-Kapitel 43-

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Seine Hand fühlte sich kalt und rau an, als ich sie berührte. Das rote Symbol bildete den perfekten Kontrast zu seiner bleichen Haut. Ich strich wieder einmal darüber und bewunderte es. Ich fragte mich ob alle Tattoos so schön waren, denn bis jetzt gefielen mir Somas und meins wirklich sehr. Je länger ich seine Hand hielt, desto nervöser wurde ich. Anfangs hatte ich seine Hand nur aus einem Reflex heraus ergriffen weil ich das Tattoo besser sehen wollte, doch nun realisierte ich von Sekunde zu Sekunde mehr, das ich hier -Somas Hand- hielt. Verlegen ließ ich sie los und brachte ein wenig Abstand zwischen uns. Ich war dankbar für die kleine Brise, die soeben über mein Gesicht blies. Sie kühlte meine glühenden Wangen.

„Hast du deins schon gesehen?" fragte er mich leise. Ich sah zu ihm und nickte schwach, da ich unfähig war mit ihm zu sprechen -Ich war zu aufgeregt. „Ja ich...hab den Zettel hier in der Tasche des Sakkos" stotterte ich und fummelte in der Jackentasche der Schuluniform herum. Als ich den Zettel fand faltete ich ihn sorgfältig auf und reichte ihn ihm. „Hier, das ist es" fügte ich noch hinzu. Er nahm den Zettel aus meiner Hand. Dabei streiften sich unsere Finger und mein Blick schnellte überrascht zu ihm hoch. Auch er sah mich kurz mit einem undefinierbaren Blick an. Schließlich wandte er sich dem Motiv zu. „Das sieht gut aus, Rick hat es wirklich drauf" murmelte er und gab mir den Zettel zurück.

„Wer ist Rick?" Fragte ich ihn verwundert. Er fing an zu grinsen „Das ist unser Tätowierer, er hat das hier gezeichnet. Das ist aber nur eine grobe Skizze, das echte Motiv wird bestimmt noch schöner aussehen." Antwortete er mir. Er schnippte seine Zigarette wieder über die Veranda und machte sich bereit wieder reinzugehen. „Kommst du?" Fragte er mich, als er schon ein paar Schritte voraus lief. Ich sah ihn perplex an, denn ich dachte nicht das er mich mitnehmen würde. „Eh..ja klar!" murmelte ich und folgte ihm.

Als wir wieder drinnen ankamen spielten die anderen noch immer Twister und sogar Ares hatte sich überreden lassen mitzuspielen, doch als er mich sah stoppte er sofort in seiner Bewegung. Traurig senkte ich meinen Blick -Wieso kann er mich nicht leiden?- fragte ich mich. Ich fühlte mich hier unerwünscht auch wenn die anderen hier sehr herzlich waren, oder sich zumindest Mühe gaben. Ich schaute auf meine Armbanduhr und stellte mit erschrecken fest, das es bereits halb zehn war. Hastig schnappte ich mir meine Tasche und stopfte alles hinein.

„Leute es is schon halb zehn! Wir müssen zurück." Sagte ich besorgt. Tory verdrehte die Augen während Soma nur an der Tür lehnte. „Du bist echt ne Spaßbremse, weißt du das?" Stöhnte Tory nur und griff sich ebenfalls ihre Tasche. „Aber leider hast du recht..Ich hab echt keine Lust wieder Ärger zu bekommen" fuhr sie genervt fort. Soma öffnete bereits die Tür und verabschiedete sich von den anderen nur mit einem einfachen Winken während Tory und ich nur ein „Tschau" murmelten. Elija kam uns hinterher und hielt mich am Arm fest „Hey Cassia warte!" sagte er und ich drehte mich zu ihm. „War echt schön heute! Und ich denke ich spreche für uns alle, wenn ich sage, das unser Team ein echt cooles neues Mitglied hat." Sagte er verlegen. Ich schenkte ihm ein lächeln. Es tat gut so etwas zu hören. „Ja es war cool heute, aber ich denke nicht -alle- sind begeistert.." seufzte ich niedergeschlagen. Elija verzog sein Gesicht. „Ach der wird sich schon daran gewöhnen!" lächelte er nun und wir verabschiedeten uns mit einer kurzen Umarmung.

Als wir noch gerade so rechtzeitig im Bolt Manor ankamen verkrümelte ich mich sofort in die Bibliothek. Zum Glück war diese durchgehend geöffnet auch wenn man nach zehn Uhr eigentlich nicht mehr hier sein sollte, doch das war mir momentan egal. Ich musste mein Referat fertig bekommen! Ich suchte mir einen ruhigen Platz im hinteren Teil der Bibliothek, da ich hoffte so nicht allzu schnell entdeckt zu werden. Mit zwei Französisch Büchern bewaffnet ließ ich mich nieder und fing mit der Arbeit an.

„Avez-vous besoin d'aide?" hörte ich plötzlich jemanden hinter mir fragen. Erschrocken sah ich mich um und erkannte Soma, der grinsend hinter mir stand. Mit zittriger Hand fasste ich mir an die Brust. Mein Herz schlug verdammt schnell, da ich nicht mit ihm gerechnet hatte -ehrlich gesagt, mit niemandem. „Soma! Du hast mich erschrocken!" flüsterte ich wütend. Er hingegen nahm lässig Platz und entzog mir mein Blatt. „Also, brauchst du nun Hilfe oder nicht?" Fragte er mich desinteressiert und las sich mein bisher beschriftetes Blatt durch. „Ich bin fast fertig, aber danke." Antwortete ich ihm und nahm mein Blatt wieder an mich. „Da sind ein paar Fehler drin, kleine" Schmunzelte er und beobachtete mich. „Was erwartest du auch um halb elf Nachts und nach mindestens fünf Bier?" konterte ich verletzt. Ich konnte es nicht leiden wenn man mich kritisierte, zumindest was die Schule anging. „Gib her, ich mach das schnell" Drängelte er und schnappte sich einen Stift aus meinem Mäppchen, sowie mein Blatt. Bevor ich etwas erwidern konnte fing er schon an zu schreiben. Ich war wirklich erschöpft also ließ ich ihn einfach machen. Meine Hausaufgaben hatte er schließlich auch richtig gelöst.

Als er so vor mir saß, beleuchtet durch das schwache Licht sah er aus wie ein Engel. Seine nahezu weißen Haare fielen ihm etwas ins Gesicht und verdeckten einen Teil der Stirn. Die blasse Haut schimmerte leicht und ich fragte mich, ob das normal war, das mein Herz schneller schlug je länger ich ihn ansah. Er kaute unbewusst immer wieder auf seiner rose farbenen Unterlippe wenn er überlegte und glitt anschließend mit seiner Zunge über die Stelle sobald er die Antwort wusste. Sein dunkelbrauner Pulli, der zur Schuluniform der Jungs gehörte fiel lässig über seinen Oberkörper und man konnte das weiße Hemd drunter hervorblitzen sehen. Ich hatte zuvor noch nie die Gelegenheit gehabt ihn solange und von dieser kurzen Distanz zu betrachten. Er war wirklich wunderschön. Ich seufzte aus Frustration, denn so langsam fing ich an daran zu zweifeln ob ich wirklich nichts für ihn empfand. -Musste ich Tory Recht geben? War es denn wirklich so?- Ich wusste es nicht. Schließlich war ich noch nie verliebt gewesen. Klar, kleine Schwärmereien waren schon immer wieder mal dabei aber so richtig verliebt war ich noch nie. Doch eines konnte ich mit Sicherheit sagen, es war nicht normal so auf eine andere Person zu reagieren. Der erhöhte Herzschlag, die schwitzigen Hände, die ständige Nervosität in seiner Nähe und die heftige Reaktion meines Körpers wenn ich ihn berührte.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt