Kapitel 1 - Zwei identisch verschiedene Seiten

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Langsam und gleichmäßig massierte sie ihre Schläfen, dabei schloss sie entspannt die Augen. In ihr drinnen war sie jedoch alles andere als entspannt. Ihr Schädel drohte zu explodier und ihr Puls lief anscheinend gerade einen Marathon und ihre Nerven spielten gerade Seilhüpfen mit ihrer Geduld.

Ihr wurde ganz heiß und es fühlte sich fast so an als wären ihre Sachen die sie am Körper trug plötzlich drei Nummern kleiner. Doch saß sie scheinbar vollkommen ruhig da.

Alles im allen war das hier gerade die Ruhe vor dem Sturm, das wusste ihr gegenüber aber noch nicht.

„Ich bitte Sie, das war nun wirklich nicht so schlimm" versuchte er herunterzuspielen.

Betont langsam nahm sie die Hände runter und stütze ihren Kopf nachdenklich an ihnen ab. Sie sagte rein gar nichts.

„Kensington?" fragte er vorsichtig, sichergehend, dass sie ihm noch zuhörte.

Unbeeindruckt ließ sie sich aber noch Zeit zu antworten. Im Kopf spielte sie noch einmal das erzählte Szenario ab. Am Ende ihres Kopfkinos, steigerte sich das Tempo von ihrem Puls noch einmal.

„Bitte sagen Sie doch etwas" murmelte er verzweifelt.

Wieder einmal, dieses Mal zum letzten Mal, nahm sie die Arme runter und atmete tief ein. Mit einer Gelassenheit, die sie selbst nicht ganz verstand, sagte sie:

„Fehler passieren, vor allem in der Ausbildung."

Mit ernstem Blick sah sie ihn an. Hoffnung und Erleichterung spiegelten sich plötzlich in den zuvor verängstigten Augen des Jungen.

„Doch das, was du bei diesem Einsatz aufgeführt hast, ist unentschuldbar" fügte sie nun mit strengem Ton hinzu. Somit trampelte sie seine Erleichterung wieder nieder und die Angst kam erneut zurück.

„Aber..." begann der Junge stotternd, doch sie unterbrach ihn:

„Du", begann sie scharf „hast nicht nur die Befehle ignoriert die dir der Beamte gab, sondern auch seine Autorität mit deinem Verhalten einfach untergraben. Noch dazu hast du mit deiner entsicherten Waffe, eine Massenhysterie ausgelöst, weil du, in deiner ewigen Dummheit, auch noch herumgeschrien hast: „Haltet den Mund oder ich drück ab!" dabei hast du auf die Menschen gezielt und als der Beamte dich bremsen wollte, hast du ihn auch noch beschimpft." fasste sie wütend zusammen. Durch dringlich sah sie ihn an und wartete auf eine Reaktion, oder eine Erklärung, doch sie bekam nur verängstigtes Schweigen.

„Es hätten Menschen dabei sterben können" erinnerte sie vorwurfsvoll.

Beschämt senkte er seinen Kopf. Er erinnerte sie etwas ein einen kleinen verängstigten Schuljungen, der gerade Rüge von seinem Lehrer bekam.

Schnaufend lehnte sie sich in ihrem unbequemen, schwarzen Bürostuhl zurück und musterte den Jungen.

Das war nicht das erste Mal, dass er einen Einsatz verpatzt hatte. Teilweise war das ja in Ordnung, wie zuvor gesagt, Fehler passieren in der Ausbildung und aus Fehlern lernt man. Das jedoch war zurückzuführen auf stumpfsinniges Verhalten, keinen klaren Kopf bewahren und einfach Überforderung der Situation. Sicher, jeder Auszubildender ist ab und zu überfordert, aber dann sollte man trotzdem einen halbwegs klaren Kopf behalten und keine Zivilisten mit einer entsicherten Waffe bedrohen. So etwas brauchte die Polizei nicht.

Wer den Gehorsam verweigert, war bei ihnen falsch.

Tief atmete sie ein und entschied sich.

„Du bist für mindestens zwei Wochen suspendiert, in der Zeit werde ich das mit dem Chef bereden was dann mit dir passieren wird" sagte sie fast gefühlskalt.

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