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Taehyung

»Hey, Tae! Was machst du denn da oben schon wieder?«

Verwundert sah ich aus dem kleinen Fenster unseres Baumhauses nach unten und erblickte Jake im Garten, wie er fragend zu mir hinaufsah. »Was mache ich schon groß? Zeit totschlagen.«

Ich hörte ihn leise lachen und sah ihn dabei seinen Kopf schütteln, sodass seine blonden Haare leicht umherflogen, bevor er auf die kleine Leiter zuging, die wir an den Stamm gelehnt hatten. Nach wenige Sekunden war er dann schon bei mir und setzte sich neben mich, während wieder eine Stille über uns hereinbrach.

»Du sitzt hier nicht, um die Zeit totzuschlagen. Was ist los, Tae?«, fragte er irgendwann und ließ mich mit dieser Frage leise seufzen. Was sollte ich ihm schon groß darauf antworten? Die Wahrheit könnte ich ihm niemals verraten, das würde alles verändern.

»Ach, Tae«, schmollte er und legte einen Arm um meine Schulter, damit er mich näher an sich ziehen und ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegen konnte. »Wir sind doch beste Freunde. Also sag schon.«

»I-Ich...«, begann ich, suchte dann aber erst noch nach den richtigen Worten. Manchmal fiel es mir noch schwer mich auf Englisch auszudrücken, obwohl es mir schon deutlich leichter fiel als am Anfang. »Ich habe dir doch von meinem Freund aus Korea erzählt.«

»Ja, dieser...Jungkook, richtig?«, bestätigte er mir, dass er mir immer zugehört hatte.

»Genau. Jeden Tag schreibe ich ihm, aber dass er mir geantwortet hat, ist drei Monate her. Ich vermisse ihn schrecklich.«

Jake seufzte nur leise und wiegte mich leicht hin und her, während seine Hand durch meine Haare wanderte. »Du musst dich entscheiden, Taehyung. Kannst du ihn loslassen, oder empfindest du zu viel?«

Ruckartig riss ich meine Augen auf und sah wieder hektisch um mich, ignorierte dabei die Schweißperlen, die über meine Schläfen und Stirn liefen, während ich realisierte, dass ich mich noch immer gefesselt in purer Dunkelheit befand. Warum träumte ich schon wieder so etwas? Was hatte das nur zu bedeuten?

Wie könnte ich Jungkook jemals wieder loslassen? Es war schon ein Fehler gewesen, es überhaupt zu tun, denn wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre es vielleicht niemals so weit gekommen. Diesen Fehler würde ich nicht noch einmal begehen und dazu würde mich Lee auch niemals bringen.

Vermutlich von diesen Gedanken angespornt versuchte ich es mal wieder und rüttelte an den Fesseln, versuchte so gut es ging den Schmerz zu ignorieren, der durch mein Gewebe zog, aber es brachte weiterhin nichts.

Doch gerade als ich für heute wieder aufgeben wollte, strömte Licht in den Raum, aber es war anders. Es war nicht dieser typische Kegel, der über meinem Kopf seinen Ursprung hatte, sondern es war warmes, normales Licht, das wie ein Rechteck auf eine vor mir liegende Wand projiziert wurde.

Verwirrt zog ich die Stirn kraus und wollte über die Schulter sehen, doch ich erblickte nichts, meine Stimme war zu schwach, um etwas zu sagen, aber das wurde alles unwichtig, als sich ein Gesicht in mein Blickfeld schob. Das musste immer noch ein Traum sein, denn ich dachte nicht, dass ich dieses wunderschöne Gesicht je so unversehrt wiedersehen würde.

Es war Jungkook.

𝐂𝐚𝐦𝐛𝐨𝐲│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt