Kapitel 75 - Bittersüßer Tod

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Es war, als könnte sie fliegen. Alles um sie herum, war nicht existent und nichts hielt sie fest. Die Freiheit rief nach ihr und sie wollte unbedingt dort hin. Der Weg war so hart und so vieles hatte sie erlebt. Es war nun an der Zeit für sie zu gehen. Diese Welt zu verlassen und in ein neues Leben ein zu tauchen. Es war nicht so wie beschrieben. Sie sah ihr eigenes Leben nicht an ihr vorbei ziehen. Das war eine Lüge. Stattdessen sah sie die Gesichter von den Menschen, die ihr Leben an meisten geprägt hatten. Auch das von Julia und Daryl, von der ganzen Gruppe einfach. Vermutlich war das Leben vor dieser Apokalypse so eine Art Warteraum. Als würde man beim Arzt sitzen und einen schmerzhaften Eingriff vornehmen. Man saß da, in einem sterilen Raum, und sah in die Gesichter die mit in diesen Raum waren. Dauerhaft verdrängte man den Gedanken an schmerz, bis die Tür aufging und man hineingerufen wurde. Auch wenn sie nicht alles richtig gemacht hatte, war sie zufrieden mit sich. Also war es an der Zeit zu gehen. Ihr Körper war nicht mehr da und nur noch ihre Seele blieb übrig, alles um sie herum verschleierte allmählich. Die Gesichter und Ereignisse wurden immer unschärfer, ihre Emotionen fielen von ihr ab und kurz darauf...starb sie einfach.

Zu lange saß er schon da und bangte um ihr Leben. Er schaffte es nicht in das Labor zu gehen und sie dort liegen zu sehen. Rick wich nicht von seiner Seite. Er sprach zwar kein Wort mit ihm, aber das war ihm egal, es tat gut nicht alleine zu sein. Dafür war er ihm dankbar. Schnaufend vergrub er sein Gesicht in seinen Händen. Seine Gedanken kreisten ihn ein und sonderten ihn von der Welt um ihn herum ab. Wenn Leo sterben würde, wüsste er nicht was er tun sollte. Warum sind sie nicht früher los gezogen? Warum war er so mit seinem Zorn beschäftigt und hatte nicht gesehen wie es Leonie ging?! Egal wie, sie musste Leben. Er hatte ihr alles vergeben, alles was sie je falsch gemacht hatte, er wollte sie nur in seinen Armen wissen, wohl auf und lebendig.

Die Tür zum Labor wurde aufgerissen.

In einer schnellen Bewegung sah er auf. Es war Michonne. Sie sah ihn mit großen Augen an. Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn und Überforderung stand in ihrem Gesicht geschrieben.

Daryl erwartete eine Reaktion, aber sie kam nicht. Leo war also gestorben...

„Adrenalin!!“ schrie Julia.

 Im Labor spielte sich das reinste Chaos ab. Maggie war über Leonie gebeugt und versuchte sie per Herzdruckmassage zu reanimieren. Doch schon zu lange hatten sie kein Lebenszeichen mehr gehabt. Fast die ganze Gruppe hatte sich versammelt und bangte um ihr Leben.

 Gwen rannte los und kramte hektisch in den Schubladen und Schränken herum.

 „Los! Beeilung!“ rief Julia verzweifelt.

 „Du stirbst mir heute nicht weg, hast du das verstanden?“ keifte sie Leo an. Die Blutung konnten sie stoppen, doch das Kind hatte keine Chance. Es sollte vermutlich auch nicht sein, doch das Leben von Leo, würde sie retten, komme was wolle!

 „Ich hab’s!“ rief Gwenn und zog das Adrenalin auf eine gigantische Spritze auf.

 „Her damit!!“ drängte sie und streckte die Hand danach aus. Hastig übergab Gwen die Spritze. Maggie kletterte von Leo runter und für einen Moment war es still.

Julia musste sich konzentrieren. Es war wichtig die richtige Stelle zu finden. Zittrig tastete sie das Brustbein ab. Als sie sich sicher war, hob sie die Spritze hoch und rammte sie mit voller Wucht in Leos Brust. Den Kolben drückte sie sofort runter und...

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