Mir geht es gut

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"Mach mal einmal die Augen auf." Mir wurde auf die Wange geklopft und ich zuckte zusammen. "Wir sind vom Rettungsdienst. Ich bin Phil Funke, der diensthabende Notarzt." Lamgsam kam ich wieder zu mir und als ich das Wort Notarzt hörte, schweiften meine Gedanken zu Papa, den die Ärzte nicht mehr retten konnten. Ich bekam Angst und schlug die Augen auf. Dann stemmte ich mich mit meinen Füßen zurück und rutschte soweit nach hinten, bis ich an der Wand angelangt war. "Hey, keine Angst, wir helfen dir. Wie heißt du?" fragte Phil. "M..miles." "Okay Miles, ich komme mal zu dir, ja? Ich will dir nur helfen, keine Angst." Phil redete bruhigend auf mich ein und meine Angst wurde weniger. Phil kam zu mir und legte seine Hand um mein Handgelenk um meinen Puls zu messen, woraufhin ich zusammen zuckte. "Ganz ruhig. Gut so. Ich werde jetzt einen Bodycheck bei dir machen, ist das okay für dich?" "J...ja, schon." "Gut, kannst du mir zuerst sagen, wo es dir am meisten weh tut?" "Mir tut nichts weh, alles in Ordnung, ich kann auch wieder gehen." versuchte ich es, doch Phil blieb hart und begann mit dem Bodycheck. Er begann bei meinem Kopf. "Die Nase sieht nicht gut aus, gebrochen ist sie aber nicht." Dann tastete er meinen Brustkorb ab, was echt weh tat. Ich spannte alles so gut wie es ging an, was dumm war, denn Phil hatte es natürlich bemerkt. "Hee, schön locker bleiben, entspann dich. Tut es dir hier weh?" "Nein..." log ich und schaute weg. Phil merkte genau, das es nicht stimmte, sagte aber nichts dazu. Dann kam er zu meinem Bauch. Er drückte leicht zu und ich schrie auf. "Schhh, okay. Ich bin ganz vorsichtig." versuchte Phil mich zu bruhigen. Er tastete ganz vorsichtig ab, trozdem hatte ich höllische Schmerzen und Tränen füllten meine Augen. Als Phil das sah, kam er zu meinem Kopf und sagte: "Ganz ruhig. Wir geben dir gleich etwas gegen die Schmerzen. Ich muss mal dein T-Shirt aufschneiden, damit ich mir deinen Bauch besser anschauen kann." Er nahm eine Schere und näherte sich meinem T-Shirt, doch ich nahm seine Hand weg und hob meinen Arm schützend vor meinen Bauch: "Bitte nicht." "Du musst mich ran lassen, dein Bauch und auch dein Brustkorb macht mir echte Sorgen. Ich muss mir das anschauen." Er versuchte meine Hand wegzunehmen, doch ich lies ihn partout nich dran. Schließlich gab er auf und meinte: "Gut, dann machen wir das später. Kannst du mir sagen woher die Verletztungen kommen?" "Ich habe den Ball in den Bauch bekommen." "Einen Ball? Es müssten eher drei Bälle gewesen sein. Du hast Hämatome im Gesicht und Schmerzen am Bauch und Brustkorb. Gib es zu, das war nicht der Ball. Der gab dir bloß den Rest. Du warst schon verletzt, stimmts?" "Äh..ich" stotterte ich herum und wich seinen Blicken aus, bis er meinen Kopf nahm und mich zwang, ihn anzusehen. "Raus mit der Sprache Miles." "Ja..ich...äh..ich bin heute morgen von...äh..von der Treppe gefallen." "Ja ja, muss ja ne krasse Treppe gewesen sein. Da hast du ja Glück gehabt, dass du dir den Arm oder das Bein nicht gebrochen hast..." Ich merkte genau, das Phil mir kein Wort glaubte, doch trozdem fuhr er fort: "Wir müssen dich auf jeden Fall mitnehmen. Ich geb..." "Nein, das passt schon, ich muss nicht mitkommen, mir geht es ja gut." fiel ich ihm ins Wort. Doch er sprach einfach weiter: "Ich wollte sagen, dass ich dir jetzt einen Zugang lege und dir Schmerzmittel gebe. Dann verladen wir dich. Ohne wenn und aber. Du bist minderjährig, deswegen darf ich als Notarzt entscheiden und du kommst mit. Und wenn du das nicht freiwillig machst, dann hole ich die Polizei dazu. Also?" "Nein, ich lasse mir von euch nichts sagen. Ich komme nicht mit." Ich wollte mich aufsetzen, doch Phil drückte mich bestimmt wieder auf den Boden. "Auu, lass das!" "Bleib hier bitte." "Nein, ich kkmme auf keinen Fall mit." Phil seufzte und rief zu einem der Sanitäter: "Bestell mal bitte die Polizei dazu und sag dass es sich um einen unkooperativen Jugendlichen geht." Sofort begann ich zu protestieren und stemmte mich hoch: "Ja, sollen die Bullen doch ruhig kommen, die können mir eh nichts! Ich geh jetzt!" Ich humpelte zum Ausgang der Turnhalle und drückte gerade die Klinke herunter, als mir wer von hinten an den Schultern nahm. Ich zuckte stark zusammen, den wenn mich wer berührt, dann nur, um mich zu schlagen. Ich hing in die Knie und hielt schützend meinen Arm vor meinen Kopf und wimmerte: "Bitte nicht. Tu mir nichts." "Miles, ich bin es Phil." sagte Phil und sah ungläubig zu mir herab. Sofort stand ich wieder auf und fing an zu schreien: "Fuck, könnt ihr mich nicht lassen? Mein Leben war jetzt immer besser ihne euch! Ich brauche euch nicht! Ich verzichte auf eure sch*** Hilfe!" Phil wollte mich an den Schultern gegen die Wand drücken, doch ich schubste ihn weg und hielt drohend meine Hand hoch, jederzeit bereit, zuzuschlagen. Phil hielt die Hande hoch und sagte ganz ruhig: "Miles, alles ist okay. Mir wollen dir nur helfen. Nimm deine Hand runter und du kannst mit mir reden. Ich habe Schweigepflicht. Ich weiß, dass du nicht von der Treppe gefallen bist und ich habe auch deine Narben gesehen. Mir ist klar, dass es dir scheiße geht und dass du wen zum reden brauchst. Nur ist das Vertrauen nicht da. Aber ehrlich, du kannst mit mir reden, ich schwöre, ich würde nie jemandem davon erzählen." Ich war ein wenig überrumpelt und ließ die Hand sinken.

Die schiefe BahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt