-Kapitel 60-

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Am nächsten Tag weckte mich nicht unser Wecker oder etwa die aufgehende Sonne sondern eine fluchende Tory, die an ihrem Schreibtisch saß und soeben ein Blatt Papier frustriert in den Papierkorb neben ihr warf.
Ich kniff meine Augen wieder zu, da ich an einem Samstagmorgen einfach noch nicht vor 8 Uhr morgens aufstehen wollte, doch Torys lautes und vor allem verzweifeltes Schnauben lies mich nicht weiter schlafen.
Seufzend setzte ich mich in meinem Bett auf und begab mich in den Schneidersitz.
„Sag mal bist du krank? Was tust du denn da?" fragte ich sie und rieb mir verschlafen die Augen. Sie wirbelte auf ihrem Stuhl herum und warf mir wütend ein Buch vors Bett. Ohne meine Brille konnte ich allerdings nicht viel davon erkennen und sah stattdessen wieder zu ihr. „Du..lernst??" fragte ich ungläubig und zwickte mich provokant und für sie offensichtlich, was mir nur ein weiteres Schnauben ihrerseits einbrachte. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und starrte sie weiterhin an. „Ich muss! Du erinnerst dich doch an mein Magistergespräch mit Carter von gestern.." murmelte sie niedergeschlagen. Ich verdrehte die Augen. „Ich sagte Dir doch du musst mehr lernen! Was kam denn bei dem Gespräch heraus?" fragte ich sie nervös. Sie sah genervt zu mir rüber. „Ich muss meinen Schnitt von einer fünf auf mindestens eine drei bringen damit ich am Ende des Schuljahres nicht geschmissen werde!" schrie sie schon fast und ließ ihren Kopf auf den Tisch knallen. „Verdammt Peers! Wie soll ich das schaffen?! Ich bin eine absolute Null in allen Fächern!" beschwerte sie sich und ich stand derweil auf um mich ins Bad zu begeben. „Du könntest zur Abwechslung mal deine Hausaufgaben machen und mehr als nur zehn Minuten vor einer Klausur lernen." rief ich ihr aus dem Bad zu, während ich mir meine Haare zu einem Dutt band.

„Pff das sagst du so leicht! Für dich is das ja dein Lebensinhalt.." murmelte sie, weil sie anscheinend noch immer ihren Kopf auf dem Tisch liegen hatte. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck und der Zahnbürste im Mund stand ich im Türrahmen und warf ihr einen verärgerten Blick zu. „Das stimmt überhaupt nicht. Mein Leben besteht nicht nur aus Schule und lernen." verteidigte ich mich. „Ach nein? Wer hat unsere Party abgebrochen weil sie noch ein Projekt fertig stellen musste? Wer war beinahe jeden Tag bis spät in die Nacht in der Bibliothek bevor sie Teil unserer Gang war?" fragte sie ironisch lachend. „Soweit ich mich erinnern kann warst das du Peers." sagte sie schnippisch und drehte sich auf dem Stuhl in meine Richtung.
Ich seufzte. Gegen ihre Argumente konnte ich leider nichts dagegen halten und so fügte ich mich. „Na gut ich nehme die Schule ernster als du aber das ist ja auch kein Geheimnis." sagte ich und räumte die Zahnbürste wieder auf.
„Das hab ich auch nie behauptet." rief sie mir zu. Ich zog mich um und lief wieder ins Zimmer. „Was hälst du davon wenn wir ab sofort zusammen lernen?" bot ich ihr an, da ich ihren verzweifelten Blick auffing.
„Danke Peers, aber ich bin ein unbelehrbarer und hoffnungsloser Fall." seufzte sie. „Ach was, du musst dich nur etwas mehr anstrengen. Dumm bist du ja schließlich nicht." sagte ich und setzte mich auf ihren Tisch. Ich kramte nebenbei meine Brille aus dem Etui und las mir ihre Blätter und Bücher durch, welche überall auf dem Tisch verstreut lagen.

„Pass auf, du ziehst dich jetzt an und machst dich fertig." sagte ich und hüpfte vom Tisch. „Wieso?" fragte sie mich verwirrt und stützte ihren Kopf auf der linken Hand ab. „Weil wir beide jetzt in die Bibliothek gehen und lernen werden." sagte ich ihr und packte bereits meine Tasche. Schallendes Gelächter ertönte und ich hörte, wie sie sich beinahe verschluckte, was mir ein Grinsen entlockte. „Peers, ich sagte doch-„ fing sie an, doch ich unterbrach sie. „Jaja ich habe gehört, was du gesagt hast. Aber ich lass nicht zu, das man mir meine einzige richtige Freundin hier wegnimmt." sagte ich und ihr Lachen verstummte. „Seit ich dich kenne hatte ich so viel Spaß, wie noch nie in meinem Leben! Ich würde sogar schon soweit gehen und sagen, das ich noch nie so eine Freundin wie dich hatte. Und eins verspreche ich dir, selbst wenn ich dir die Bücher ins Ohr stecken muss damit deren Inhalt dein Hirn erreichen, mach ich das." sagte ich in ernstem Ton und verschränkte meine Arme vor der Brust. Tory sah mich einerseits undefinierbar und andererseits angeekelt an und packte ihr Zeug schweigend in ihre Tasche. Sie lief an mir vorbei ins Bad und kam wenig später wieder raus.
„Alles klar wir können los." sagte sie, als wir wenig später auch schon das Zimmer verließen.

Klar konnte ich mir besseres vorstellen, als Samstag morgens bereits um halb sieben in der Bibliothek zu sitzen und Tory die Basics von Funktionen zu erklären aber ich wollte wirklich nicht, das man sie rauswarf. Ich mochte sie irgendwie auf eine komische Art und Weise und ich wollte unter gar keinen Umständen eine neue Mitbewohnerin haben, jetzt wo ich mich gerade an Tory gewöhnt hatte. Außerdem war sie Teil der Gang, und man half sich eben untereinander, das sagte Soma doch.

Wir verbrachten schier endlose Stunden dort und gingen die verschiedensten Fächer durch, um Tory wenigstens ein umfassendes Basic wissen zu vermitteln. Am späten Nachmittag dann seufzte Tory niedergeschlagen. „Ich kann nicht mehr!" bedrückt sah ich zu ihr. „Okay, wir machen morgen weiter, ja?" fragte ich sie und schlug demonstrativ das Französisch Buch zu. Sie nickte nur desorientiert und ich packte unser Zeug zusammen.
Tory sah hingehen auf die Uhr. „Hey es ist erst gegen halb vier, ich brauche noch ein paar Sachen aus der Stadt. Willst du noch mitkommen?" fragte sie mich und ich nickte nur. Ich hatte ohnehin nichts besseres vor außer an meinem Buch weiter zu lesen. „Super also lass uns den Krempel ins Zimmer bringen und dann nichts wie los."
Im Zimmer angekommen zog Tory sich noch schnell um während ich mich dazu entschied einfach die Uniform anzubehalten. Tory musterte mich zwar fragend aber beließ es dabei und so machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Als wir durchs Treppenhaus liefen und gerade über Erdkunde lästerten kam uns Soma von unten entgegen. Er hatte Kopfhörer in den Ohren stecken und war vertieft in sein Handy. Ich wich ihm geschickt aus und Tory griff nach seinem Arm. Soma riss sich aggressiv los und Wut bildetet sich auf seinem Gesicht, bis er erkannte wer ihn festhielt. Seine Gesichtszüge wurden weicher und er nahm seine Stöpsel heraus. „Hey ihr zwei" sagte er überrascht und musterte uns beide. Ich errötete sofort unter seinem Blick und sah auf den Boden. „Willst du Tory auf dem Schwarzmarkt verkaufen oder wieso sieht sie noch billiger aus, als sonst immer?" fragte er lachend an mich gewandt, was mir ein herzliches Lachen entlockte und Tory nur wütend auf ihn eindräschte. Er hielt sie locker mit einem Arm auf Abstand und amüsierte sich über ihren Anblick. „Nein, oder zumindest war das bis jetzt nicht unser Plan.." brachte ich schnaufend heraus, da ich noch immer nicht aufhören konnte zu lachen. „Wir wollten in die Stadt, da Tory noch ein paar Sachen braucht." klärte ich ihn auf. Er sah mich schmunzelnd an während er Tory noch immer von sich schob.
„Na dann, viel Spaß euch zwei." sagte er und zwinkerte mir unmerklich zu. Ich spürte, wie ich mich anspannte und erneut rot wurde.
„Dieser verdammte Idiot! Irgendwann hau ich ihm eine runter, das schwör ich dir! Wenn er mal nicht aufpasst..das wird ihn treffen, wie aus dem nichts! Und dann..-„
Meine Gedanken schweiften ab. Ich sah ihn vor mir, wie er mir zuzwinkerte und dabei so neckisch grinste, wie er Tory und mich musterte, wie er mich ansah..das löste ein unglaublich wohliges Gefühl in meinem Magen aus.
„Peers! Hörst du mir überhaupt zu?!" hörte ich Tory's penetrante Stimmte direkt an meinem Ohr. Ich kniff kurz die Augen zusammen und nickte hektisch. „Natürlich!" sagte ich so glaubhaft, wie möglich. Sie verdrehte nur die Augen und schleifte mich weiter durch die Halle.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt