Am nächsten Morgen wachte ich bereits um fünf Uhr morgens auf. Ich hatte fürchterlich schlecht geschlafen. Meine Gewissensbisse machten sich breit. Ich fühlte mich, wie zwischen zwei Stühlen..Einerseits wusste ich, das es falsch war das Alles nicht zu melden andererseits wollte ich Tory und Soma nicht in die Scheiße reiten -wieso wusste ich auch nicht so genau. Ich trottete noch im Halbschlaf ins Bad, denn schlafen würde ich sowieso nicht mehr können. Ich stellte mich unter die Dusche und begann meine morgendliche Prozedur. Als ich das Zimmer wieder betrat merkte ich, wie stickig es eigentlich war und öffnete das Fenster auf meiner Seite, um etwas frische Luft hineinzulassen. Als ich vor dem Fenster stand sah ich bereits die Strahlen der aufgehenden Sonne. Es war einfach herrlich! Kein Lärm, keine umherlaufenden Rekruten und einfach nur komplette Stille. Ich blieb einige Minuten vor dem Fenster stehen und genoss die -noch- frische Brise, denn es würde heute wieder unerträglich heiß werden. Mir grauste es jetzt schon davor. Ich ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen, bis ich an einem kleinen Fleck nicht weit vom Gebäude hängen blieb. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte, trotz meiner Kurzsichtigkeit, etwas Genaueres zu erkennen.
Ich hatte meine Kontaktlinsen noch nicht eingelegt und deshalb fiel es mir schwer etwas zu sehen also kramte ich meine Brille aus dem Nachttisch hervor. Die Welt wurde klarer und ich sah mehr als nur verschwommene Umrisse. Entspannt seufzte ich, da es sich immer wieder gut anfühlte endlich wieder alles sehen zu können, was sich vor mir abspielte. Ich suchte die Grünflächen noch einmal ab und fand den -Fleck- von vorhin recht schnell wieder. Es stellte sich heraus, das es zwei Personen waren, die miteinander sprachen. Ich lehnte mich noch ein Stück aus dem Fenster um noch mehr erkennen zu können. Ich sah einen verdächtig bekannten Blondschopf und einen rothaarigen Jungen. Ich erinnerte mich daran, diesen Jungen schon einmal mit Tory und Soma zusammen gesehen zu haben, damals in der Ferrendale Street -gehörte er etwa zur Gang dazu?- fragte ich mich.
„Wenn du dich noch weiter rausbeugst fällst du, Peers." Ertönte plötzlich Torys verschlafene Stimme. Ich taumelte für einen Moment und verlor beinahe das Gleichgewicht, doch Tory ergriff meinen Arm bevor schlimmeres passieren konnte. „Verdammt Peers! Ich bin noch zu müde für son Scheiß!" knurrte sie mich wütend an. Ich warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu „Du bist doch schuld daran, das ich fast aus dem Fenster gefallen bin!" gab ich empört zurück. Sie rollte nur mit den Augen und sah ebenfalls aus dem Fenster. „Gibt's da etwa was Interessantes zu sehen?" fragte sie mich frech grinsend. Ich verschränkte meine Arme und stieß nur genervt die Luft aus. „Oder sollte ich besser fragen, -jemand- Interessantes?" sie sah mich nun ebenfalls mit verschränkten Armen an und grinste schelmisch. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und drehte mich hastig um. „Mach dich doch nicht lächerlich!" antwortete ich ihr patzig, während ich zum Schrank lief um meine Uniform hervorzuholen. „Aha, na wenn du meinst." Gab sie schnippisch zurück und folgte mir.
„Sag mal, woher hast du eigentlich diese Uniform? Die gehört doch nicht dir oder?" fragte sie mich und begutachtete Tias Uniform. Ich musste lächeln an den Gedanken, wie Tia sie mir schenkte. „Du darfst sie behalten Cassia. Ich brauche sie schließlich nicht mehr und dir steht sie sowieso viel besser als mir." Sagte sie damals zwinkernd.
„Doch in gewisser Weise gehört sie mir, ich habe sie von jemandem Geschenkt bekommen." Sagte ich verträumt. Sie zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe und sah sie sich genauer an. „Scheiße, dieser jemand muss wohl zu viel Geld haben. Weißt du eigentlich wie viel die kostet?" fragte sie mich entgeistert. Ich schüttelte nur verneinend den Kopf, was sie mit einem Seufzer quittierte. „Ne Menge" fuhr sie fort. Ich verzog mein Gesicht -hätte ich sie doch nicht annehmen sollen?- wenn sie so teuer war hätte Tia sie ja auch einfach weiterverkaufen können.
„Aber der Gürtel ist nicht von deiner reichen Freundin, oder?" fragte sie begeistert, als sie ihn sich genauer ansah. Ich lächelte erneut bei den Erinnerungen daran, wie Dad ihn mir von einer seiner Geschäftsreisen mitbrachte. Er war damals geschäftlich in China unterwegs und er brachte mir immer etwas von seinen Reisen mit. Damals war es eben der Gürtel. Ich hatte ihn noch nie getragen, da ich nicht wollte das Abrin ihn mir schlecht machte. „Nein, der ist von mir. Mein Dad hat ihn mir mal geschenkt. Ich dachte der passt ziemlich gut zu dem Rock" antwortete ich ihr, während ich die Uniform vom Kleiderbügel herunter nahm. „Der sieht mega cool aus! Hast ja doch einen guten Geschmack auch wenn man im Alltag hier nicht viel davon sieht." Spottete sie lachend. Empört rümpfte ich meine Nase und beließ es dabei.
Als ich fertig angezogen war und mein Dutt bereits fertig gebunden war kramte ich noch schnell mein schminkzeug heraus. Ich beugte mich über das Waschbecken und tuschte mir meine Wimpern, wie Tia es mir zeigte. Dabei berührte meine Gürtelschnalle den oberen Rand des Waschbeckens. Ich erschrak kurz bei dem Geräusch, welches darauf folgte und beruhigte mich schnell wieder, als ich sah das es nur mein Gürtel war. Die Schnalle war zu zwei silbernen Schlangen gebogen, die sich ineinander verzweigten. Ich mochte Schlangen schon immer. Ich war zwar das einzige Mädchen in meiner Grundschulklasse, doch das war mir damals egal. Ich fand diese Tiere faszinierend.
Als wir früher mal in einen Zoo gingen wollte ich unbedingt eine anfassen. Dad hielt das für eine grandiose Idee, während Mum sich beinahe in die Hose machte, als Dad einen Wärter um diesen Gefallen bat. Ich musste grinsen -Da war die Welt noch in Ordnung.
„Hey! Beauty Queen, bist du bald mal fertig? Ich muss auch noch ins Bad" meckerte Tory im Türrahmen. Ich verdrehte genervt die Augen und überließ ihr schweigend das Bad. Während ich so ins Zimmer lief wunderte ich mich darüber. Ich sah irritiert wieder in Richtung Badezimmer -Hatte sie mich sonst nicht immer sofort rausgescheucht bevor ich fertig war? Diesmal wartete sie bis ich fertig war- Anscheinend war heute mein Glückstag dachte ich und packte meine Tasche.
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-Cassia-
Teen Fiction„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...