Kapitel 63 - Am seidenen Faden

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Julia atmete kaum mehr. Ihr Blick wanderte immer wieder zwischen dem Heilmittel und Shane hin und her. Auch Owen, der im Kreuzfeuer stand, fühlte sich sichtlich unwohl. Ein Kurzer Blick zu Rick, zeigte ihr, dass der Anführer überfordert war. Was ganz natürlich war. Immerhin war Shane sein bester Freund und Kollege gewesen. Auch ein Grund warum Julia schlechte Karten hatte. Hilfesuchend sah sie zu Joey, welcher aber noch immer Shane mit seinen Blicken tötete. Unruhig biss sie sich auf die Lippe und drückte weiter ihre Hand auf ihre Wunde. Hinter ihr raschelte etwas, doch sie wollte ihren Konkurrenten nicht aus den Augen lassen. Daryl tauchte knurrend in ihrem Blickfeld auf, ging aufgeplustert zu Owen und schnappte sich einfach das Heilmittel.

„Dieses Heilmittel haben wir dank Leonie, also sollte es auch ihre beste Freundin bekommen!“ brummte er streng und funkelte Shane an.

„Sehe ich genau so.“ sprach Joey.

Shane spannte seine Schultern an und verzog seine Miene zu einem hasserfüllten Ausdruck.

„Das ist unfair.“ Sprach Carol Plötzlich. Geschockt sah Julia die kurzhaarige an.

„Was?!“ keuchte sie entsetzt.

„Beider Leben ist wichtig, wir können nicht einfach so entscheiden wer stirbt und wer nicht!“ protestierte sie und stand auf.

„Ich kann diese Gruppe beschützen, ihnen Sicherheit geben.“ Sprach Shane mit erboster Stimme. „Ich habe die besseren Reverenzen!“ 

Julia verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

„Stimmen wir ab.“ Schlug Joey vor.

„Das ist keine Entscheidung die andere fällen sollten, wir kämpfen darum!“ bestand Shane und ging ein paar Schritte auf Daryl zu. Dieser blockte ihn sofort ab und packte ihn an der Schulter.

„Niemand wird hier kämpfen.“ Brummte Daryl ruhig aber beschwörend.

„Wie sollen wir es sonst machen?“ fauchte Shane.

„Das ist doch lächerlich, Julia sollte das Mittel bekommen, sie kämpft schon seid Anfang an mit uns!“ polterte Maggie. Shane drehte sich zu ihr um und stapfte auf sie zu. Nur wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen. Sie versuchte stand zu halten und machte sich so groß sie nur konnte. Wirkte aber neben ihm immer noch zierlich.

„Wer gibt dir eigentlich das Recht dazu sich einzumischen?!“ grunzte Shane. Es sah so aus, als würde er ihr gleich eine verpassen. Maggie verzog das Gesicht zu einer herablassenden Miene, doch bevor es noch eskalieren konnte, griffen Rick und Daryl ein.

„Wir werden eine Lösung finden!“ bestand Rick und zog Maggie weg von ihm.

„In dieser Welt müssen die stärkeren überleben. Die Schwächeren bleiben einfach zurück, das ist doch ganz simpel!“ polterte Shane. Er lief aufgebracht im raum herum, Julia hielt sich zurück und betrachtete das Spektakel.

„Wenn ich überlebe, werde ich euch beschützen, bis zum Ende! Mit mir habt ihr bessere Chancen als mit ihr!“ sprach er weiter. Es hörte sich an wie eine schlechte Wahlrede, das traurig war, dass es sogar jemanden ansprach.

„Das sehe ich genau so.“ stimmte Carol zu.

„Carol!“ mahnte Michonne. „Julia sollte es bekommen!“

Man sah sofort, dass alle, außer Carol, für sie waren, doch Shane steckte voller Überraschungen.

„Wenn sie es nicht bekommt, gehe ich und dann gibt es für niemanden mehr ein Heilmittel.“ Ihre Stimme war klein und kläglich. Doch auch wenn sie sehr leise sprach, hatte es eine enorme Wirkung. Julia drehte sich zu Leo um. Sie hing halb über der Couch und sah alle mit leerem Blick an.

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