-Kapitel 4-

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Verwirrt starrte ich ihn noch immer an. Ich konnte einfach nicht fassen, was er mir eben vorgeschlagen hatte. -Er wollte mit mir rummachen?- Ganz davon abgesehen, dass ich noch nie einen Jungen geküsst hatte und gar nicht genau wusste was er unter –rummachen- verstand, war es mir schleierhaft wieso er das ausgerechnet mit mir tun wollte. Es war ja nicht gerade so, das er einen Mangel an willigen Mädels hatte. Außerdem -inwiefern war das bitte gleichwertig mit einem peinlichen Foto von mir?!-

„Cassia? Hörst du mir überhaupt zu?" hörte ich Abrins Stimme weit entfernt, bevor ich wieder auf den Boden der Tatsachen geschleudert wurde. „Ich..ja klar hör ich zu! Aber ich..wieso?" stammelte ich wieder nur unverständlich. Noch immer herrschte absolutes Chaos in meinem Kopf, denn ich konnte mir sein Verhalten und seine Forderung bei bestem Willen nicht erklären. „Wieso denn nicht?" zwinkerte er mir zu. Fragend hob ich eine Augenbraue. Damit konnte ich mich nicht zufrieden geben. Ich brauchte schon einen etwas besseren Grund. „Verdammt Cassia, hinterfrag es einfach nicht. Du willst doch, dass ich das Bild lösche oder?" fragte er mich mit mehr Nachdruck in der Stimme. Hektisch nickte ich nur und schon schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. „Dann tus einfach. Du hast schließlich nichts zu verlieren, oder?" zwinkerte er mir erneut zu. In diesem Punkt musste ich ihm leider recht geben –zu verlieren hatte ich wirklich nichts.

Ich rang innerlich mit mir, denn auch wenn er ziemlich gut aussah wollte ich meinen ersten Kuss nicht an jemanden verschwenden, den ich eigentlich gar nicht leiden konnte. Doch wenn ich es nicht tun würde, würde er das Bild hochladen. Ich hatte also realistisch gesehen keine andere Wahl. Also schloss ich meine Augen und atmete einmal tief durch bevor ich schließlich nickte. „Na schön, aber du versprichst mir das Bild zu löschen und nicht hochzuladen!" entgegnete ich ihm bestimmt. Es kostete mich allen Mut den ich hatte, um einigermaßen bestimmend zu klingen. Denn innerlich war ich wirklich aufgeregt. So hatte ich mir das Alles nicht vorgestellt. Ich dachte ich sollte vielleicht irgendetwas Dämliches machen oder ihm ein peinliches Geheimnis verraten, welches er dann weitererzählen könnte. Mit sowas hatte ich definitiv nicht gerechnet.

„Natürlich. Ich verspreche es dir." Raunte er mir zu während er sich zu mir hinunter beugte und mit seiner Hand meine Wange entlang strich. Gänsehaut breitete sich unter der Stelle, die er berührte aus. Und ich musste ungewollt tief Luft holen. Es war seltsam ihn so vor mir zu sehen -so liebevoll. „Du hast doch schon mal jemand geküsst, oder?" Flüsterte er mir ins Ohr und verteilte zaghaft ein paar Küsse entlang meines Halses. Mein Puls schoss durch die Decke und ich musste mich wirklich auf meine Atmung konzentrieren, sonst würde ich noch hyperventilieren. „I..ich..ehrlich gesagt.." stotterte ich, doch Abrin fiel mir ins Wort bevor ich meinen Satz vollenden konnte. „Also nein?" fragte er sanft, noch immer viel zu nah an meinem Gesicht. Ich schüttelte nur verneinend meinen Kopf, denn zu mehr war ich wieder einmal nicht fähig. Ich verfluchte mich dafür so verdammt schüchtern zu sein. Alles um mich herum verschwamm plötzlich. Ich nahm nur noch Abrin wahr und wie er vor mir stand, seine Hand an meiner Wange und seine Lippen an meinem Hals.

„Es wird mir eine Ehre sein, dein Erster zu sein" nuschelte er gegen meine Haut. Als ich realisierte, was er sagte beschleunigte sich mein Herzschlag noch einmal um ein dreifaches und ich dachte ich würde jeden Moment umkippen. Ich verstand die Reaktion meines Körpers überhaupt nicht. Ich hasste Abrin doch! Und trotzdem spielte alles verrückt. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos, meine Hände zitterten, meine Stimme war wie verschwunden und meine Knie waren weich. Als hätte Abrin meine Gedanken gelesen spürte ich, wie er mich mit seinem linken Arm festhielt. Durch seine Geste konnte ich nun zwar nicht mehr zusammenklappen aber dadurch verringerte er den kleinen Abstand, den ich zu wahren pflegte noch weiter. Nun passte nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns und es fühlte sich seltsam an. Mein Verstand schrie mich schon nahezu an endlich zu verschwinden, doch irgendein anderer Teil meines Körpers wollte nicht gehen –wollte sogar um jeden Preis bleiben.

Sein Griff um meine Taille verstärkte sich noch etwas und somit zog er mich noch näher an sich heran, sodass ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen konnte. Mit seiner rechten Hand berührte er mein Kinn und drückte es sanft nach oben. Ich war nun also gezwungen ihm in die dunkelblauen Augen zu sehen. Ich konnte nicht einmal sagen, was ich darin sah. Er lächelte mich an während ich ihn nur verängstigt anstarrte.

„Keine Sorge Cassia es ist überhaupt nicht schwer. Du wirst schon sehen." Flüsterte er, als er sich auch schon hinunterbeugte. Seine Lippen berührten die meinen und ich dachte mein Herz würde aus meiner Brust springen. Völlig überrascht von diesen Gefühlen starrte ich ihn nur weiterhin an, während er langsam anfing seine Lippen gegen meine zu bewegen. Ich wusste nur aus Filmen, wie das funktionierte. Und da hatten beide Partner die Augen immer geschlossen also versuchte ich mich an mehr Details zu erinnern, um so wenig wie möglich falsch zu machen. Ich schloss zaghaft meine Augen und konzentrierte mich nur auf Abrin und seine Bewegungen. Ich tat es ihm gleich und ich merkte, wie er grinste. Irgendwann spürte ich, wie er sanft mit seiner Zunge gegen meine Lippen drückte. Ich verkrampfte mich sofort wieder -was wollte er denn von mir?- schoss es mir durch den Kopf, bis mir einfiel das es ja auch noch eine andere Art von Kuss gab. Schnell öffnete ich meinen Mund ein Stück und merkte, wie er seine Zunge vorsichtig in meinen Mund gleiten ließ – Immer und immer wieder. Ich wusste nicht genau was ich dabei fühlen sollte –sollte ich überhaupt etwas dabei fühlen?- All die schlechten Erinnerungen an Abrin schossen mir durch den Kopf während er mich immer fordernder küsste. Seine linke Hand wanderte bestimmt meinen Rücken entlang, doch verlor nie ihre Aufgabe mich zu stützen. Die Wärme, die von seiner Hand ausging war unglaublich beruhigend und ich fing an mich immer mehr gehen zu lassen. Ich hörte auf nachzudenken und genoss einfach den Moment. Mittlerweile war seine Hand an meinem Po angekommen bei dem er beherzt zupackte. Ein kurzes scharfes Luft einziehen konnte ich nicht vermeiden und so ließ er schnell wieder ab und legte seine Hand behutsam zurück auf ihren Platz auf meinem Rücken.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt