Kapitel 80

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Scarlett schlief schon fast, als es an ihre Tür klopfte. Erst leise und zaghaft, doch als sie nicht reagierte, laut und energisch. Muffig rollte sie sich aus dem Bett und schlurfte zur Tür. Als sie sie öffnete, hätte Morgan in seinem monotonen Hämmern gegen das Holz fast weiter gegen ihre Stirn gepocht.

„Wir müssen reden.“ Ohne ein Wort ergriff er ihr Handgelenk und zog sie auf den Flur und dann in sein Zimmer. Dort warteten bereits einige Scarlett bekannt vorkommende Ausbilder. Doch sie kannte nur Alec beim Namen. Morgan hielt sich nicht lange mit großen Reden auf und stellte die anderen jungen Männer als Max, Joshua, Luke und Calum vor. Scarlett hatte schon wieder alles vergessen, sie schlief fast ein und das sah Morgan. Er schob sie zu seinem Stuhl, fegte die Kleidung runter und drückte sie runter. Dann gab er ihr ein Glas Wasser und sie wurde so langsam wieder ansprechbar.

„Darf ich eigentlich fragen, was das hier wird?“, grummelte sie in sich hinein und kippte das Glas runter.

„Wir haben etwas beschlossen. Entweder du schließt dich uns an, oder...“ Morgan stockte.

„Nein, du musst eigentlich. Denn wenn du erstmal Bescheid weißt, gibt es kein Zurück mehr.“ Scar fand, dass er wie in einem schlechten Krimi oder Jugendroman sprach.

„Schieß los“, forderte sie ihn dennoch auf, denn jetzt war sie neugierig.

„Wenn wir in einer Woche ausrücken, werden wir nicht für Resistentia kämpfen.“ Scarlett wirkte unbeeindruckt.

„Ist mir klar, das hat Messelwave schon mehr oder weniger angedeutet.“ An Morgans Blick erkannte sie, dass er auf etwas anderes hinauswollte.

„Schätzchen, so einfach ist es nicht“, bestätigte ein blonder, vielleicht Anfang Zwanzigjähriger. War das Luke oder Max? Scarlett mochte ihn jedenfalls nicht, was bildete er sich denn auch ein, sie „Schätzchen“ zu nennen?

„Als du uns im Wald hinter her gelaufen bist“ - und fast gestorben bist, ergänzte Scar stumm - „haben wir Chloe, Ava und Hailey nach draußen geschleust. Sie werden im Zentrum die zurück gebliebenen Leute versuchen auf ihre Seite zu bringen.“ Obwohl Scarlett ziemlich müde war, verstand sie sofort. Es würde eine Front aufgebaut werden gegen Resistentia. Eine Gegenmacht. Das heißt, dass Morgan und alle anderen Anwesenden und zusätzlich noch die drei Mädchen außerhalb der Meinung waren, dass es dem Orden tatsächlich keinesfalls um eine zurückkehrende Monarchie ging. Und wenn sie ehrlich war, zweifelte sie das auch an. Schließlich ging es selbst bei der Besprechung nicht eine Sekunde um den König. Mittlerweile zweifelte Scarlett ja sogar sein Leben an.

„Resistentia hält den König gefangen“, sprach schließlich Morgan genau das aus, was jeder vermutete, aber niemand wirklich wusste.

„Und wenn nicht? Was, wenn wir uns gegen sie stellen? Sie haben eine Armee, unser Haus ist schon riesig. Was ist, wenn es noch ein weiteres gibt?“ Kurz war es still.

„Mein Gott, selbst eins könnte uns alle innerhalb weniger Sekunden töten.“ Morgan, der die ganze Zeit an seinem Schrank gelehnt hatte, schüttelte den Kopf.

„Und wer hat die Soldaten ausgebildet?“ Er wartete nicht auf eine Antwort.

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt