Kapitel 51

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Schwitzend beugte Robyn sich vor und tastete in dem schwülen Gewächshaus in der Erde nach Knollen, die sie übersehen hatte. Einige fand sie, doch es waren längst nicht alle. Nun, eigentlich hatte nicht sie das Gewächs in den Augen der Nonnen nicht vollständig eingesammelt, aber sie konnte es einfach nicht mit ansehen, wie ein kleiner Junge für seine Unperfektion, die in seinem Alter einfach unmöglich einzuhalten war, bestraft wurde. Und somit kniete sie jetzt im Dreck. „Hast du schon welche gefunden?“, rief sie und wischte sich über die Stirn. „Nein, ich hab doch gesagt, das waren alle. Schwester Catherine glaubt mir nur nicht.“ Um ihn nicht zu kränken ließ das Mädchen die gefundenen Pflanzen in ihrer Rocktasche verschwinden. Sie sah auf und stemmte die schmutzigen Hände in die Hüften. Zwischen den grünen Zweigen trat ein kleiner Junge hervor. Sein Gesicht war dreckig, die Stirn schweißnass und die Kleidung voller Erde. Er legte den Kopf schief und verschränkte die Arme. „Wirklich Robyn, ich habe echt nichts vergessen!“, quängelte er und das brachte das Mädchen zum Lächeln. Sie strich die sich lösenden braunen Haarsträhnen beiseite und stand auf. „Ich glaube dir ja, aber das nützt uns ja auch nichts. Wenn Schwester C einen Befehl erteilt und wir ihn nicht erfüllen, müssen wir höchstwahrscheinlich mit einer Zombieapokalypse oder Schlimmeren rechnen!“ Der Junge lachte laut auf und seine Zähne blitzten hell. „Komm schon her!“, murmelte Robyn und zog ihn an seine Brust. Er reichte ihr gerade mal bis dahin, denn für einen Siebenjährigen war er nicht gerade groß. Manchmal, wenn er besonders leuchtend und fröhlich war, fragte Robyn sich, ob sein ganzes Gewicht wohl nur aus seinem riesigen reinen Herzen bestand. Sein dunkles Haar stand häufig in alle Richtungen ab und das ärgerte die Schwestern, doch Robyn nahm ihn in Schutz. Sein Dank und das Leuchten seiner blauen Augen waren häufig schöner als Weihnachten und Ostern zusammen. Und das, obwohl er von seiner Familie getrennt war. Nun, das war Robyn auch, aber sie war kein Erstklässler, der nicht nur seine Mutter, sondern auch seine Schwester in der Ungewissheit sah. Robyn war geschwisterlos und ihren Eltern würde es schon gut gehen, schließlich hatten sie ihr damals beruhigend zugeredet, als sie von den Nonnen und Aufsehern aus Regenerationis und einigen Offizieren aus Haus Pugno abgeholt wurde. Das Mädchen besann sich wieder auf das Wesentliche und sah herab auf den Scheitel des Jungen. Er hatte seine Arme um ihre Taille geschlungen und atmete tief ein und aus. „Und du bist dir sicher, dass wir wirklich nichts übersehen haben? Du weißt was auf uns zukommt, wenn wir Schwester Catherine anlügen müssen!“ Der kleine Kopf nickte. „Ganz sicher!“, flüsterte er in ihre ausgewaschene Schürze. „Na gut, dann lass uns ins Labor gehen.“ Das Labor war genau genommen nur ein Spitzname für die kleine Hexenküche in der die zwei eingeteilt waren. Haus Regenerationis besaß davon mehrere tausend, zumindest vermuteten sie das und um sich dabei  auch zu Recht zu finden, verwendeten sie diese Bezeichnungen. Die beiden traten zum Ausgang und auf dem kurzen Spalt zwischen Kräutergarten beziehungsweise Gewächshaus und Gebäude schlug ihnen eisiger Wind in die warmen Gesichter und Robyn ergriff die Hand des kleinen Jungen. Sie öffnete den Eingang des Hauses und die beiden huschten hinein. „Na los, George, lass uns Schwester C ein bisschen ärgern.“

Keuchend sank Morgan auf Scarlett‘ s Oberkörper. Sie lag mit dem Rücken auf einer Ablage und ihre Beine baumelten rechts und links von Morgen‘ s Unterkörper in der Luft. Ihr Atem ging schnell und die unglaubliche Hitze begann langsam abzuklingen. Morgan‘ s Kopf lag auf ihrer Brust und ihre Hände verharrten in seinen dunklen Haaren. Immer wieder strich sie über seinen mit Perlen übersäten Nacken. Eine Weile blieben sie einfach so in dieser Position, doch da hörten sie eine plötzlich eine Tür aufgehen und noch ehe sie sich rühren konnten einen hohen Schrei. Morgan hob den Kopf und Scarlett tat es ihm gleich. Neben ihnen stand eine Frau mit Haarnetz und Gummihandschuhen. Sie hielt sich beide Hände vor den Mund und ihre Augen waren weit aufgerissen. „Was tun Sie denn hier?“, quiekte sie und ihre wurstigen Finger dämpften den schrillen Ton kein bisschen. „Sie haben doch wohl nicht etwa…“, sie brach ab und sah von den verschlungenen Körpern immer wieder auf die Ablage, auf der sie eigentlich gerade vorgehabt hatte das restliche Obst zu schneiden. „Ich meine…“ Ihre Augen wurden immer größer und Morgan war der erste, der sich von den dreien bewegen konnte. Er löste sich von Scarlett und sofort presste sich die Frau die Hände auf die Augen. Morgan grinste leicht und sammelte seine und Scarlett‘ s Klamotten ein. „Das können Sie doch nicht machen. Das verstößt mit Sicherheit gegen die hygienischen Vorschriften.“, brabbelte die Kantinenfrau weiterhin blind. „Nicht nur gegen die.“, murmelte Morgan und verdrehte leicht die Augen. Er schlüpfte in seine Kleider. „Aber wenn ich es mir so Recht überlege kann ich Ihnen ja einen Vorschlag machen: Sie stellen diese…“, begann die Frau zu quasseln und suchte nach dem richtigen Wort, „Szene mit mir nach und ich werde sie dafür auch nicht melden!“ Scarlett wollte gerade wild losprusten, als Morgan eine Hand auf ihre Lippen presste und die andere um ihre Taille schlang. Energisch zog er sie hinaus und ignorierte die weiteren Angebote der Küchenfee gekonnt. Draußen auf dem Gang nahm er dann seine Hand von Scarlett und küsste sie kurz auf die Lippen. Sein amüsierter Blick wurde ernst und er schien nach Sätzen, nach Sinn zu suchen. „Ich…“, begann er und augenblicklich erstarb das Lachen der Goldenen. „Es tut mir leid.“, murmelte er und ließ eine völlig verwirrte Scarlett vor der Küche stehen.

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt