Du bist nicht irre!

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Das Rettungsteam legte mich auf die Trage und sie wollten mich gerade in den RTW schieben, als Phil inne hielt. "Franco?" sagte Phil und nickte in eine Richtung. Ich sah auf die andere Straßenseite, auf die Franco gerade ging, und da saßen Ben, Alex und Ced. Sie lehten am Brückengeländer und sahen richtig fertig aus. Franco redete mit ihnen und sie nickten immer wieder. Dann klopfte Franco ihnen auf die Schulter und kam wieder her. Als ich dann komplett im RTW war, sagte Phil: "So, ich habe dir ja schon erklärt, was hier jetzt dann alles so passiert. Wir fahren so schnell wie möglich ins KH und dann kommst du in den OP. Danach schauen wir weiter, was dann alles passiert." Der letzte Satz kam mir komisch vor. Ich hatte Angst dass sie mich wieder einweisen wollen und ich atmete immer schneller. Ich versuchte mich aufzurichten, was aber nicht ging da ich mit Gurten an der Trage festgeschnallt war. Ich wehrte mich dagegen und stemmte mich gegen die Gurte, was mir unheimlich weh tat, aber das war mir in dem Moment egal. Phil und Franco hielten mich so sanft wie möglich fest, da ich ja praktisch überall verletzt war und Phil sagte: "Miles, ganz langsam Atmen, gaaaanz langsam. Alles gut. Schau mich an. Ein Atmen... Aus Atmen... Ganz ruhig. Hör bitte auf dich zu wehren, du hast schon genug verletzungen." Ich wurde wieder ruhig und sofort startete der RTW die Fahrt ins KH. Auf der Fahrt redete Phil mit mir: "Was war denn gerade, hm?" "Nichts..." "Ich will ja nichts sagen aber nichts sieht mir anders aus. Wir alle kennen dich gut genug und wissen dass das jetzt alles wieder schwieriger für dich ist. Wir versuchen dir zu helfen, aber es würde echt helfen wenn du mit uns redest. Wenn du mir von deiner Angst erzählst, die gerade die Panikattacke ausgelöst hat, dann kann ich dir vielleicht helfen..." "Ihr haltet mich dich eh alle für irre!" "Warum sollten wir?" "Ich wollte mich schon mehrmals umbringen, ich baue scheiße, verletze andere Leute, klaue, nehme Drogen, ich wollte mal wen umbringen... Tsss, wollte ist gut gesagt... Egal..." "Deswegen bist du doch nicht irre! Ich sag dir mal was: Du kannst ein verdammt netter, zuvorkommender, hilfsbereiter Junge sein, wenn du willst. Aber du hast Null erziehung. Null Komma Null. Und deswegen hast du dir Probleme eingebrockt. Du hast früher für den Mist den du gemacht hast Schläge bekommen, aber das hilft bei einem Kind nichts. Du hast dir nur den Kack abgeschaut. Und wegen dem allem hast du psychische Probleme bekommen. Aber wir haben dass doch wieder hinbekommen. Jetzt musst du nur mal aufhören, Straftaten zu begehen, weil du bist bald 16 und mit deiner Vorgeschichte kommst du in den Jugendknast." Leise sagte ich: "Weist ihr mich jetzt wieder ein?" Phil schüttelte den Kopf: "Ich denke nicht. Du warst grad einfach am Boden, weil keine Ahnung was passiert ist. Rede morgen mit den anderen, erzähle ihnen alles, und dann wird das schon." Ich nickte: "Danke Phil." Phil lächelte: "Dafür bin ich doch da."
Wenige Minuten später trafen wir in der Klinik ein und ich wurde direkt in den Op gebracht. Oliver Dreier war Anästisist und Markus operierte mich.

Langsam wachte ich auf. Ich wollte mich aufrichten, doch sofort hinderte mich wer daran und sagte: "Ganz ruhig. Bleib liegen." Schwach legte ich mich wieder zurück, so wie es Derek angeordnet hat. "Wie geht es dir?" fragte er besorgt und ich antwortete: "Ging mir noch nie besser." und lächelte leicht. "Wer hat dir das angetan?" Ich sah weg und gab Derek zu verstehen dass ich nicht darüber reden wollte. Wir redeten über den OP-Verlauf. Es stellte sich heraus, dass ich 5 Rippen gebrochen hatte, weswegen ich einen Verband streng um meinen Brustkorb gewickelt hatte. Außerdem hatte ich innere Blutungen, eine gebrochene Nache, gebrochenes Jochbein und tausende Hämatome am ganzen Körper und Gesicht. Dem entsprechend war mein Gesicht auch sehr angeschwollen und blau. Aus dem linken Augen konnte ich garnicht schauen, da es so angeschwollen war und ich fühlte mich insgesammt einfach ausgelaugt. Ben und Dennis unterbrachen unser Gespräch, denn sie kamen zur Tür herein. Ben sagte: "Du hast uns allen so einen großen Schrecken eingejagt, mach dass nie wieder. Wie gehts dir? Können wir uns ein bisschen mit dir unterhalten?" "Ja, meinetwegen..." Derek ließ uns alleine und Ben und Dennis holten sich einen Stuhl, um sich neben mein Bett zu setzen. "Pack mal aus du. Was ging vorgestern ab?" "Vorgestern?!" rief ich erschrocken. "Ja, du wurdest Vorgestern bis in die Nacht operiert und hast dann bis heute geschlafen." "Scheiße! Ich muss weg!" Ich setzte mich hin, was mir fürchterliche Schmerzen bereitete und Ben sagte: "Was ist los? Bleib hier, du darfst nicht weg. Leg dich bitte wieder hin." Ich ließ mich zurück ins Bett sinken und Ben fragte nochmal: "Was ist los? Na komm, pack mal aus jetzt." "Ich sag garnichts!" Ben seufzte und sagte: "Wenn du mit uns nicht redest, können wir dir nicht helfen. Wenn wir nicht wissen wie alles abgelaufen ist auch mit der Drogendealerei, bist du unser Hauptverdächtiger und dann bist du jetzt vorläufig festgenommen. Also, bist du dir immernoch sicher dass du uns nichts sagen willst?" Ich schwieg. "Okay, wie du willst. Du bist festgenommen. Ich lass mir n paar Erziehungsmaßnahmen einfallen. In den Knast kannst du ja noch nicht und richterlich juckt dass hier eh keinen." Plötzlich klickten Handschellen. Ben machte meine linke Hand am Bett fest. "Ehy, Junge, was soll dass!" rief ich aufgebracht und Ben antwortete: "Wir wollen nur sichergehen dass du nicht abhaust. Und außerdem steht ab jetzt n Polizist vor deiner Tür. Praktisch doppelte Sicherung. Falls du auspacken willst, du weißt bestimmt n paar wege uns zu erreichen. Tschüss." "Das könnt ihr Wixer nicht machen! Macht mich los! Wollt ihr mich verarschen?" schrie ich ihnen vergeblich hinterher.

Die schiefe BahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt