Verarzten

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Am nächsten morgen wachte ich hundemüde auf. 'Ich will hier raus' war mein erster Gedanke und ich drückte die Türklinke herunter. Komischerweise war die Tür offen. Langsam zog ich sie auf und sah vor die Zimmertür. Ich blickte Markus direkt in die Augen und schloss die Tür sofort wieder. Shit. Ich drückte von innen gegen die Tür, sodass Markus nicht hereinkommen konnte. Markus drückte die Türe jedoch mit Leichtigkeit auf und ich verzog mich zu meinem Bett. "Was soll dass Miles? Wolltest du schon wieder abhauen?" "Nein, äh, ich...äh ich, ich wollte..." stammelte ich vor mich hin. "Jaja, bleib einfach in deinem Zimmer." Ich nickte und Markus ging wieder. Ich wusste, dass ich von alleine hier nicht mehr rauskomme und holte heulend die Klinge unterm Bett hervor. Ohne nachzudenken schnitt ich viele große tiefe Schnitte in meine Haut. Blut quoll hervor und es tat richtig gut. Dann zog ich den Ärmel wieder herunter und versteckte die Klinge wieder unter meinem Bett. Keine Sekunde zu spät, denn kurz danach kam Frederik herein. "Hi Miles. Können wir reden?" Ich nickte und ging Frederik in den Therapieraum hinterher. Ich setzte mich stocksteif auf die Couch und spielte nervös mit meinen Fingern. Frederik bemerkte dies und fragte: "Miles, antworte ehrlich, was ist los?" "Ich sag euch garnichts." Frederik seufzte: "Warum denn?" "Ich habe keine Lust mehr auf hier. Alle wollen einem helfen, obwohl ich dass nicht will. Ich will mein scheiß Leben nicht mehr leben! Ich will doch einfach nur..." Frederik fiel mir ins Wort: "Sag sowas nicht. Und jetzt gehen wir zur Krankenstation, komm." "NEIN! Warum denn?" "Ich sehe doch, dass dir das Blut am Arm herunter läuft. Komm jetzt."
Auf der Krankenstation hatte Mike Dienst. Er begrüßte uns: "Hey Miles, hi Fred, was gibt's?" Frederik nickte mit dem Kopf zu mir und Mike fragte mich: "Was ist passiert Miles?" "Ich habe mich geschnitten." "Selbst?" Ich log: "Nein, an der Tür war so eine scharfe Kante, da bin ich hängengeblieben und habe mich geschnitten." Mike glaubte mir so halb, was ich an seinem Gesicht ablesen konnte. "Okay, lass mal sehen." "Nein, das ist nicht schlimm." "Dann kannst du es mir ja erstrecht zeigen. Los jetzt, zeig her." Widerwillig zog ich meinen Ärmel hoch und sah auf die immer noch leicht blutenden Wunden. Mike zog die Augenbrauen hoch: "Ich rede nachher nochmal mir dir darüber. Ich säubere jetzt die Wunden und dann bekommst du einen Verband." Er holte eine Desinfektionslösung und sprühte mir das Zeug auf die Wunden, was höllisch brannte. Ich biss die Zähne zusammen und gab keinen Mucks von mir. Mike meinte plötzlich: "Ich überlege gerade, ob es besser wäre, das zu nähen. Frederik, kannst du kurz Alex suchen?" Frederik nickte und ging los. Ich demonstrierte: "Nein, nicht Alex! Das muss nicht genäht werden, du brauchst Alex garnicht!" "Er muss es sowieso erfahren. Ich kann es ihm ja sagen, wenn du nicht willst, aber dazu muss ich erst die Wahrheit über den Unfallhergang erfahren, also?" "Du kannst es dir doch eh denken..." Mitfühlend nickte Mike und fragte dann: "Und mit was?" "Klinge." "Und wo hast du die?" Ich schwieg. Nie im Leben würde ich es ihnen Verraten, wo ich meine Klingen hatte. "Miles bitte, sag es mir. Du kannst mir Vertrauen." Ich schüttelte den Kopf: "Ich sag es dir nicht. Ich kann nicht. Ich brauche die und du nimmst mir sie nur weg." "Und das Verstehst du nicht oder was? Ich muss dass tun, ich will nicht, dass du dich verletzt, wegen irgendeiner Scheiße." "Ist mir egal." "Aber mir nicht." "Ich sage es nicht, Punkt." Mike seufzte und schon ging die Türe auf. Alex kam herein. "Mike, was gibt's?" Dann erkannte er mich. "Miles?" Mike meinte: "Ja, komm mal her. Miles hat sich geritzt und ich weiß nicht, ob nähen unbedingt notwendig ist. Ich wollte deine Meinung hören." Alex kam näher und als er den von Schnitten übersäten Arm sah, sagte er: "Miles, was soll dass denn?" Ich wurde sauer und sprang auf. "Was soll was? Dass ich mir meinen scheiß Arm aufgeschnitten habe? Ja und? War doch eh klar! Tu nicht so überrascht!" Ich ballte meine Hände zu Fäusten und ging einen Schritt auf Alex zu. Mike schritt sofort ein um schlimmeres zu vermeiden und stellte sich vor mich in mein Sichtfeld. Er legte seine Hände auf meine Schultern und meinte ruhig aber bestimmt: "So, du beruhigst dich jetzt erstmal wieder. Setzt dich wider hin." "Nein." Ich versuchte an ihm vorbeizukommen und wurde immer wütender. Das Ende vom Lied war, dass ich durch eine Beruhigungsspritze ruhig gestellt, halb schlafend auf der Behandlungsliege lag und Mike die Schnitte nähte. Er hatte mich ruhig gestellt, denn ich hätte Alex fast vermöbelt. Alex hat mich dann festgehalten und Mike hat mir die Spritze gegeben, danach bin ich heulend zusammengebrochen. Irgendwann schlief ich auf der Liege ganz ein und schlief bis zum nächsten Morgen durch.

Die schiefe BahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt