Kapitel 70 - Vater

784 60 5
                                    

„Nein, nein, nein...“ murmelte Leo als sie auch den dritten positiven Schwangerschaftstest in der Hand hatte.

„Scheiße!“ fluchte sie und schmiss den Test in die nächste Ecke.

„Leo, beruhige dich, das ist nicht gut für dich...“ versuchte Gwen sie zu beruhigen. Leo stützte sich auf dem Waschbecken ab und ließ den Kopf hängen.

Schwanger. Nie wollte sie Kinder haben, vor allem nicht während der Apokalypse, von einer Vergewaltigung. Was würde Daryl dazu sagen?! Leo sah ruckartig auf.

„Mach es raus!“ zischte sie und sah Gwen bettelnd an.

Gwen riss die Augen auf und stolperte ein paar Schritte zurück.

„Du willst es umbringen?!“ keuchte sie.

„Gwen, es ist von Owen, ich will dieses Kind nicht!“ rief sie voller Verzweiflung. Überfordert sah Gwen sie an.

„Leonie, du stehst unter Schock, bitte schlaf noch eine Nacht über alles und morgen reden wir mit einander über alles, was haltest du davon?“ schlug sie vor.

Leos zitternde Hand legte sich auf ihren Bauch. Schwanger, hallte es in ihren Kopf.

„Du musst mir etwas versprechen...“ hauchte Leo und sah Gwen streng an. „Nein, schwöre mir, dass du es niemanden sagst, das bleibt unter uns zwei.“ Verlangte sie. Gwen zögerte nicht lange und nickte.

„Danke.“ Hauchte Leo. Rasch sammelte sie die Tests ein und schmiss sie in den Müll. Sie musste hier raus!

„Ich brauch frische Luft...“ murmelte Leo niedergeschlagen.

„Soll ich mit kommen?“ fragte Gwen, doch Leo winkte ab.

„Nein, ich geh nur auf den Flugplatz, bleib hier.“ Sprach sie und verließ die Toiletten. Rasch ging sie in ihr Zimmer, ohne all zu große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unter ihrem Bett kramte sie ihre Waffen und ein Messer heraus. Rasch prüfte sie die Munition und zog sich etwas anderes an. Eine Schwarze Jeans und ein rotes Top. Flink band sie ihre Haare zusammen und schmiss sich Daryls Poncho über um die Waffen zu verstecken. So verließ sie das Zimmer. Als sie an der Kantine vorbei ging, wo schon alle über das frisch gekochte Wild herfielen, ging Leo schnell vorbei.

„Wo willst du hin?“ fragte eine rauchige Stimme. Leo blieb ertappt stehen und drehte sich um. Daryl schleckte sich gerade seine Finger ab und sah sie misstrauisch an.

„Ich hab seit Tagen nicht mehr Sonnenlicht gesehen, ich geh die Zäune checken und eine runde laufen.“ Redete sie sich raus und ging einfach weiter, ohne auf eine Reaktion zu warten. Schnellen Schrittes verließ sie die Basis und sogar den Flughafen. Ihr Weg führte sie raus auf die verlassenen Straßen. Es war angenehm warm und nur vereinzelte Wolken zogen sich durch den sonst strahlend blauen Himmel. Den Gedanken, dass das was sie hier tat eigentlich Lebensmüde war, hatte sie nicht. Die neuen Erkenntnisse verschleierten ihr rationales Denken. Verloren wanderte sie durch die verlassene Vorstadt. Ein Beißer saß an eine Hausmauer gelehnt und bemerkte sie. Langsam zog sie ihr Messer und hielt es mit der Schneide nach unten. Allmählich rappelte sich die stinkende Bestie hoch und torkelte auf sie zu. Leo fletschte die Zähne und schnellte nach vorne. Mit voller Wucht stieß sie zu und erledigte den Streuner. Blut spritzte ihr entgegen, welches sie sich emotionslos weg wischte.

Unbeeindruckt ging sie weiter. Irgendwann bog sie rechts ab und kam in eine kleine Einkaufsstraße. Langsam ging sie an den Läden vorbei. Vor einem Geschäft blieb sie stehen. Das Glas war noch ganz, aber verstaubt. Vorsichtig wischte sie mit ihrem Unterarm drüber um hindurch zu sehen. Im Schaufenster waren Stofftiere, Kinderwagen, Gitterbetten und Babygewand ausgestellt. Schwer seufzend legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Was sollte sie tun? Der kleine Wurm konnte nichts dafür was passiert war, doch andererseits wollte sie nicht dass ihr Kind in einer Welt wie dieser aufwächst. Auch wenn die Basis sicher war, man konnte nie wissen. Was wenn irgendetwas passieren würde? Mit einem Baby fliehen war einfach unmöglich. Das war keine Welt für Kinder. Tränen stiegen ihr in die Augen. Was war Richtig und was war Falsch? Sie hatte keine Ahnung welchen Weg sie gehen sollte. Was würde Daryl sagen? Schlimm genug, dass sie ihn betrogen hatte, doch nun ein Kind von einem anderen Mann?! Die Hoffnung stieg ihn ihr auf, dass es vielleicht doch von Daryl sein könnte, doch das war unmöglich. Zu lange hatte sie nicht mit ihm geschlafen. Niedergeschlagen schlug sie beide Hände vors Gesicht und begann laut zu weinen. Was sollte sie nur tun!?

The Walking Dead... etwas andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt