dass sie bei ihm übernachtet hatte? Die kurze Schockphase hatte sie eindeutig überwunden und machte sich geladen wie ein Strommast auf den Weg zum Jungentrakt. „Sie will doch wohl nicht…“, begann Chloe und schlug sich die Hände vor den Mund. Ava nahm ihre Hand und zerrte sie zum Fenster. „Komm, wir müssen die zwei warnen! Wenn das Kampfweib die beiden zusammen findet, sind sie tot!“ Nur in kurzen Schlafsachen bekleidet rissen sie das Fenster auf und Chloe taumelte ein Stück zurück, bei der Kälte, dir ihr ins Gesicht schlug. „Komm schon!“, forderte Ava und zog sie raus. Da sie sich im ersten Stock befanden landeten sie unverletzt im Schnee und rannten außen herum zu den Zimmern der Jungen. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät.

Hailey wurde von einem Poltern draußen wach und wenige Sekunden später hämmerte jemand schreiend gegen die Fensterscheibe. Lauren fiel vor Schreck aus dem Bett und sprang dann in Abwehrhaltung auf. Erleichtert stellte er fest, dass es nur Ava und Chloe waren, die vor dem Fenster standen und in auffällig kurzen Pyjamas wild gestikulierten. „Was…“, murmelte Adam, der auch langsam aufwachte. Lauren öffnete das Fenster und wurde leicht rot, als er die schöne Chloe in der kurzen Hose und dem Top sah. Die fuchtelte mit ihren Händen herum und er musste sich konzentrieren, um zu verstehen was sie da sagte. „Hailey, Hailey komm, du musst raus hier!“ Plötzlich hörten sie auch vor der Tür Getose und Lauren stellte sich instinktiv davor. Die Klinke wurde herab gehackt und er musste sein komplettes Gewicht gegen diese Naturgewalt stemmen. Adam begriff auch endlich und schubste Hailey Richtung Fenster, bevor er Lauren bei seinem Kampf half. „Was ist denn los?“, murmelte Hailey verwirrt, doch Chloe ergriff nur ihre Hand und zog sie hinaus. Unsanft rutschte sie über den Fenstersims und landete hart auf der kalten Schneedecke. „Bei drei!“, presste Adam hervor und sah Lauren an. Der nickte nur angestrengt und Adam zählte herab. Bei 0 ließen sie den Druck frei und die beiden wurden nach vorne geworfen. Lauren landete mit dem Kopf an der Fensterscheibe und es knackste laut. Adam konnte sich am Bett abstützen und sah erschrocken zum am Boden liegenden Freund. Gott sei Dank kam das ekelhafte Geräusch von der barstenden Scheibe und nicht von seinem Schädel. Doch dann richtete sich derer beider Aufmerksamkeit auf den Türrahmen, in dem nun eine schnaufende Liverpool, Coach stand. Ihr Kopf war rot angelaufen und die Haare standen ab, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. „Wo ist sie?“, knurrte sie. „W…wer?“, stotterte Lauren und rieb sich die Stirn. Adam stand auf und wollte den unverfrorenen Coach hinaus manövrieren, doch die gab ihm so einen heftigen Schlag gegen die Brust, dass er laut aufächzte und auf dem Boden landete. „Wagen Sie es ja nicht!“, fauchte sie. „Wen suchen Sie denn, verdammt?“, stöhnte Adam. Liverpool, Coach riss die Schranktüren auf und verteilte die Kleidung wüst im Zimmer. Die Gesichter der Jungen entgleisten und sie ließen es nur noch über sich ergehen. Nach erfolgloser Suche drehte sich Liverpool, Coach wieder um und war mit einem Schritt bei Adam. „Diesmal,“, begann sie und drückte ihren langen Zeigefinger gegen seine Brust. „kommen Sie noch davon, aber nächstes Mal bin ich schneller!“ Ein irres Lachen entfuhr ihr und salutierend marschierte sie aus dem Zimmer. Völlig geschockt und noch entkräfteter als vor dem Schlaf sank Adam mit dem Rücken auf den Boden und von Lauren kam ein fluchendes, aber leises – wer wusste schon, ob diese Psychopathin nicht noch vor der Tür lauerte - : „Diese Kampfsau hat uns eiskalt zerstört, Bruder!“

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt