-Kapitel 61-

228 20 0
                                    

Tory und ich saßen gemeinsam im Bus auf dem Weg in die Innenstadt. Es war angenehm draußen - nicht zu kalt aber auch nicht zu heiß.
Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft, wie sie bei der schnellen Geschwindigkeit an uns vorbeiraste. Tory hingegen tippte unaufhörlich auf ihrem Smartphone herum und kicherte hin und wieder. „Schau dir das mal an Peers!" presste sie zwischen zwei Lachern hervor und hielt mir ihr Handy vors Gesicht. Ich sah einen Facebook Post auf dem eine Katze von einem Sofa fiel. Es hörte sich weitaus weniger witzig an als es tatsächlich aussah. Ich fing an zu grinsen. „Wow das könntest definitiv du sein wenn man dich morgens aus dem Bett bekommen will" lachte ich und hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht zu laut loszulachen. Tory sah mich empört an, doch fing kurz darauf auch an zu lachen. „Gar nicht schlecht Peers, gar nicht schlecht." erwiderte sie schmunzelnd.
„Hast du eigentlich auch Facebook?" fragte sie mich und mein Körper verkrampfte sich plötzlich. Ich hatte einmal einen Facebook Account, doch ich löschte ihn wieder, als Abrin mich auf einem peinlichen Beitrag nach dem anderen markierte und ich somit nur noch mehr zur Lachnummer der Schule wurde.

„Ehm..nein.." sagte ich und sah verlegen aus dem Fenster, als wäre es draußen so viel interessanter. „Du bist wirklich seltsam. Hast ein altes Ding aus der Vorkriegszeit als Handy, hast kein Facebook..sag mal aus welchem Jahrhundert bist du geflohen?" sagte sie lachend und ich musste wirklich zugeben, das es mich zum grinsen brachte. Aber leider auch nur für einen kurzen Augenblick. Ich konnte ihr das nicht erklären, sonst musste ich ihr -alles- erklären. Dazu war ich einfach noch nicht bereit, oder? Ich hatte es bereits versucht, bei Ares, doch da kam auch nichts aus mir heraus. Ob ich jemals darüber reden konnte?

„Peers?" hörte ich Tory verwirrt fragen, da ich anscheinend komplett abgedriftet war. „Tut mir leid ich war in Gedanken" entschuldigte ich mich und spielte nervös an meinen Fingern herum. „Ja das hab ich mitbekommen" erwiderte Tory lachend.
„Ich finds cool das du mitgekommen bist, ich dachte wirklich nicht das du meine Einladung von gestern annehmen würdest." sagte sie plötzlich und ich musterte sie fragend. „Naja ich bin einfach überrascht" zuckte sie mit den Schultern. Ich selbst war auch überrascht um ehrlich zu sein. Klar mochte ich sie, doch wir haben abseits der Schule oder der Gang noch nie etwas miteinander unternommen. Irgendwie freute ich mich darauf. Sie sagte wir würden mir neue Kleider kaufen, Kleider die wirklich gut aussahen. Ich war wahnsinnig nervös, da ich solche Sachen eigentlich nie trug.
Ich hatte, wie schon erwähnt, immer zu viel Angst vor der Reaktion der Anderen - allen voran Abrin.
Doch hier gab es keinen Abrin, hier gab es keine -Anderen- wie ich sie kannte. Ich hatte nun Tory und Soma in der Schule an meiner Seite, sogar den Rest der Gang wenn wir uns außerhalb trafen. Sie würden niemals zulassen, das so etwas passieren würde, oder?

„Ja ich freue mich ehrlich gesagt schon darauf, nur ob wir wirklich etwas passendes für mich finden bezweifle ich.." sagte ich unsicher und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Tory sah mich verwirrt an und gab mir einen leichten Schlag gegen die Schulter. „Wieso bist du nur so unsicher? Als du meine Sachen anhattest, hast du klasse ausgesehen! Erinnerst du dich, wie Soma bei deinem Anblick letztens fast die Augen rausgefallen sind?!" fragte sie mich empört.

Ich runzelte die Stirn „Was? Tut mir leid, das ist mir aber echt entgangen. Soma hat mich nie besonders auffällig angesehen." sagte ich sicher und verschränkte demonstrativ meine Arme vor der Brust. Tory rollte nur mit den Augen und schnaubte. „Natürlich hat er das! Was meinst du denn, wieso ich dich ständig dazu bringen will etwas mehr aus dir rauszukommen? Soma ist jemand der keine großartigen Signale und Zeichen braucht oder sie im Gegenzug gibt. Aber er kann auch keine Gedanken lesen Peers, du musst ihm schon zu verstehen geben, das du ihn magst." sagte sie in ernstem Tonfall.
Ich sah sie überrascht an. Ich dachte nicht, das sie sich Mühe gab und mir helfen wollte indem sie mich ständig aufzog, doch das war anscheinend ihre Art mir zu helfen.
„Du wolltest mir helfen?" stammelte ich irritiert und sie seufzte wieder. „Klar, alleine hättest du es wohl kaum geschafft überhaupt mit ihm zu reden." lachte sie und zwinkerte mir zu. „Aber du hast mir schon -geholfen- bevor ich Teil der Gang war?!" fragte ich verdattert und rieb mir den Kopf. „Ja und?" fragte sie mich mit den Schultern zuckend.
„Ich..hatte nicht so den Eindruck, als hättest du mich besonders leiden können." sagte ich traurig und sah zu Boden.

„Ich mochte dich anfangs auch wirklich nicht. Ich hatte es bisher immer geschafft meine Mitbewohner zu vergraulen, sodass ich ein Einzelzimmer bekam. Das war einfacher zwecks der -Gang Sachen- du weißt schon. Aber als du mich gedeckt hast und mir sogar geholfen hast, obwohl ich so scheiße zu dir war konnte ich dich gar nicht mehr hassen." lachte sie erneut und tippte nebenher auf ihrem Handy herum. Ich nickte langsam und lehnte mich etwas in meinen Sitz zurück.
Tory hatte mir gerade mir nichts dir nichts etwas sehr intimes erhält, selbst wenn sie es nicht bemerkte. Sie hatte zugegeben mich zu mögen, mich zu akzeptieren, mir sogar gerne geholfen zu haben, obwohl sie davon zu dem Zeitpunkt noch gar nicht profitierte.

„Du bist ja ganz bleich, alles Okay?" fragte Tory mich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Ich atmete tief ein und aus.

„Tory, es gibt da etwas, was ich dir erzählen muss.."

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt