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Taehyung

Hilf mir.

Diese Worte spielten sich in meinem Kopf immer wieder ab, wie eine kaputte Schallplatte, über welche die Nadel kontinuierlich über dieselbe Spur fährt. Zuerst konnte ich nicht reagieren, war noch immer zu geschockt von diesem Anblick und den Worten Jungkooks, die mir meine Vermutungen der ganzen Zeit bestätigt hatten.

Aber irgendwann fing ich mich, es konnten nur wenige Sekunden gewesen sein, in denen wir uns ansahen, aber es kam mir vor wie Stunden, ja beinahe wie Monate. Ich setzte mich zu Jungkook auf das Bett, hob die Hand, um ihn an der Schulter zu berühren, ließ sie aber wieder sinken, als er kaum merklich zusammenzuckte.

»J-Jungkook, i-ich weiß gar nicht...«, hauchte ich perplex und konnte den Satz nicht einmal beenden, als doch ein Ruck durch seinen Körper ging und er sich an meine Brust warf. Direkt begann er wieder zu schluchzen, verkrampfte seine Finger krallend in meinem Shirt und ich hob erneut unbeholfen meine Arme, die ich vorsichtig um seinen bebenden Oberkörper legte.

Ich sagte nichts mehr, viel zu groß war die Angst, etwas Falsches sagen zu können und ich hatte das Gefühl, er brauchte es so, wie es gerade war. Er hatte sich vermutlich ewig nicht mehr so bei jemandem ausgeweint, tat es vermutlich nur im Stillen - allein, wenn keiner zusah. Aber mir konnte er seine Schwäche schon immer zeigen, auch wenn ich nie wusste, woran das eigentlich lag.

»Taehyung«, hörte ich irgendwann seine Stimme hauchen, unglaublich schwach und ein wenig heiser von dem Weinen, was ich mit einem bestätigenden Brummeln beantwortete. Er hatte meine vollste Aufmerksamkeit, dafür musste er meinen Namen gar nicht erst sagen. »D-Du bist wieder hier, hier bei mir.«

»Ja, das bin ich. Und ich werde heute nicht mehr gehen.«

Er hob seinen Kopf und blickte mich aus seinen roten Augen an, der Anblick schmerzte in meinem Inneren, ich wollte nicht, dass es diesem Jungen schlecht ging. Das hatte ich mir damals doch als Ziel gesetzt, warum hatte ich überhaupt daran gezweifelt?

Achja, weil ich es schon einmal nicht geschafft hatte, jemanden zu retten...

»Taehyung?«

Ich blinzelte einige Male und scheuchte diese Erinnerungen aus meinem Kopf, ehe ich dem Jüngeren ein leichtes Lächeln schenkte und durch sein Haar fuhr. »Warum bist du hier?«

»Ich habe doch gesagt, ich helfe dir«, antwortete ich noch immer lächelnd und kurz hatte ich den Eindruck, er würde es erwidern, aber bevor es überhaupt ein Lächeln werden konnte, ließ er es wieder fallen und sah betrübt auf seine Hände, die den Stoff meines Shirts noch immer verkampft hielten.

»Jungkook?«

Ich wollte so gern wissen, was in seinem Kopf vorging. Ich wollte wissen, was passiert war, dass er das alles mit sich machen ließ. Und vor allem wollte ich den Grund wissen, warum er sich selbst dafür zerstörte, noch mehr, als er es eh schon wegen seinem Vater gewesen war.

»Taehyung, du kannst mir nur helfen, wenn du mir versprichst, für immer bei mir zu bleiben.«

𝐂𝐚𝐦𝐛𝐨𝐲│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt