Kapitel 35 - Leibeigene

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Wimmernd brach sie in die Knie. Beide Hände vor dem Mund.

„Nein...“ schluchzte sie durch ihre Hände, „Nein...“

In ihr regte siech der Brechreiz, mühselig versuchte sie ihn zu unterdrücken. Nicht wissend, wie sie reagieren sollte, schloss sie die Augen und presste ihre Lieder zusammen. Bunte Lichtblitze zuckten durch die Dunkelheit, als sie sie wieder öffnete, hoffte sie, dass das Bild verschwand. So war es aber nicht. Das hier war das Tor zur Hölle, die Folterkammer des Teufels!

Menschliche Gebeine lagen herum, abgenagt, ausgeschlachtet. Sie blickte in die Gesichter unzähliger Toten. Eine Art blutige Küche war eingerichtet. Sie sah ein blutverschmiertes Hackbeil, verschiedene Messer, eine kleine Säge, Töpfe, eine große Wanne, eine Abwasch. Manche Leichen waren aufgehängt, wie die Schweine im Schlachthaus. Der Boden war voller Blut und Gedärme. In einer Ecke lagen Knocken, so verdammt viele Knochen! Das war keine Leichenkammer, das war ein Kannibalischer Schlachthof. Hier wurden Menschen hingerichtet und tranchiert.

„Hilfe...“ gluckste eine Stimme. Entsetzt blickte sie auf. Ein Mann hing zwischen den anderen und sah sie an. Leo stieß einen spitzen Schrei aus. Dieser Mann lebte! Unmöglich. Ein Bein fehlte ihm und sein Bauch war offen, wie konnte er verdammt noch mal leben!? Der Mann, ein farbiger, sah sie mit Tränen an.

„Leonie...bitte hilf mir...“ hauchte er. „Sie...fressen...“ gluckste er. Dieser Mann kannte sie! Bis ins Mark erschüttert saß sie mit weit aufgerissenen Augen da.

„Leo, ich bins, T-Dog...“ hustete er. „Erlöse mich...“

„Ich..ich...“ stotterte sie. Ihr Körper begann zu zittern. Leonie stand unter Schock.

„Töte mich!“ schrie er plötzlich. Sie zuckte zusammen, stand aber auf. Langsam ging sie auf ihn zu. Beißer, an die hatte sie sich gewöhnt, aber das hier, grenzt an Wahnsinn.

„Was passiert hier...“ hauchte sie und sah zu ihm auf.

„Rette die anderen und hau ab von hier...“ sagte er schwach.

„Wo sind die anderen?“ hinterfragte sie.

„Güterwagon.“ aus seinem Mund sprudelte das Blut. „Beeil dich, er kommt gleich wieder...bitte, hilf mir...“

„Okay...“ flüsterte sie unter Tränen. Leonie fühlte wie sie innerlich in kippte. Sie war kurz davor einfach psychisch zusammen zu brechen. Das war einfach zu viel, viel zu viel! Einen klaren Gedanken fassen, war für sie im Moment unmöglich, sie stand nur da und betrachtete T.

„Das hättest du nicht sehen dürfen.“ hallte eine Stimme hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um. Gareth stand hinter ihr.

„Was ist das hier?!“ schrie sie hysterisch.

„Nach was sieht es denn aus?“ fragte er mit einem dreckigen Grinsen.

„Nach purer Grausamkeit und nach der Arbeit eins psychisch kranken Wichser!!“ schrie sie ihn an.

„Nach überleben.“ verbesserte er sie und kam auf sie zu. Panik stieg in ihr auf. Suchend sah sie sich um. In einen der Leichen steckte ein großes Messer. Flink sprang sie hin, zog es mit mühe heraus und stellte sich wieder schützend vor T-Dog hin. Gareth blieb stehen und hob beruhigend die Hände.

„Das willst du doch gar nicht...“ redete er auf sie ein.

„Da wäre ich mir nicht so sicher!“ Leonie umfasste das, durch das Blut rutschige Messer, mit beiden Händen und hielt es drohend vor sich. Gareth kam langsam näher.

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