Auf der Brücke

2.5K 76 4
                                    

"Miles. Bitte. Jetzt bleib mal ganz ruhig. Du musst kühlen Kopf bewahren." "Das sagst du mir jetzt? Gerade hast du mich noch beleidigt!" "Ja, damit du sauer geworden wärst und mich bestenfalls angeriffen hättest. Dann wärst du in Sicherheit gewesen. Glaub mir, wir wollen dir alle Helfen und ich mag dich auch. Es kann nicht sein, dass dich keiner mag. Ist dein Leben nicht zu wertvoll? Schau mal, du kannst so gut BMX fahren, soll die jahre lange Übung umsonst sein?" "Was hilft mir das alles, wenn es mir scheiße geht? Ich sitze nicht zum Spaß hier..." meinte ich schluchzend. "Ja klar, und deswegen sind wir hier. Wir wollen dir helfen. Pass auf, ich komm jetzt ganz langsam zu dir. Dann reden wir weiter." "Nein! Bleib da stehen!" "Ganz ruhig." Ben kam auf mich zu. Als er bei mir war, ging alles ganz schnell: Er packte meine Arme, zog sie nach hinten und drückte mich zu Boden. Dann setzte er noch sein gutes, altes Knie in meinen Rücken und so lag ich dann zappelnd und schreiend am Boden. "Ben! Lass mich aus!" Er reagierte auf mein Gebrülle nicht, sondern hielt mich nur fest. "Fuuuuuck! Scheiße!" schrie ich, doch irgendwann ging mir die Kraft aus und ich gab auf. Noch dazu kam der hohe Blutverlust, was die anderen aber noch nicht bemerkt hatten. Als Ben bemerkt hatte, dass ich aufgegeben hatte sagte er: "Ganz ruhig, alles gut. Wir stehen jetzt mal auf und gehen rüber zum RTW, du musst ins Krankenhaus." Ben zog mich auf die Beine, doch ich brach sofort wieder zusammen. Der Kollege von Ben, der sich bis jetzt immer im Hintergrund gehalten hatte, kam nun her. "Hey, ich bin Deniz Dogan, der Kollege von Ben. Wir bringen dich mal rüber zum RTW, ja?" "Nein, ich will ni..." meine Stimme wurde immer leiser und mir wurde schwarz vor Augen.

"Miles, hörst du mich? Mach mal bitte die Augen auf!" Ich war viel zu schwach dazu und blieb still liegen. "Komm schon, Augen auf!" Wir wurde auf die Wange geklopft. Langsam blinzelte ich und schaffte es schließlich, meine Augen zu öffnen. "Na, bist du wieder bei uns? Das ist gut? Warum bist du umgekippt? War das der Stress?" 'Puh, sie haben meinen Arm noch nicht gesehen' dachte ich mir. "Ja. Das war mir gerade alles zu viel." "Verständlich, ich bin übrigens Alexander Hetkamp, du kannst Alex sagen. Wir legen dir jetzt zur Sicherheit einen Zugang." "NEIN!" "Schhh, das tut nicht weh, keine Angst." "Dann aber bitte an meiner linken Hand." "Warum rechts nicht?" "Ist egal." "Miles... Zeig mir doch mal deinen Arm..." "Nein, ist doch voll unnötig!" "Denke ich nicht." Alex nahm sich meinen Arm, obwohl ich mich wehrte, er hatte andscheinend viel Kraft. Ich versuchte ihn ihm zu entreißen, dich sein Griff war eisern. Außerdem brachte es eh nichts mehr, denn er hatte den von Blut durchtränkte Ärmel gesehen. "Miles, was sehe ich da, wenn ich jetzt darunter schaue?" "Nichts." grummelte ich. "Dann hast du ja auch kein Problem damit, wenn ich darunter schaue, oder?" Ich war in der Zwickmühle, doch dann kam mir die Idee: Ich tat so, als ob ich Luftnot hätte. Ich atmete ganz schnell ein und aus. Alex grinste mich an: "Das kannst du dir Sparen, Hyperventilation sieht anders aus. Du kannst mich nicht hereinlegen." Es war mir mega peinlich und ich schaute zu Boden. In der Zeit zog Alex meinen Ärmel hoch. "Uh shit. Sieht fast so aus, als wärst du in Scherben gefallen, stimmt oder?" "Ja, stimmt, die Glassplitter habe ich mir schon davor rausgemacht." "Ja, klar, und ich bin der Osterhase. Habe ich nicht gesagt, dass du mich nicht reinlegen kannst?" Ich wurde richtig sauer und entriss ihm meinen Arm. Dann stand ich auf und ging mit erhobener Faust auf Alex zu, der ebenfalls aufstand. Ben schritt sofort ein: "Miles, lass die Scheiße! Nimm die Hand runter, geht's noch?" Langsam wurde mir bewusst, dass ich hier gerade einen Arzt bedrohte, einen Helfer. Ich ließ diee Hand sinken und setzte mich zu Boden. Alex kam auch wieder zu mir und sagte: "Tut mir leid, ich hätte dich nicht ärgern sollen." "N..nein, es war allein meine Schuld." Dann begann ich zu schluchzen. Ich ließ mich nach hinten Fallen und Tränen rollten mir über die Wangen. Ben kam zu mir und streichelte mir durch die Haare. "Ganz ruhig. Wir sind bei dir und lassen dich nicht mehr alleine. Alles gut." Das beruhigte mich und Alex verband meinen Arm. Danach lagerten sie mich auf eine Liege und schoben mich in den RTW. Dort wurde ich festgegurtet und dann ging die Fahrt zum Krankenhaus los. Ben blieb die ganze Zeit bei mir, wofür ich ihm sehr dankbar war.

Die schiefe BahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt