-Kapitel 32-

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„Pff! Du gibst doch nur an!" sagte ich herablassend und lehnte mich nun ebenfalls provokant nach vorn. „Beweise es." Hauchte ich ihm verspottend zu. Er funkelte mich wütend an und schlug mit den Händen auf den Tisch. „Das hab ich nicht nötig" entgegnete er kalt und stand auf. Siegessicher grinste ich „Na gut, dann hau halt ab. Kneif wenn du willst." Sagte ich neckisch. Er blieb abrupt stehen und drehte sich zornig um. „Also gut! Dann lass mal hören." Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und beugte sich gefährlich nah hinunter. Er durchbohrte mich förmlich mit seinem hasserfüllten Blick, doch dieser konnte mir nichts anhaben -das war noch gar nichts im Vergleich zu Abrin.

Gelassen fuhr ich fort „Wenn du so clever bist dann dürften diese Aufgaben hier ja wohl kein Problem für dich sein, oder?" provokant zog ich eine Augenbraue in die Höhe während ich ihm alle Aufgaben auf den Tisch schmiss, die ich im Laufe des Abends nicht lösen konnte. Mitunter waren die Fächer Mathe, Chemie und Physik. Wenn er solch eine Intelligenzbestie war sollte er das ja mit links schaffen. Er griff energisch nach den Blättern und setzte sich wieder auf den Stuhl. Er sah sich die Seiten durch und fing an zu lachen. „Das soll die Herausforderung sein? Willst du mich auf den Arm nehmen kleine?" Siegessicher knallte er die Blätter auf den Tisch ich hingegen nickte nur fies grinsend. Er fing an, wie ein wilder eine Aufgabe nach der anderen abzuarbeiten, während ich nur da saß und zusah. Es war wirklich bemerkenswert, wie schnell er das alles hinbekam. In diesem Tempo brauchte er durchschnittlich nur zwei Minuten um die Aufgabe zu lesen und zu verstehen, denn nach zwei Minuten fing er schon an zu schreiben. Sichtlich beeindruckt schaute ich der Szene vor mir zu. Er war nicht nur gutaussehend sondern auch wirklich schlau -das war also nicht nur dummes Gerede von ihm.

Nach etwa zwanzig Minuten legte er mir jede einzelne Aufgabe vollständig gelöst vor die Nase und sah mich grinsend an. „Ich weiß ich wiederhole mich aber..war das schon alles?" fragte er triumphierend. Ich wusste es sah so aus als hätte ich verloren, doch dem war nicht so. Ich packte die Blätter zusammen und stopfte sie in meine Tasche. Soma verfolgte das Geschehen skeptisch bis ich meine Hände auf dem Tisch faltete. „Schön, du bist wirklich clever Soma.." fing ich an und sah ein zufriedenes lächeln auf seinen Lippen. „Aber nicht clever genug." Fügte ich hinzu. Entgeistert starrte er mich an und ich sah Verwunderung in seinem Gesicht. „Ich danke dir dafür, das du meine Hausaufgaben für die komplette Woche innerhalb von nur zwanzig Minuten erledigt hast." Fuhr ich fort und stand auf. Ich schulterte meine Tasche und verließ winkend die Bibliothek. Soma ließ ich verdutzt zurück und wartete nur darauf, bis er realisierte was hier gerade passiert war. Das Donnerwetter ließ nicht lange auf sich warten. Ich hörte laut stampfende Schritte hinter mir und einen leise fluchenden Soma. Er hatte mich allerdings schneller wieder eingeholt, als ich erwartet hatte und drückte mich gegen die nächstgelegene Wand. Wütend starrte er auf mich hinab, doch solche Anblicke war ich gewohnt. Ich konnte jedoch nicht leugnen, das er mir ein wenig Angst einjagte wenn er mich so ansah. Konzentriert versuchte ich seinem Blick standzuhalten. Er stützte beide Hände an der Wand ab, sodass ich quasi gefangen in seinem Griff war, was mich teilweise ängstigte und mir gleichzeitig irgendwie gefiel. Ich wusste nicht genau welches Gefühl stärker war. Es war eher eine Mischung aus beidem.

Eine Zeit lang starrten wir uns gegenseitig einfach nur nieder, bis Soma das Wort ergriff. „Du kleines hinterhältiges Biest. Für so durchtrieben hatte ich dich eigentlich überhaupt nicht gehalten." Flüsterte er mir zu und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Mir fuhr es kalt den Rücken hinunter und meine Hände begannen zu zittern. Ich spürte seinen Atem meine Nase kitzeln und doch verspürte ich gerade, wie die Angst überhand gewann. Seine Augen begannen zu funkeln, als er sah, wie nervös ich war. Er quittierte meinen unsicheren Blick mit einem hämischen Grinsen. „Das nächste Mal falle ich darauf nicht mehr rein, verlass dich drauf." Hauchte er mir leise entgegen und kam mir dabei noch näher, als er es sowieso schon war. Ich versuchte auszuweichen, doch ich hatte keine Chance. Die Wand hinter mir war erbarmungslos unnachgiebig. Plötzlich stieß er sich von der Wand ab und gab mir wieder genug Platz um Luft zu bekommen. Ich merkte gar nicht, wie schwer ich eigentlich atmete. Soma drehte sich grinsend um und lief langsam ein paar Schritte, als ich hörte wie er mir etwas zurief. „Trotzdem, Punkt für dich kleine." Und mit diesen Worten schritt er davon und ließ mich völlig aufgelöst zurück. -Verdammt! Was ist denn nur los mit mir?!- dachte ich mir als ich mich erschöpft gegen die Wand lehnte. Ich hatte so große Fortschritte gemacht! Ich konnte sogar schon richtig gut kontern in seiner Gegenwart und mit einem Mal war ich wieder am Anfang -wie frustrierend.

Nach ein paar Minuten in denen ich mich wieder beruhigte sah ich auf meine Armbanduhr und stellte fest, das nur noch zehn Minuten bis zur Sperrstunde übrig waren. Seufzend trottete ich den Gang entlang. Als ich im Zimmer ankam schloss ich leise die Tür, da Tory scheinbar schon schlief, oder zumindest tat sie so. Das Gespräch vorhin hatte wohl nicht nur mir zugesetzt. Es fiel ihr sicherlich schwer mir das alles einfach so zu erzählen. Ich schätzte sie nämlich nicht so ein, als würde sie jemandem so leichtfertig vertrauen.

Ich schlich hinüber auf mein Bett und kramte mein Handy hervor. Auf dem Display erschienen ein paar entgangene Nachrichten. Meine Mum schrieb mir drei SMS'n und der Rest war von Tia. Ich hatte sie noch immer nicht aufgeklärt wieso ich sie so dringend darum bat mir das mit den Zimmerkontrollen zu erklären. Ich zögerte schon seit längerer zeit sie einzuweihen, und nach dem heutigen Tag konnte ich ihr eigentlich wirklich nichts davon erzählen. Sie würde mich für verrückt erklären und mir befehlen es sofort Mrs. Blackwell zu berichten. Es wäre schließlich auch das einzig Richtige..Doch wollte ich das überhaupt? Verlegen schaute ich zu Tory während ich mein Handy umklammerte. -Würde ich sie dadurch nicht verraten?-

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt