Kapitel 24 - Biss

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So passierte nun doch das Wunder, was jeder brauchte. Die Gruppe war wieder zusammen und vereint. Leo und Daryl brachten sie zum Haus, in welchen sie nun wohnten, wo Hershel seine Töchter mit Tränen der Freude begrüßte. Leo wusste in diesen Moment, dass es Schicksal war und das es ihre Bestimmung war, in dieser Apokalypse weiterhin zu bestehen. Sie alle, als Gruppe vereint, waren so oft getrennt, wurden zerrissen, verletz, und entmutigt, doch hielten sie zusammen und nach so langer Zeit, standen sie immer noch auf den Beinen und kämpften weiter. Leo sah wie der verlorene Teil in das neue zu Hause eintrat und konnte die Tränen kaum zurückhalten. Neben ihr stand Daryl, der ihre Gefühle wahr nahm und sie an sich drückte. Als alle im Haus waren kam endlich etwas Ruhe ein und nach der Zimmeraufteilung stand das gemeinsame Essen an.

Viel gab es nicht. Dosenessen, mit selbst gepflückten Obst aus den Nachbargärten und Wasser. Das wenige reichte aber zumindest um den knurrenden Magen ruhig zu stellen. Wie gerne hätte Leo mal ein saftiges Steak mit Pommes oder Lasagne... doch Wunschdenken konnte man sich in diesen Zeiten nicht leisten.

Schon bald brach der Abend an und alle gingen zeitig ins Bett. Die nächsten Tage waren ruhig und friedlich. Von Beißern gab es überhaupt keine Spur. Immer wieder rückte eine Gruppe aus um Lebensmittel zu organisieren. Manchmal war die Ausbeute gut, manchmal schlecht, aber sie mussten zufrieden sein mit dem was sie hatten. Beißervorfälle gab es nur vereinzelt und sind da weil immer gut ausgegangen. Doch was Leo nicht wusste war, dass das die Ruhe vor dem Sturm war...

Seit drei Wochen regnete es fast Tagtäglich. Sommergewitter überraschten sie immer wieder was das Wohnen etwas ungemütlicher machte, vor allem da es nun wieder keinen Strom gab. Die Gruppe saß am großen Esstisch zusammen und schwiegen sich an. Leo sah verträumt die Scheiben an und sah zu wie die Wassertropfen gegen die Scheibe trommelten. Immer wieder erhellten Blitze die Umgebung. Es war zwar erst Mittag, aber durch die dicken grauen Wolken verdunkelte sich alles.

„Wie wäre es mit einem Kartenspiel?“ fragte Hershel vorsichtig. Er bekam aber keine Antwort. Jeder für sich war in seiner eigenen Traumwelt gefangen und wollte oder konnte sich nicht daraus befreien. So wurde es im Raum wieder Still. Die einzigen Geräusche die man hören konnte war der Regen und das laute Donnergrollen. Desto länger man dem Naturschauspiel zuhörte, desto mehr verfiel man in eine unheimliche Trance, wo die schlimmsten Alpträume auf einen warteten. Leo lauschte in diese Dunkelheit hinein und wurde immer mehr gefesselt. Im inneren dieser eigenen Hölle konnte sie die Beißer hören die sie auf jedem Schritt und Tritt begleiteten. Wie sie röcheln, schlurfen und an den Türen kratzten. Dieses Angstgefühl fesselte sie immer mehr und Panik machte sich in ihr breit. Dieses Leben, war ein wahr gewordener Alptraum. Voller Angst, Hass und Hoffnungslosigkeit. Wo Essen und Trinken, Luxusmittel waren, ein sicherer Ort, ein Wunder war und wo Menschen, denen man vertrauen konnte, heilig waren.

Ihre Fantasie wurde immer lebendiger, die Beißer kratzten immer lauter, dringlicher und plötzlich, wurde die Fantasie Realität:

„Hört ihr das?“ fragte Michonne alarmiert.

Rick griff instinktiv nach seiner Waffe und starrte zur Tür. Fast gleichzeitig, erbebte die Tür unter heftigen Schlägen.

Die Beißer hatten sie gefunden.

Knapp danach standen sie vor der Balkontüre und kratzten gierig an den Scheiben.

„Nein!“ keuchte Carl und stand panisch auf. Leo erhob sich langsam und sah in die Runde. In jedem Gesicht spiegelte sich die Angst, aber auch Nachdenklichkeit. Jeder für sich überlegte sich einen Plan.

„Normaler weise können sie doch nicht hier rein kommen, oder?“ fragte Carol ängstlich. Die Frage wurde auf grausame Art beantwortet: Die Scheibe begann zu brechen.

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