Ich saß völlig übermüdet neben Tory im Matheunterricht und konnte mich kaum auf Magister Carter konzentrieren. Die Nacht über hatte ich nur schlecht geschlafen und wachte immer wieder auf. Diese ganze Gang – Sache ging mir einfach nicht aus dem Kopf und ehrlich gesagt ging mir das eher an die Nieren.. Es beunruhigte mich etwas. Ich hatte noch nie etwas verbotenes getan oder etwas kriminelles. Ich meine solche -Gangs- gab es in Delta auch, doch von denen hielt sich jeder vernünftige Mensch fern außer er brauchte etwas von ihnen. Sogar Abrin mied den Kontakt zu ihnen und das musste schon etwas heißen.
Nervös drehte ich den Bleistift zwischen meinen Fingern und sah aus dem Fenster. -Mache ich hier gerade einen Fehler?- fragte ich mich unsicher. Andererseits wenn ich mich nicht direkt an diesen ganzen Sachen beteiligte dann würde ich doch auch nichts Verbotenes tun, oder? Naja, man wurde leider schon mitverurteilt wenn man nur Beihilfe zu etwas leistete also hatte mein Plan noch ein paar Lücken. Ich seufzte -ist es mir das alles wirklich wert?- murmelte ich Gedankenverloren vor mich hin. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Tory verdutzt zu mir sah. „Was hast du gesagt?" flüsterte sie neugierig zu mir rüber. Verkrampft schüttelte ich nur den Kopf „Ach gar nichts." Entgegnete ich ihr. Am besten ich behielt meine Zweifel noch etwas für mich. Tory musste davon nichts wissen, denn mein Entschluss stand weiterhin fest. Ich würde mir das auf jeden Fall einmal ansehen. -Vielleicht ist es ja gar nicht so krass?- machte ich mir selbst Hoffnung. „Das glaub ich dir nicht, du siehst scheiße aus. Irgendwas ist doch mit dir" hörte ich Tory flüstern. -Na vielen Dank für das Kompliment Tory. An ihre direkte Art musste ich mich wohl erst noch gewöhnen. Ich schüttelte sie iregendwie ab und meinte nur ich wolle mich auf den Unterricht konzentrieren.
Als wir endlich Mittagspause hatten schlurfte ich Tory hinterher in die große Halle. Ich war so unendlich müde, das ich sogar im Stehen hätte schlafen können, doch leider musste ich heute noch an meinem Französisch Referat arbeiten. Also musste mein Bett wohl oder übel noch auf mich warten. Tory hingegen schien putz munter zu sein, wobei sie sonst diejenige war, die am liebsten zurück ins Bett kroch. Als wir anfingen zu essen sah ich Soma, wie auch er an seinem üblichen Platz saß. Es war erstaunlich, das ich meinen Blick nicht so einfach von ihm nehmen konnte -fast so, als könnte ich nirgends anders hinsehen. Tory fing meinen Blick ein und schnippte mit ihren Fingern vor meinen Augen.
„Peers! Hör auf zu Träumen." Lachte sie während ich blinzelte. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden. Es war mir unangenehm, das Tory mich jedes Mal dabei erwischte, wie ich Soma anstarrte. Das würde sie doch nur wieder bestätigen! Ich musste wirklich damit aufhören.
„Also um deine Aufmerksamkeit mal ein paar Minuten auf mich zu lenken erzähl ich dir, wie das heute ablaufen wird." Sagte sie, als sie den letzten Bissen hinunterschluckte. „Da wir ja jetzt zum Glück frei haben werden wir drei nach dem Essen in die Stadt fahren und dich den anderen vorstellen, alles klar?" fragte sie mich. Verwirrt zog ich eine Augenbraue in die Höhe „Wir drei?" stellte ich ihr die Gegenfrage. „Du, Soma und ich. Ich dachte du seist besser in Mathe" scherzte sie. Ich verdrehte die Augen „Hat Soma denn keinen Unterricht?" murmelte ich genervt. „Klar aber er schwänzt." Sie zuckte mit den Schultern „Ist ja schließlich wichtig heute" fügte sie hinzu.
Nach dem Essen liefen wir zusammen zurück auf unser Zimmer und schnappten uns noch jeweils unsere Taschen bevor wir auch schon wieder losgingen. Die Sonne strahlte hell an diesem Tag und ich musste meine Augen zusammenkneifen als wir an der Bushaltestelle ankamen. Soma stand bereits da und wartete auf uns. Er zog gerade genüsslich an seiner Zigarette und kam ein paar Schritte auf uns zu. „Du rauchst?" entkam es mir verblüfft. Er sah mich kurz überrascht an, doch setzte genauso schnell wieder sein gleichgültiges Gesicht auf. „Jeder hat sein Laster zu tragen, oder?" konterte er schnippisch als auch schon der Bus heranfuhr. Aufgeregt stieg ich ein und sah, das Tory bereits einen der Vierersitze reserviert hatte. Soma setzte sich ihr gegenüber also wollte ich mich neben Tory setzen, als diese ihre Füße auf den Sitz neben ihr legte. „Sorry Peers, aber ich brauch meinen Freiraum." Zwinkerte sie mir zu. Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein! Sie hat das hundertprozentig mit Absicht gemacht damit ich mich neben Soma setzen musste! Zähneknirschend sah ich zu Soma, um zu sehen ob es ihm recht war, doch er sah nur gelangweilt aus dem Fenster. Ich setzte mich also neben ihn und spürte schon wieder, wie ich rot anlief. Ich warf Tory einen vielsagenden Blick zu und kassierte dafür nur ein fieses Grinsen -und wie sie das mit Absicht gemacht hat. Das würde noch ein Nachspiel haben dachte ich mir wütend und versuchte meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. So nah war ich Soma das letzte Mal als wir zusammen in der Bibliothek waren und er mich am Schluss gegen die Wand gedrückt hatte.
Unsere Arme berührten sich und ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. Es war ein wohliges Gefühl und ich bemühte mich darum die Nerven zu behalten. -Komm runter Cassia! Du sitzt doch nur neben ihm verdammt!- sagte ich mir in Gedanken, wie ein Mantra auf. Als wir ausstiegen liefen wir zusammen in Richtung der Ferrendale Street. Erinnerungen an das letzte Mal, als ich hier war kamen hoch. Wie Tory und Soma zusammen mit drei anderen Jungs aus einem Hinterhof kamen und sich im Kreis aufstellten.
„Es ist nicht mehr weit. Nur noch ein Stück die Straße entlang und schon sind wir da" Sagte Tory und lief voraus. Sie öffnete ein verrostetes Metalltor und hielt es für uns offen. Ich bedankte mich und folgte Soma, der voran ging. Ich war gespannt und verängstigt zugleich, als ich das heruntergekommene kleine Häuschen sah. Der Vorgarten war von Gras überwuchert und auch die Veranda sah nicht sonderlich stabil aus. Vorsichtig stieg ich die morschen Stufen hinauf und öffnete langsam die quietschende Tür. Ein dunkler Raum erstreckte sich vor mir mit ein paar Sofas, einem alten Fernseher und einem großen dunkelbraunen Esstisch. Auf einem der Sofas saß ein rothaariger Junge, der sich etwas im Fernsehen ansah währenddessen zwei andere Jungs am Esstisch saßen und Karten spielten. Ich erinnerte mich an diese Jungs.
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-Cassia-
Teen Fiction„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...