Ich sah wieder besorgt zu Magister Connan, der noch immer den Ablauf der Doppelstunde erklärte. Ich versuchte einfach auszublenden, das Somas Blick auf mir lag. Doch das gestaltete sich schwerer als gedacht, denn ich spürte seinen spottenden Blick förmlich auf meinem Rücken. Ich seufzte und ergab mich meinem Schicksal. Wir begannen damit unsere Runden zu drehen und ich merkte schnell, wie erbärmlich meine Ausdauer doch war. Sogar Tory schien weniger Probleme damit zu haben, als ich.
Als die Quälerei endlich ihr Ende fand kam ich völlig aus der Puste neben Tory zum Stehen und stützte mich schwer Atmend auf meinen Oberschenkeln ab. Magister Connan verschonte uns leider überhaupt nicht und ließ uns einen Sprint nach dem anderen hinlegen gefolgt von Hürdenläufen und Liegestützen zum Abschluss. Am Ende der Doppelstunde quälte ich mich in die Umkleidekabinen und zog mich mit viel Mühe und Not um -ich konnte es kaum abwarten bis endlich das Bodenturnen beginnen würde! Völlig fertig trottete ich hinter Tory her während sie sich noch immer lustig über Soma machte. „Hast du gesehen, wie fertig der war? Geschieht ihm recht wenn du mich frägst." Lästerte sie schadenfroh. Ich machte mir erst gar nicht die Mühe mich großartig im Zimmer aufzuhalten sondern lief direkt ins Bad und stellte mich unter die eiskalte Dusche -Genau das was ich momentan brauchte. Während ich mir erschöpft und voller schmerzenden Muskeln die Haare wusch ließ ich den Tag Revue passieren. Tory war mir den ganzen Tag nicht von der Seite gewichen und ich fragte mich wirklich, was es damit auf sich hatte. -Wollte sie so vielleicht meine Entscheidung beeinflussen?- Ich hatte gar keine Zeit gehabt um noch einmal darüber nachzudenken. -Was sollte ich tun? Sollte ich mich ihrer Gang anschließen oder sollte ich es ablehnen? Würde unser relativ entspanntes Verhältnis wieder in die Brüche gehen sollte ich ablehnen oder würde es weiterhin so sein?-
Ich hatte wirklich keine Antwort darauf, doch ich tendierte schon gestern dazu mich ihnen anzuschließen. Irgendetwas zog mich an dem Vorschlag an. Vielleicht war es die Aussicht auf soziale Kontakte, vielleicht war es aber auch der Reiz des Verbotenen -wer weiß das schon. Ich wusste, das die Entscheidung heute fällig war also blieb mir nicht mehr viel Zeit. Ich dachte noch einmal darüber nach -Wieso eigentlich nicht? Ich hielt mich immer an die Regeln, war immer nett und bemühte mich stets und wie wurde es belohnt? Mit Abrin!- Ich ballte verärgert meine Hände zu Fäusten. Ich hatte schließlich rein gar nichts zu verlieren, ich konnte eigentlich nur gewinnen. Ich hätte endlich Freunde, naja in gewisser Art und Weise, würde mein Taschengeld aufbessern und würde nebenbei vielleicht noch Selbstsicherer werden.
Ich atmete nervös aus. -Doch was würden meine Eltern dazu sagen sollten wir einmal erwischt werden?- Tory wurde auch nur nicht erwischt weil ich zufälligerweise ein paar Wochen vor der Kontrolle von ihren Machenschaften mitbekam und geistesgegenwärtig handelte. -Was wenn wir das nächste Mal nicht so viel Glück hatten?-
Ich verbannte den Gedanken aus meinem Kopf. Nein, sie waren bis jetzt auch nie aufgeflogen außer bei Principal Welsh, der lediglich Verwarnungen aussprach aber nie die Polizei rief. Vermutlich war er zu besorgt um den Ruf des Internats. Bei ihren Raubzügen hatten sie bis jetzt immer Glück gehabt also hoffte ich, die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich lief fertig geduscht und umgezogen wieder aus dem Bad. Meine nassen Haare ließ ich im Sommer für gewöhnlich immer Lufttrocknen. Wieder einmal fielen sie mir strähnig die Schultern entlang. Nervös und grübelnd lief ich auf meinen Schreibtisch zu. Ich kramte mein Handy hervor und checkte meine Nachrichten -super gerade jetzt hatte ich natürlich nichts zum Beantworten. Ich legte es also wieder hin und setzte mich aufs Bett. „Was ist denn los mit dir? Hast du was genommen oder was?" sagte Tory desinteressiert während sie auf ihr Smartphone starrte. -Verdammt, sah man mir das wirklich so sehr an?- Ich atmete hörbar aus, was Tory dazu veranlagte ihren Blick zu heben.
„Nein, es geht um unser Gespräch von Gestern.." fing ich nervös an. Sie setzte sich sofort auf und sah mich gespannt an. „Naja, also..ich meine ich kann das irgendwie verstehen wieso ihr das tut aber.." ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, da ich mir noch immer nicht hundertprozentig sicher war, das Richtige zu tun. „Hör mal Peers, ich weiß es hört sich hart an aber man gewöhnt sich daran. Irgendwann kommt es einem gar nicht mehr so schlimm vor. Wir stehlen nicht von den Armen, die sowieso nichts haben sondern nur von denen, die den Arsch nicht voll genug haben können, verstehst du?" fiel sie mir ins Wort. Ich rieb mir müde über die Augen. „Mag ja sein aber..es ist doch trotzdem falsch, findest du nicht?" fragte ich sie. Sie stieß nur die Luft aus „Findest du es dann auch richtig, das so reiche Schnösel, wie Principal Welsh alles haben, sich jeden Wunsch erfüllen können, nur mit dem Finger schnippen müssen um etwas zu bekommen, während andere nicht mal genug Geld haben um sich eine Schuluniform leisten zu können?" stellte sie mir die Gegenfrage. Ich ließ meinen Blick sinken. Natürlich fand ich das nicht Richtig, doch er arbeitete ja auch für sein Geld.
„Schön, lass es mich anders formulieren.." fuhr sie fort. „Welche Motivation hast du, um unserer Gang beitreten zu wollen?" verdutzt starrte ich sie an. „Na, da -muss- es doch einen Grund geben, sonst hättest du dir nicht einmal eine Sekunde darüber Gedanken gemacht, oder?" fragte sie mich schnippisch -wow, Treffer versenkt. Sie hatte mich überraschend schnell durchschaut musste ich zugeben. Dabei lobte sie gestern noch meine Auffassungsgabe..
Ich seufzte. „Naja..da gibt es tatsächlich etwas, aber..darüber will ich nicht wirklich sprechen, verstehst du?" stotterte ich unsicher. Erinnerungen an meine Schulzeit auf der Delta Chambers schossen mir durch den Kopf, wie alle Schüler nur zusahen, wie Abrin und seine Jungs Pudding über mich gossen. Wie sie mich alle auslachten, als er das dämliche Foto in der Schule herumzeigte, wie Melanie mich immer vor versammelter Mannschaft nieder machte..Ohja, Motivation hatte ich genug. Ich wollte mich endlich wehren können! Ich wollte nicht mehr so verängstigt und schüchtern sein! Ich wollte mich nicht mehr verstecken müssen und ängstlich wegrennen! Ich wollte endlich überhaupt jemand sein!
Sie zog beide Augenbrauen in die Höhe und stützte sich mit den Armen auf dem Bett ab. „Schon gut, du musst es mir nicht erzählen. Solange du dabei bist ist es mir egal weshalb." Fiel sie mir wieder ins Wort, doch diesmal empfand ich es nicht als störend oder aufdringlich. Es beruhigte mich sogar sehr das zu hören. Ich atmete entspannt aus. „Okay, alles klar..dann.. bin ich dabei." Sagte ich entschlossen.
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-Cassia-
Подростковая литература„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...