-Kapitel 15-

350 23 3
                                    

Nach dem Essen löste sich die Menge an Schülern auch wieder –Spaltenweise- auf. Alles hier war bis aufs kleinste Detail geregelt und organisiert -es war beinahe beängstigend, wie gut das klappte. Tia und ich stiegen gerade die Treppen, welche in den zweiten Stock führten hinauf, als mich jemand unsanft von hinten anrempelte. Ich taumelte, konnte mich allerdings noch rechtzeitig wieder aufrichten, um nicht zu fallen. Empört stieß ich ein verärgertes „Hey!" aus, auf das sich die Person umdrehte und mir direkt ins Gesicht blickte. Es war der Junge von vorhin, der als letztes in der Schlange stand. Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Sein kalter Blick brannte sich förmlich in mein Gedächtnis ein und hinterließ eine unangenehme Gänsehaut überall auf meinem Körper. Tia schüttelte ungläubig den Kopf „Also wirklich, Soma! Kannst du nicht aufpassen?!" mischte sie sich ein. Er verzog keine Miene und nahm den Blick nicht von mir. „Geh mir das nächste Mal einfach aus dem Weg." Entgegnete er mir kühl ehe er sich umdrehte und weiterlief. „Was war das denn?" fragte ich verwirrt. Tia zog mich am Arm, um mich zum Weiterlaufen zu bewegen. „Das, meine Liebe, war Soma Parker. Von dem solltest du dich lieber fern halten..Er ist, wie du selbst sehen konntest nicht gerade eine Person, die man gerne um sich hat."

-Soma Parker- diesen Namen würde ich wohl nicht so schnell vergessen können. -Würde er der neue Abrin Winchester werden?- Hoffentlich nicht. Als wir im Zimmer ankamen, verkroch ich mich sofort im Badezimmer. Die Begegnung mit Soma hatte mich zu sehr an Abrin erinnert. Seine Art mich anzusehen, mit mir zu sprechen..einfach alles erinnerte mich an Abrin. Ich schlüpfte aus der Uniform heraus, um mir meinen Schlafanzug anzuziehen. Sorgfältig legte ich sie zusammen und packte sie auf die kleine Ablage hinter mir. Während ich mir die Zähne putzte dachte ich weiter über Soma nach. Ich hatte wohl ein Talent dafür den Zorn der -Arschlochschüler- auf mich zu ziehen. Wütend seufzte ich und wusch mir noch zum Abschluss das Gesicht ehe ich das Bad verließ. Tia sah mich belustigt an „Du hast aber einen –originellen- Schlafanzug" kicherte sie. Verwundert schaute ich auf mich herab. Es war ein normales schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift –Sorry I'm late, I didn't wanna come- und einer kurzen schwarzen Schlafanzug Hose mit Spitze an den Enden. Es war ein Schlafanzug aus dem H&M für damals 7.99$, ein Sonderangebot. „Wieso? Was stimmt denn nicht damit?" fragte ich skeptisch und trottete auf mein Bett zu. „Nichts, nur sollte dich mit diesem Shirt lieber keiner deiner Lehrer sehen." Lachte sie. –Hmm, wo sie recht hatte- dachte ich mir, als mir einfiel wie die Leute hier so drauf waren. Es wäre wohl eher kontraproduktiv.

Bevor ich mich jedoch in mein Bett kuschelte fiel mir siedend heiß ein, dass ich meinen Eltern versprochen hatte sie anzurufen sobald ich im Internat ankam. Da ich ja nun leider kein Handy mehr besaß war mir das völlig entfallen. Hoffentlich hatten sie nicht schon die örtliche Polizeistation benachrichtig. –Übertrieben, könnte man meinen. Doch meinen Eltern würde ich das wirklich zutrauen. „Hey Tia, weißt du zufällig wo man hier telefonieren kann?" fragte ich sie. Verdutzt sah sie mich an und schien zu überlegen „Ehh..soweit ich weiß gibt es im Aufenthaltsraum das nächste Telefon, wieso?" stellte sie mir die Gegenfrage. Ich erklärte ihr die Situation während ich mich zur Tür begab. Mit einem kurzen „Okay" quittierte sie das Alles und ließ mich gehen. Es war das erste Mal, das ich allein durch die Gänge lief. Ich konnte mich noch wage daran erinnern, wie ich zum Aufenthaltsraum kam. Tia hatte mir den Weg vor dem Abendessen erklärt, da wir sogar beinahe an ihm vorbei liefen. Hier draußen im Gang war es viel Kälter als bei uns im Zimmer und ich schlang meine Arme um mich. –Vielleicht hätte ich mir doch etwas anderes anziehen sollen davor. Das ich nur in Socken herumlief machte die Sache nicht besser. Mein einziger Trost war, der weiche und flauschige schwarze Teppich.

Als ich schon dachte ich hätte mich verlaufen fand ich mich vor einer großen Milchglastür mit der Aufschrift –Aufenthaltsraum- wieder. –Na endlich- dachte ich mir während ich die Tür aufstieß. Ein großer Raum mit grauen Wänden erstreckte sich vor mir und ich sah mich neugierig um. Ein großer Flachbildschirm Fernseher zierte die Stirnwand und darunter war ein kleines Regal in der sich eine Spielekonsole und mehrere DVD's, sowie Spiele befanden. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer Beistelltisch der vor einem riesigen schwarzen Ledersofa stand. Unter dem Sofa und dem Tisch befand sich ein moosgrüner flauschiger Teppich. Auf der rechten Seite des Raumes sah ich eine Art -Bar- mit Barhockern davor. In den Regalen dahinter standen unzählige Flaschen Wasser, Cola und Fanta. Beeindruckt ließ ich meinen Blick in den linken Teil des Raumes gleiten und sah einen kleinen Stehtisch der direkt unter dem Telefon stand. Erleichtert lief ich zum Telefon hinüber und wählte schnell die Nummer unseres Haustelefons. Es klingelte einige Male, bis meine Mom ran ging.

„Hallo, Peers hier." Meldete sie sich zu Wort und ich fühlte mich gleich um einiges ruhiger, als ich ihre Stimme hörte. „Hey Mom, ich bin's." sagte ich glücklich. „Cassia!.. Schatz komm her, sie ist es!" hörte ich sie in den Hörer schreien. „Mom beruhig dich bitte. Ich wollte euch schon früher anrufen, doch ich kam leider erst jetzt dazu." Erklärte ich ihr den Grund für meinen späten Anruf. Anschließend durfte ich mir zunächst mal eine Predigt darüber anhören, welch große Sorgen sie sich machten und das ich mir schnellst möglich wieder ein Handy anschaffen sollte. Zumindest beim letzten Punkt musste ich ihr zustimmen. Es wäre wesentlich einfacher gewesen ihr lediglich eine Nachricht zu schicken. Sie fragte mich noch über meinen ersten Tag aus und ob auch alle nett waren -Die Begegnung mit Soma ließ ich wohl lieber aus. Sie würde sich sowieso entweder nur Sorgen machen oder genervt über mein Gejammer die Augen verdrehen.

Nach einiger Zeit legten wir auf und ich schlich mich wieder aus dem Aufenthaltsraum. Es war zwar noch keine Sperrstunde, doch ich wollte mein seltenes Glück nicht herausfordern. Als ich durch den Flur lief und um eine Ecke bog prallte ich mit etwas hartem zusammen.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt