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Taehyung

Mittlerweile wusste ich nicht mehr, wo oben und unten war, wie spät es war oder welchen Tag wir eigentlich hatten. Irgendwie fühlte es sich an, als verdaute mein Magen sich von selbst, weil ich Hunger hatte, aber irgendwie hatte ich auch keinen. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem das Hungergefühl nicht mehr wichtig war, wie so vieles andere. Aber eine Sache wusste ich noch ganz genau.

Ich liebte Jungkook. Mehr als mein eigenes Leben. Und ich bereute es, es ihm nicht bereits gesagt zu haben.

Aber ich wusste, dass es ihm aktuell noch schlechter ging, als mir selbst. Was waren schon meine körperlichen Schmerzen verglichen mit den seelischen, die er dank diesem Lee erlitt? Ich wollte hier herauskommen, wirklich, aber meine Kräfte verließen mich mit jeder davonziehenden Sekunde. Ich schaffte es nicht einmal mehr, an den Fesseln zu rütteln, so schwach war ich bereits.

Plötzlich ging das Licht wieder an. Das passierte nicht oft, in der ganzen Zeit, die ich hier bereits saß, war es nur dreimal vorgekommen, dass mir die Dunkelheit genommen wurde. Aber jedes Mal verhieß es nichts Gutes. So auch dieses Mal.

Lee stellte sich in mein Blickfeld, verschränkte zufrieden grinsend die Arme vor der Brust und musterte mich eine Weile, ehe er sagte: »So gefällst du mir viel besser, Kim Taehyung. Gebrochen und schwach.«

»Wie lange bin ich schon hier?« Meine Stimme war nur ein Krächzen und ich hätte sie selbst nicht erkannt, wenn sie nicht aus meinem Mund gekommen wäre.
Lee grinste ein wenig breiter und nickte kaum merklich in eine Richtung hinter mir, bevor sich ein mir unbekannter Typ in mein Blickfeld schob und eine Wasserflasche öffnete. Diese hielt er mir an die Lippen und ich dachte nicht groß darüber nach, sondern trank es einfach wie besessen in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Meine Kehle wurde endlich wieder befeuchtet und ich dachte gerade nicht mehr daran, einfach hier zu sterben. Das durfte ich auch gar nicht.

Jungkook brauchte mich.

»Du bist gerade einmal zwei Tage hier«, beantwortete mein Feind mir schließlich gnädigerweise noch meine Frage, was mich leise seufzen ließ. Mir lief die Zeit davon, ich musste mir unbedingt etwas einfallen lassen.

»Du kannst froh sein, dass ich dich noch brauche«, fuhr er weiter fort, nachdem der andere Typ mit dem Wasser verschwunden war. »Ohne dich würde Jungkook das alles gar nicht mitmachen.«

»Du mieser Pisser«, zischte ich nur und spuckte vor seine Füße, was ihn seine Miene wütend verzerren ließ. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, landete seine Faust bereits in meinem Gesicht, der Schmerz zog sich von meiner Wange bis hin zu meiner Nase, aus der ich eine warme Flüssigkeit tropfen spürte.

»Pass auf, was du sagst, Kim Taehyung. Das ist nur der Anfang.«

Und mit diesen Worten ließ er mich wieder allein und ich wurde erneut in diese Dunkelheit gehüllt, an die ich mich schon beinahe gewöhnt hatte...

𝐂𝐚𝐦𝐛𝐨𝐲│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt