Martha Liverpool war gerade vom Frühsport, der aus einer Joggingrunde bis zum Haus Defensio bestand, der Zehn- bis Vierzehnjährigen gekommen und ärgerte sich maßlos, dass sie immer noch nicht dazu befugt war ihre Roulladenspieße wieder einzusetzen, als ihr im Eingangsbereich des Wohngebäudes Coach Morgan und diese Neue entgegenkamen. Sie lag in seinen Armen und Martha verdrehte die Augen. Was war denn nun schon wieder passiert? Eigentlich wollte sie sich sofort umdrehen und auf den Weg zu ihrem Zimmer machen, doch Morgan hielt sie auf. „Coach Liverpool, könnten Sie die restliche halbe Stunde vom Kampftraining übernehmen? Meine Schüler sind noch in der Halle!“ Martha stöhnte leise auf. „Bin ich im Recht mit der Annahme, dass Sie nicht weiter ausbilden, weil Sie Coach Scarlett flachlegen wollen?“ Morgan‘ s Gesichtszüge entgleisten. „Ist das ihr Ernst?“ Er wurde laut. „Bin ich im Recht mit der Annahme, dass Sie gerade erröten, weil ich mit meiner vorherigen Annahme im Recht war?“ Morgan runzelte die Stirn. „Was?“ Martha grinste dreckig. „Also bin ich im Recht.“ Morgan schüttelte den Kopf und sah kurz auf Scarlett herab. „Wenn Sie meinen, es wäre jedenfalls sehr freundlich von Ihnen mich zu vertreten.“ „Wäre ja das erste Mal!“, bemerkte Martha gelangweilt. „Das hatte seine Gründe!“, knurrte Morgan fest und Scarlett sah auf. Sie hatte aufgehört zu weinen und befreite sich nun aus seinen Armen. Er stellte sich halb vor sie. „Oh ja, der Tod einer Schülerin mit der Sie rein rechtlich weder freundschaftlich noch sexuell oder anderweitig verkehren dürfen ist natürlich ausschlaggebend, das Training der motorischen und kampftechnischen Fertigkeiten für mehrere Tage ausfallen zu lassen.“ In diesem Moment starb irgendetwas in Morgan. Vielleicht seine Selbstbeherrschung, vielleicht seine Achtung vor dieser Frau, jedenfalls trat er mehrere Schritte nach vorne und nur Scarlett, die sich an seinen Arm klammerte konnte ihn zurück halten. „Morgan!“, ächzte sie und zog ihn mit aller Kraft zurück. „Morgan, ignorier sie! Sie ist es nicht wert!“, japste sie und sprang auf seinen Rücken. Der Zorn in Morgan‘ s Augen klang nicht ab, er verstärkte sich nur noch mehr und somit schüttelte er Scarlett ab. Martha beobachtete das belustigt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was jetzt, Bimbo? Verdreschen Sie mich jetzt?“ Sprachlos stand Scarlett einfach nur da und starrte Martha Liverpool an. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da eben gesagt hatte. Sie musste sich verhört haben. Dass sie eben das nicht getan hatte, bewies, dass Morgan ausholte und mit einem tiefen Grollen in der Brust auf das Weib losging. Scarlett fasste sich wieder und kurz bevor Morgan‘ s Faust die feixende Liverpool treffen konnte, stellte sie sich dazwischen und hielt mit aller Kraft seine Hand fest. Morgan‘ s Atem war hektisch und er schnaubte wie ein Stier. „Morgan, Morgan sieh mich an!“, schrie sie immer wieder und fragte sich, warum zur Hölle niemand kam und ihnen zur Hilfe eilte. Allmählich senkte Morgan seinen Blick und seine dunklen Augen trafen auf die der Goldenen. Sein Herzschlag normalisierte sich und er verlangsamte seinen Atem. „Tu es nicht.“, wisperte Scarlett und Tränen lagen in ihren Irden. Auch sie hatte einen rosigen Hauch auf den Wangen erhalten und ihre Brust hob und senkte sich zu schnell, zu stark, zu schön. Ihre Hände mit denen sie Morgan‘ s festhielt zitterten vor Anstrengung und Morgan entspannte langsam seine Muskeln. Mit einem letzten, hasserfüllten Blick bespuckte er Martha Liverpool, löste Scarlett‘ s Umklammerung und zog sie dann am Arm von der Kampfsau fort. „Morgan, wo willst du hin?“, quiekte sie. Im Laufen drehte er sich nochmal um und fing Liverpool‘ s Blick ein. „Wenn Sie“, verächtlich kniff er die Augen zusammen „es auch nur wagen sollten, einen meiner Schüler auch nur zu berühren, werde ich dafür sorgen, dass mich nächstes Mal niemand aufhält!“ Ohne auf eine Reaktion zu warten richtete er den Blick wieder nach vorne und lief schneller. Scarlett musste mittlerweile rennen um mit ihm Schritt zu halten. „Morgan, jetzt bleib doch mal stehen!“ Doch er hörte nicht auf sie und plötzlich zog er sie rechts in eine Tür hinein. Sie fand sich offensichtlich in der Küche des Internats wieder. Die meisten Speisen waren schon vorbereitet und in Thermobehältern bereit gestellt und das Personal schien in der Ruhe vor dem Sturm nochmal eine Pause zu machen. Sie waren alleine und Morgan, der blieb endlich stehen. Er kehrte ihr den Rücken zu und stützte sich auf eine Ablage. „Halt mich niemals wieder auf, wenn jemand wie sie“, das Wort sprach er mit voller Verachtung aus „ihre dreckige Schnauze nicht halten kann!“ Scarlett‘ s Herz hämmerte wild gegen ihre Rippen. Du hast das Richtige getan. Danke Sie fuhr sich durchs Haar. Sie wusste auch so, dass sie richtig gehandelt hatte, dafür brauchte sie nicht ihre schizophrene Zweitstimme. „Du hättest es bereut Morgan!“ Ruckartig drehte er sich um und sie sah Tränen in seinen beinahe schwarzen Irden. „Wegen solchen niederen Kreaturen sind meine Ahnen gestorben Scarlett! Wegen solchen Arschlöchern saß Mandela 27 Jahre.“ Scarlett blinzelte mehrmals. „Wegen solchen Missgeburten leben wir bis heute in Furcht.“ Er flüsterte nur noch. Und da fand Scarlett genau die richtigen Worte. „Und wegen solchen Menschen willst du nicht von den Offizieren ermordet werden.“ Sie wunderte sich selbst, wie sie plötzlich darauf kam, dass der Resistentia-Orden tötete. Es war, als hätte gerade nicht sie, sondern die andere Seele gesprochen. Auch Morgan schien sprachlos und einige Sekunden lang hörte man nur ihren hektischen Atem. Dann warfen sich beide einen unmissverständlichen Blick zu und binnen Bruchteilen eines Momentes pressten sie ihre Lippen aufeinander und Scarlett schlang ihre Beine um seine Hüfte. Morgan legte seine Arme um ihren Oberkörper und sie strich ihm sanft durchs Haar. Die Kleidung fiel wie von selbst zu Boden und beide verloren sich in ihrem Schmerz und fanden sich in unglaublicher Nähe und Zärtlichkeit wieder.
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Die Soldatin
FantasyMisstrauisch blickte Mar aus dem Fenster. Ihr Atem schlug an das kalte Glas. Ruckartig zog sie die Vorhänge zu. „Okay, pass auf. Ich erzähle es dir einmal und dann nie wieder, verstanden?“ Hailey nickte. „Wir wurden her gebracht um zu kämpfen.“ Verw...