-Kapitel 21-

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Noch immer starrte ich völlig verstört auf Torys Bett. –Was zum Teufel ist gerade passiert?- Ich hatte nun zwar eine Mitbewohnerin, doch sie war beängstigend.

Am nächsten Morgen schlenderte ich schlaftrunken ins Bad während Tory noch schlief. Ich fing gerade mit meiner morgendlichen Routine an, als Tory sich an den Türpfosten lehnte. Ich erschrak kurz als ich sie sah. Sie machte mir wirklich Angst. Sie sah mich flüchtig an und begutachtete das Badezimmer. Sie stand lässig da und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Raus hier." Ertönte plötzlich ihre Stimme. Verdutzt zog ich meine Augenbrauen zusammen. „Du hast mich schon verstanden. Ich bin zuerst dran danach kannst du rein also mach das du raus kommst." Klärte sie mich herablassend auf. Niedergeschlagen verließ ich das Bad und versuchte mich so gut es ging fertig zu machen. Ich hatte noch immer Tias alte Schuluniform und machte soeben den Gürtel zu, als ich mich an den Schreibtisch setzte und einen kleinen Spiegel hervorkramte den mir ebenfalls Tia da ließ. „Man kann ja nie wissen wann ein hübscher Kerl auftaucht, nicht wahr?" waren ihre Worte. Ich dankte Tia in Gedanken und versuchte einen ordentlichen Dutt hinzubekommen, so wie sie es mir zeigte. Anschließend schminkte ich mich etwas. Ich hatte in den zwei Wochen in denen ich alleine war viel Zeit also ging ich öfters mal in die Stadt und kaufte mir ein paar Schminksachen, da ich sowas ja nicht besaß.

Als ich mir sicher war, dass ich es nicht besser hinbekommen würde öffnete Tory die Tür und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ich seufzte -konnte das denn noch schlimmer werden?- fragte ich mich und ging schließlich ins Bad. Ich versuchte meinen Dutt noch etwas besser zusammenzubinden bevor auch ich nun das Zimmer verließ. Ich schloss die Tür und drehte mich niedergeschlagen um. Ich stockte in meiner Bewegung, als ich merkte, dass jemand direkt vor mir stand. Bevor ich realisierte wer das war ertönte auch schon seine Stimme. „Ist Tory noch da?" fragte Soma mich und sah auf mich herunter. Noch immer unter Schock stand ich da und versuchte einen vollständigen Satz herauszubekommen. Er seufzte und verdrehte genervt die Augen. „Schon gut ich werd selbst nachsehen." Stöhnte er gereizt. Er griff an mir vorbei zur Türklinke und betrat das Zimmer. Als er wieder herauskam und die Tür schloss fuhr er sich gelangweilt durch die blonden Haare. Dabei rutschte der Ärmel seines Hemdes ein Stück zurück und ich konnte sein Metall Armand sehen. Auf ihm war eine -15- eingraviert. Ich wunderte mich, dass jeder hier anscheinend ein individuelles Armband zu tragen schien und starrte es weiterhin an. Soma schien dies zu bemerken und steckte die Hand schnell in seine Hosentasche. „Und zufrieden mit der Info?" fragte er mich und zog dabei eine Augenbraue hoch. Meine Augen weiteten sich bei der Frage. -Was meinte er denn damit?-

Seufzend ging er davon und ließ mich allein stehen. Beschämt und wütend auf mich selbst folgte ich ihm in die große Halle, wo sich bereits einige Rekruten eingefunden hatten. Nahezu jeder Platz war besetzt und ich staunte. So viele Schüler hatte ich noch nie gesehen. Ehrfürchtig und möglichst unbemerkt schlich ich mich auf meinen Platz. Der Tisch Nummer -7- war voll und alle schienen sich angeregt zu unterhalten. Tory saß nicht weit von mir entfernt mit einem anderen Mädchen am Tisch und unterhielt sich ebenfalls. Verletzt schaute ich auf die Tischplatte. -Wieso konnte sie mich nicht leiden?- ich hatte mich ihr doch noch gar nicht richtig vorgestellt. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich sie weiterhin. Ihr Dutt war nicht ordentlich sondern eher auf die Schnelle gemacht und auch ihre Schuluniform war nicht bis oben hin zugeknöpft -sie schien wohl der lässige Typ zu sein. Ihr Make-up war nicht sonderlich dezent sondern recht auffällig. Ich bewunderte sie ein wenig dafür, das so gut hinzubekommen. Es sah wirklich fantastisch aus. Ich wünschte ich könnte mich ebenfalls so schminken, wie sie. Mein starren wurde durch die laut hallenden Schritte von Principal Welsh unterbrochen und alle Augen lagen nun auf ihm.

Guten Morgen liebe Rekruten! Ich hoffe sie hatten eine angenehme Nacht. Der Grund weshalb wir uns heute schon so früh am Morgen sehen ist, wie versprochen, die Zimmereinteilung. Ich werde verschiedene Listen auslegen, wie jedes Jahr. Sie können nach dem Frühstück der Reihe nach überprüfen ob sie auch im richtigen Zimmer sind beziehungsweise wer sich mit ihnen ein Zimmer teilen wird sofern es noch Rekruten gibt, die noch niemanden im Zimmer vorgefunden haben heute Morgen. Ich wünsche einen guten Appetit."

Beendete er seine Erklärung und großes Gemurmel brach aus. Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab während ich trübselig zu Tory schaute. Ich wusste bereits wer mit mir ein Zimmer teilte und ein Fehler war ausgeschlossen, da Mrs. Blackwell sie höchstpersönlich vorbeibrachte. Also musste ich mir die Liste auch nicht ansehen. Als endlich unsere Spalte dran war erhob ich mich und stellte mich, wie jeden Tag in die Reihe. Tory stand einige Meter vor mir mit diesem anderen Mädchen und ich bemerkte, das auch sie so ein seltsames schwarzes Ding im Ohr trug. Ich erinnerte mich Soma auch mit so einem Ding gesehen zu haben. -Was war das?- fragte ich mich verwundert und sah mich um. Niemand anders hatte so ein Teil im Ohr. -War es vielleicht ein Hörgerät?- spekulierte ich. Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was mir Tia über die Formalitäten hier erklärte, doch ich konnte mich wirklich nicht daran erinnern das sie so etwas erwähnt hätte -Also musste das etwas anderes sein. Ich griff mir einen Teller und grübelte weiterhin. Mit zwei Stücken Toast und jeweils einem Schälchen Marmelade und Butter schritt ich wieder zurück an meinen Platz.

Die Schule würde erst in zwei Tagen beginnen und da heute Samstag war wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich könnte in den Aufenthaltsraum gehen und ein wenig Fernsehen oder ich könnte in die Stadt fahren und mich ein wenig ablenken. Allzu viele Möglichkeiten hatte ich ja schließlich nicht.

Nach dem Frühstück begab ich mich zurück aufs Zimmer und atmete erleichtert aus, als ich sah, dass Tory nicht hier war. Ich entschied mich dafür in die Stadt zu fahren und mir endlich ein neues Handy zu kaufen -ich konnte ja nicht ewig ohne bleiben.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt