Erstes Gespräch in der Geschlossenen

1.3K 44 6
                                    

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß ein anderer Typ hinter der Glasscheibe und trank Kaffee. Ich war immer noch fixiert und ich rief: "Hey, du da! Vollspasti! Komm her!" Der Mann stand auf und kam zu mir ins Zimmer. "Hi, ich bin Jackson. Was gibt's?" "Kannst du mir die Fesseln abmachen?" Er nickte und befreite mich. Ich betrachtete ihn. Er war noch sehr jung und sah eigendlich sehr gut aus. Jackson sagte: "Ich dachte nie, dass wir mal nen Star auf der Station hier haben... Hab Videos im Internet gesehen, dein Auftritt war echt toll." "Danke, aber Star kann man mich noch nicht nennen. Eher Newcomer oder so... Keine Ahnung." "Hahahaha. Hast recht, ich wünschte ich könnte auch so gut singen. Dann würde ich jetzt mega viel Geld verdienen und alles, aber ich singe so schief..." Wir lachten gemeinsam, bis ein Arzt herein kam. Er stellte sich vor: "Du musst Miles sein, ich bin Gabriel Prado, nenn mich Gab. Ich muss kurz deine Verbände erneuern." Ich nickte. Ich fand Gab auch sehr nett, alle waren nett hier, auch auf der offenen. Gab sagte: "Da du sich einigermaßen gut anstellst hier, könntest du heute schon mit dem Psychiater reden. Aber Jackson und Mattes kommen auf jeden Fall mit." "Wer ist Mattes?" fragte ich und Jackson antwortete: "Ein Polizist, aber in Zivil." "Boha, jetzt hetzt ihr mir schon die Bullen auf den Hals, obwohl ich nichts gemacht habe!" "Ehy, immer freundlich bleiben! Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme." erklärte Gab und Jackson nickte zustimmend. Schließlich willigte ich ein: "Ja gut, dann rede ich mal mit dem Psycho-Vogel." Jackson musste lachen, wofür er einen bösen Blick von Gab einkassierte. Dann meinte Gab: "Sehr gut, in ner Stunde könnt ihr hin gehen. Cédric hat heute Dienst, er ist sehr freundlich und verständnissvoll." Ich nickte und Gab und Jackson gingen aus dem Raum. Ich trainierte noch und stellte einen neuen Rekord bei den Liegestützen auf. Ich schaffte am Stück 96 Liegestützen. Ich war total happy, obwohl meine Arme brannten wie nochwas und ich völlig erschöpft war. Dann kam Jackson und Mattes. Mattes stellte sich mir vor und die beiden nahmen mich mit zu meiner ersten Sitzung mit dem Psychiater. Wir betraten einen Raum, der nicht viel anders aussah als der Therapieraum auf der offenen. Der Psychiater stand auf als er mich sah, kam her und gab mir die Hand: "Hi, ich bin Cédric, nenn mich Ced, ja?" Ich nickte und war sehr verunsichert. Meine Hände schwitzten und zitterten ein wenig. "Wie heißt du?" wollte Ced wissen und ich antwortete ihm kurz und knapp: "Miles." Ced lächelte freundlich und setzte mich auf eine Couch. Mattes blieb mit Jackson an der Tür stehen. Nervös spielte ich mit meinen Händen herum und sah mich um, bis Ced das Wort ergriff: "Na? Wie geht es dir gerade?" "Gut." "Das wäre schön." Fragend sah ich ihn an und er erklärte: "Abgesehen von deiner Körpersprache weiß ich dass es dir nicht gut geht, sinst wärst du nicht hier, stimmt's?" Ich zuckte mit den Schultern und Ced fragte mich nochmal, wie es mir ginge, worauf ich antwortete: "Scheiße. Ich finde es hier echt nicht cool. Ich zerbreche mir den Kopf zur Zeit nur über ein Thema, und dann geht es nir schlecht." "So wolte ich dass hören, super. Um welches Thema geht es denn?" Ich zögerte, sollte ich ihm die Warheit sagen, ihn anlügen oder schweigen? Cédric bemerkte meine starke Unsicherheit und meinte: "Ist vielleicht ein bisschen zu früh um mit dir darüber zu reden, hm? Hast recht, wir müssen uns erst kennen lernen. Also meine Hobbys sind Fußball spielen, Ski fahren und schwimmen, deine?" "BMX fahren, Songs schreiben, singen, Gitarre spielen und saufen und Drogen nehmen." Ced zog die Augenbrauen hoch und grinste. Ich schätzte er dachte dass mit dem Saufen und Drogen nehmen war ein Witz. Er sagte: "Cool." Ich nickte. Wir redeten weiter und lernten uns ein wenig kennen. Ich wurde immer lockerer und entspannter, bis Ced mir eine Frage stellte: "Warum bist du gestern so ausgerastet?" "Das Thema." "Du bist wegen dem Thema ausgerastet? Aber denk doch mal nach, wenn du immer wegen dem einen Thema ausrastest, dann ist es vielleicht besser, wenn du uns es sagst." Ich wurde wütend, sprang auf und schrie ihn an: "Ich sage es euch nicht! Du kannst labern was du willst! Ihr seid die die mich hier einsperren! Ich will einfach nur weg von diesem Ort und mein Ding durchziehen! Ist das so schwer zu verstehen?" "Nein, aber..." "Was aber! Hm? Halt endlich deine Fresse!" Ich ballte meine Hand zur Faust und nahm sie hoch. In dem Moment kam Mattes von hinten und drehte mir dem Arm auf den Rücken. "So, und jetzt ganz ruhig." "Nein! Ich will nicht mehr! Lass mich!" Ich wehrte mich und so lag ich knappe 5 Sekunden später auf dem Boden. Jackson kam zu mir: "Miles? Bitte schau mich an und hör mir zu. Beruhige dich jetzt. Ich weiß dass du in ner scheiß Situation bist, aber du machst es nicht besser. Also komm runter." Ich beruhigte mich ein wenig, sodass Jackson und Mattes mich auf mein Zimmer bringen konnten. Im Zimmer fragte Jackson: "Müssen wir dich lieber fixieren oder bist du brav?" "Bin lieber brav..." sagte ich kleinlaut oder innerlich wusste ich, dass ich dass bestimmt nicht sein werde.

Die schiefe BahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt