Die Gespräche

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Er brachte mich in einen Raum, der sehr gemütlich eingerichtet war. In der Mitte stand ein Sofa. "Setz dich." forderte Frederik mich auf und ich lies mich aud das Sofa plumpsen. Frederik fing an: "Also ich weiß ja deine Vorgeschichte, aber in den Gesprächen, die wir nach deinen Selbstmordversuchen geführt haben, hast du etwas gelogen, oder?" Ich blickte zu Boden. Frederik fuhr fort: "Ich will alles nochmal hören, mit Gedanken, Gefühlen und so weiter. Los geht's." Ich erzählte ihm alles, auch meine richtigen Gedanken, dass ich mich wirklich umbringen wollte und das keine Kurzschlussreaktion war. Frederik gab sich zufrieden und meinte: "Sehr gut. Also, du wirst heute noch mir drei anderen Psychiater reden müssen, mit einem über deinen Vater, mit der anderen über deine Mutter und nochmal mit dem anderem über Robert. In Ordnung?" "Hm, geht ja nicht anders." "Es ist nicht schlimm. Und wenn du Pause brauchst oder es dir zu viel wird, sagst du es einfach und du bekommst kurz eine Pause. Die Psychiater merken es aber meist auch, wenn du Pause brauchst. Jedes Gespräch wird so eine halbe Stunde dauern, dazwischen hast du auch kurz Zeit. In einer halben Stunde hast du das Gespräch über deinen Vater. Geh derweil in dein Zimmer und warte auf den Psychiater." Ich ging zurück in mein Zimmer, wo schon bald der nächste Psychiater erschien. "Hey, ich bin Elias, du bist Miles, oder?" "Jap, hi." Es war ein junger Mann mit Brille und braunen Haaren. Er führte mich wieder in den Raum mit dem Sofa in der Mitte. Ich schmiss mich daraus und Elias setzte sich gegenüber in einen Sessel. "Ich habe gehört, dass dein Vater an einem Unfall gestorben als du 4 Jahre alt warst. Es ist zwar schon ewig her, aber die Zeit heilt nicht alle Wunden. Ich glaube, du denkst unbewusst an ihn und hast seinen Tod selbst nie richtig verkraften können." Er hatte recht, ich dachte jeden Tag an meinen Vater, er fehlt mir. Ich hätte gerne coole Sachen mit ihm unternommen, so Sachen, die man eben mit Vätern unternimmt. Angeln gehen, Fußball spielen, klettern, all solche Sachen eben. Ich sah zu Boden und Elias fuhr fort: "Erzähle doch mal von ihm. Was weißt du so alles über ihn?" "Ich hatte ein Foto von ihm, das Robert mal zerissen hat. Aber ich glaube er war nett... So habe ich es aufjedenfall in Erinnerung." Ich wurde immer trauriger, was Elias merkte. "Du kannst mit mir ruhig über deine Gefühle reden. Er fehlt dir, stimmt's? Auch wenn es dir nicht ganz bewusst ist. Du hast auch keinen, der die Vaterrolle übernimmt. Aber da finden wir schon noch einen. Ich bin auch ohne Vater aufgewachsen und ich habe ihn nie kennengelernt. Es war auch schlimm für mich." Je mehr ich über meinen Papa nachdachte, wurde ich immer trauriger. Tränen stiegen mir in die Augen. "Geht es noch oder brauchst du eine Pause?" fragte Elias mich einfühlsam. "Passt schon." schniefte ich und Elias gab mir ein Taschentuch. Wir redeten noch ein bisschen über Papas umd so und dann war die Zeit auch schon herum. Nach einiger Zeit begann auch das Gespräch mit der Psychiaterin Anja, was ungefähr genauso lief wie das Gespräch mit Elias. Ich erzählte dass meine Mutter säuft, mich auch schlägt und vieles mehr. Danach kam das schlimmste Gespräch über Robert mit Mark. Ich erzählte zuerst dass er mich schlug, dass er meine Mom zum saufen gebracht hat und dass ich es nicht verstehe, warum meine Mutter mit ihm zusammen ist. Mark meinte, dass sich meine Mutter nicht aussuchen konnte, in wen sie sich verliebte, und dass Robert zu ihr vielleicht nicht so böse ist. Ich sprang auf und schrie: "Der Wixer schlägt sie auch, ihr habt keine Ahnung! Immer bin ich das Problem! Ich habe keinen Bock mehr! Ich will hier raus!" Ich ging zur Tür und drückte die Klinke herunter. Zum Glück ging die Tür auf. Ich stürmte hinaus. Ich lief in den Gängen umher, auf der Suche nach einem Ausgang. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah Robin Sturm und Florian Winter auf mich zukommen. Robin ging auf mich zu: "Miles, alles gut. Beruhige dich. Komm wieder mit, du kommst hier eh nicht raus." Ich wandte mich ab und rannte weiter. Robin und Florian rannten mir hinterher. "Komm schon, bleib stehen Miles!" rief Robin, doch ich beschleunigte nur noch mehr. Irgendwann lief ich in eine Sackgasse. Ich drehte mich um, doch Robin und Florian kamen schon hinterher. "Alles ist gut Miles." Robin kam zu mir und ich ging weiter rückwärts, bis in an der Wand war. Ich ging in eine Ecke und lies mich dort zu Boden gleiten. Ich zog meine Knie an und begann zu zittern. Ich hatte einen Flashback. Robin sagte: "Es passiert dir nichts. Wir wollen dir helfen. Komm schon, steh auf." Er hielt mir seine Hand hin, doch ich bekam das nur am Rande mit. Ich stellte mir Robert vor, wie er mich schlug. "Nein, Hilfe, geh weg! Hilfe!" schrie ich. Robin wich zurück und funkte auf die Krankenstation: "Wir brauchen mal einen Arzt vor die Putzkammer. Ein Patient hat einen Flashback oder sowas."

Die schiefe BahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt