Kapitel 37 - Verwundete Seelen, Tag 1: Einsamkeit

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Leonie saß still da. Immer und immer wieder sah sie Gareth vor ihr. Wie er sie angrinste und sie berührte. Unwillkürlich krampfte sie zusammen und krallte ihre Finger in ihre Beine. Den Schmerz merkte sie gar nicht mehr. Wie er sie angesehen hatte...

„Leo!“ schrie man sie an. Erschrocken sah sie hoch. Daryl stand vor ihr und fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht.

„Was?“ fragte sie resigniert.

„Hier.“ Daryl reichte ihr eine Wasserflasche. Dankend nahm sie die Flasche entgegen, trank aber nicht davon. Der Jäger setzte sich neben sich auf den Tresen.

„Du solltest etwas Schlafen.“ Meinte er und sah sie durchdringlich an.

„Ich kann nicht,  sonst Träume ich.“ Erklärte sie schuldig.

„Es ist vorbei, er ist tot. Dieses miese Arschloch wird dir nie wieder weh tun, versprochen,“ beruhigte er sie.

„Vielleicht nicht er, aber ein anderer wird kommen. Die Welt ist so grausam geworden,“ murmelte Leonie und sah beschämt zu Boden.

„Was hat er dir angetan?“ hauchte Daryl.

„Ich will nicht darüber reden.“ Wimmerte sie. Verzweifelt versuchte sie die Tränen zurück zu halten, doch sie nahmen einfach ihren Lauf. Zaghaft legte er den Arm um sie, aber sie schlug seinen Arm weg.

„Fass mich bitte nicht an.“ Zischte sie.

„Was hat dich so verstört?“ hinterfragte er weiter. „Erzähl es mir!“

„Akzeptiere es! Ich will nicht reden!“ schrie sie ihn an. Wütend sprang Daryl vom Tresen und wollte abhauen. Er steuerte den Ausgang der Tankstelle an. Leonie bekam Panik, das letzte Mal als er ging kam er nicht mehr zurück. Die gante Geschichte hatte so begonnen, weil  er sie allein gelassen hatte! Schreiend rutschte sie vom Tresen, kauerte sich zusammen auf den Boden und schrie:

„Hau doch ab! Lass mich doch wieder alleine. Du hast versprochen mich zu beschützen und du hast es nicht getan! Du hast mich alleine gelassen! Alleine mit diesem miesen Dreckskerl!“ Was in ihr vorging verstand sie selbst nicht. Sie hatte Panik ohne Daryl zu sein. Es war wie ein tiefer Abgrund in den sie hinein gezogen wurde, wenn er sie verließ. Daryl blieb stehen und drehte sich geschockt um. Wortlos stand er da und sah zu wie sich Leo in ihren psychischen Schmerzen wand. 

„Lass mich nicht wieder alleine,“ wimmerte sie und zog ihre Knie an. Mit dem Rücken war sie an den Tresen gelehnt und ihr Gesicht verbarg sie hinter ihren Händen. Schritte kamen auf sie zu, Daryl setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. Dieses Mal ließ sie es zu.

„Ich habe T-Dog gefunden, an dem Abend wo du weg gegangen bist. Ich hab dich gesucht und T gefunden. Er war aufgehängt wie ein geschlachtetes Schwein. Körperteile fehlten ihm und er war aufgerissen. Und er lebte. Er bettelte mich an ihn zu töten. Gareth fand mich und schlug mir einen Deal vor. Er lässt euch gehen wenn ich bleibe. Er zwang mich in eine Rolle und es funktionierte. Ihr seid frei gekommen. Doch das was auf mich zu kam...“ Leo schluckte schwer, „Er zerrte mich in sein Zimmer, riss mir die Kleider vom Leib und zwang mich... immer und immer wieder. Ich wehrte mich, aber er hielt mich fest. Er stand auf dieses kranke Spiel, darauf mich zu schlagen und zu vergewaltigen. Als ich so da lag, mit blutenden Wunden an den Beinen, suchte ich Hilfe. Ich ging raus um etwas zu essen. Mary kochte mir etwas und brachte mir frische Kleider. Sie redete mit mir aber es hatte alles keinen Zweck. Gareth holte mich zurück und schickte mich wieder ins Bett.“ Erzählte sie. Daryls Körper versteifte. Leonie merkte wie er mit seiner unendlichen Wut Gareth gegenüber rang.

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