Unruhig lief Julia den Wohnwagen auf und ab. Schon zum gefühlten hundertsten Mal sah sie das Funkgerät an, doch die erhofften Stimmen kamen nicht. Wie gerne würde sie einfach Leo anfunken! Aber sie durfte nicht. Andrea sagte das wäre zu gefährlich. Wenn sie sich gerade versteckten und unerwartet das Funkgerät losgehen würde, könnten sie entdeckt werden und das würde eventuell schlecht enden. Das sah sie natürlich vollkommen ein, doch die Anspannung trieb sie schon in den Wahnsinn.
„Um Himmels willen! Bitte setz dich hin...“ maulte Dale „Du machst mich auch schon ganz nervös.“
Julia hörte nicht wirklich drauf, sie wanderte einfach weiter auf und ab. Ihre Augen entdeckten etwas. Zigaretten. Leos Zigaretten. Was hatten die in Julias Rucksack verloren? Kurzerhand entschloss sie sich die Packung zu nehmen und vor die Tür zu gehen.
„Was hast du vor?“ wollte Dale wissen. „Ich geh etwas fische Luft schnappen.“ antwortete sie knapp und verließ den Wohnwagen.
Draußen war es angenehm warm. Die Sonne ist gerade aufgegangen und die Sonnenstrahlen küssten ihre blasse Haut. Es war jedoch still, zu still. Zu der Jahreszeit wimmelte es normalerweise von Vögeln, die in den frühen Morgenstunden aufgeregt zwitscherten, aber es war totenstill. Keine Vögel, keine Insekten oder andere Säugetiere. Die Welt war Tot. Traurig senkte sie den Kopf. Eine Gedanke schlich sich ein der ihr jedoch einen kleines Lächeln auf die Lippen zauberte.
„Irgendwann wird etwas passieren, was dich daran erinnern wird, wie gut es dir eigentlich geht...“
Das waren die Worte die Leo zu ihr gesagt hatte als sie im Café saßen. Na ja sie hatte recht. Julia war noch am Leben, das konnten nicht mehr sehr viele behaupten. Müde richtete sie ihren Blick nach vor. Vor ihr erstreckte sich ein Friedhof. Nein kein schöner Garten mit verzierten Grabsteinen, sondern ein Schlachtfeld, mit hunderten von Toten die um das CDC lagen. Vermutlich war dort niemand mehr drinnen. Wahrscheinlich waren sie die einzigen Überlebenden auf der ganzen Welt. Träge nahm sie eine Zigarette aus Leos Packung und zündete sie an. Der erste Zug war ungewohnt, normalerweise rauchte sie ja nicht.
„Ist alles okay?“ Andrea kam aus den Wohnwagen und sah sie besorgt an.
„Ja klar, alles bestens.“ antwortete Julia knapp.
„Un in Wirklichkeit?“ hakte die blonde Frau nach.
Julia seufzte schwer und sah sie an.
„Weißt du, mein ganzes Leben war eigentlich toll. Es hatte Höhen und Tiefen, wie bei jedem Menschen. Ich war sehr viel mit meinen Mädels unterwegs, wir waren Tanzen, saufen... alles was man halt in den Jungen Jahren so macht. Ich hab es geschafft meinen Traum zu leben und wurde Chefjournalistin und hab den ganzen Tag an den spannendsten Geschichten geschrieben. Aber nur auf dem Papier.“ Sie machte eine Pause und sah sich um. „Ich war nie wirklich draußen in der realen Welt, ich war nie in einem Gefecht, meine Schlachten fanden in meinem Laptop statt. Leo ist Polizistin, sie hat schon so vieles erlebt...“
„Aber nicht so etwas.“ unterbrach Andrea. „Niemand war auf so etwas vorbereitet. Nicht die Regierung, nicht der President, kein Polizist, Koch oder Journalistin. Die ganze Menschheit wurde überrumpelt und keiner hätte es wissen können.“
Ja sie hatte recht, aber Julia fühlte sich trotzdem nicht besser..
„Danke Andrea...“ hauchte sie.
„Und Zigaretten werden dir auch nicht helfen.“ mahnend deutete sie auf den glühenden Stummel.
„Ja auf Dauer nicht, aber in dem Moment tut es ganz gut.“ antwortete Julia.
„Okay, ich geh mal wieder rein.“ verabschiedete sich Andrea.
Nachdem sie fertig geraucht hatte ging sie wieder zu den anderen in den Wohnwagen. Andrea, Jacky und Dale spielten ein Kartenspiel, Carol kümmerte sich um ihre kleine Tochter Sopiha. Lori und ihr Sohn Carl waren nicht hier, vermutlich waren die beiden in einem der anderen Wagen.
„Gesell dich doch zu uns und spiel mit?“ schlug Jacky vor. Julia nahm das Angebot dankend an, etwas Ablenkung würde gut tun.
Die Zeit verging, ihrer Meinung nach viel zu langsam. Die Sonne hatte den Mittelpunkt schon längst durchquert und neigte sich schon Richtung Horizont. Immer noch war kein Lebenszeichen von Leo und den Anderen gekommen. Das Kartenspiel hatten sie längst beendet, sie erzählten sich Geschichten von Früher, auch wenn sie in diesem Leben nicht mehr relevant waren. Doch lachten sie ab und zu zusammen und das war in dieser Welt mehr als Gold wert. Etwas rauschte. Kurz hielt sie inne. Nein, nichts. Nur eine Einbildung. Sie machte sich einfach so viele Gedanken, dass ihr Kopf anfing ihr Streiche zu spielen.
Aber es wiederholte sich. Doch keine Einbildung?
Verwundert sah sie in die Runde, die anderen haben es auch gehört.
„J-J-Julia?!“ das Rauschen formte sich zu einem Namen, ihren Namen.
„Leonie!!“ kreischte sie auf und sprang auf. Hektisch suchte sie das Funkgerät und fand es auch schnell.
„Leo?“ sprach sie.
„Ich an deiner Stelle würde die Tür aufmachen.“ antwortete man ihr. Julia sprang auf, ihre mittlerweile wieder braun gewordenen Haare sprangen frech mit. Aufgeregt öffnete sie die Tür.
„Glaubst du wirklich, so schnell wirst du mich los?“ fragte Leo und grinste sie frech an. Erleichtert über ihren Anblick, viel sie ihr um den Hals.
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The Walking Dead... etwas anders
FanfictionEine heimische Kleinstadt nahe Montgomery steht unter dem Schutz von der Polizistin Leonie Kensington. Sie und ihre Kollegen sorgen für Recht und Ordnung. Doch als in Montgomery plötzlich eine verherende Krankheit ausbricht, war es vorbei mit der Ru...