„Bist du fertig mit starren?" fragte Soma mich plötzlich ohne aufzusehen. Peinlich berührt schaute ich weg und versuchte mich von dem Schrecken zu erholen. -Wie hat er das denn bemerkt?!- fragte ich mich, da er die ganze Zeit über vertieft in die Arbeit war. Nach ein paar quälenden Minuten des Unbehagens hielt er mir das Blatt hin und grinste frech. „Hier, das müsste für eine 2 reichen" sagte er und faltete seine Hände auf dem Tisch. Ich las mir den von ihm geschriebenen Teil durch und staunte. Es war wirklich gut! Die Wortwahl, die Grammatik und die Rechtschreibung waren einwandfrei. Mir klappte der Mund auf. Schon wieder bewies er, das er verdammt schlau war. Wieso also war er Teil der Gang wenn er doch mit diesem Wissen und seinem Potential ohne Probleme als Schuljahresbester abschließen könnte.
Soma stand ohne weiteres auf und wollte eben die Bibliothek verlassen als ich ihn aufhielt. „Soma warte!" rief ich ihm so leise es ging zu. Er drehte sich um und sah mich wartend an. „Wieso hast du das gemacht?" fragte ich ihn als ich ihn einholte. Er hob schwach eine Augenbraue an „Naja du gehörst doch jetzt zu uns, da hilft man sich eben gegenseitig" murmelte er beiläufig. Das klang nicht nach ihm. Ich schätzte ihn nicht so ein, als würde er überhaupt jemand anderem helfen, als sich selbst. Es musste ein anderer Grund dahinter stecken. „Das klingt aber ziemlich auswendig gelernt" konterte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich sah Überraschtheit in seinen Augen aufblitzen, weshalb sich ein kleines Grinsen auf meine Lippen schlich. Somas Blick glitt hinunter und blieb an meinem Mund hängen. Er hob einen Mundwinkel ein kleines Stückchen an „Tja, eine andere Antwort wirst du von mir aber nicht bekommen, Kleine." Raunte er mir zu und setzte wieder an zu gehen, doch damit gab ich mich nicht zufrieden. Ich packte ihn am Arm und zog ihn zwischen ein paar Bücherregale. Er sah mich verwundert an und steckte die Hände anschließend in die Hosentaschen. „Du lässt wohl auch nicht locker, was?" Flüsterte er und lehnte sich locker gegen ein Bücherregal. In diesem Gang war maximal Platz für zwei Leute also standen wir sehr dicht beieinander, was mein Herz schon wieder auf Hochtouren brachte. Ich schüttelte nur den Kopf, da meine Stimme momentan viel zu sehr zitterte. Er schmunzelte und beugte sich etwas zu mir herunter. „Okay, wie wärs dann mit dieser Antwort.." raunte er mir mit rauer Stimme zu, was mir eine Gänsehaut am ganzen Körper einbrachte. Meine Knie zitterten und meine Hände wurden schwitzig weil er mir so nahe war. Noch dazu sein süßes Grinsen und diese Stimme..
„Es macht mir Spaß dich zu übertrumpfen" hauchte er mir ins Ohr, was mir in erster Linie nur noch mehr Gänsehaut bereitete, doch als ich begriff, was er mir eben sagte stieß ich ihm in die Seite. Er hingegen lachte nur und hielt sich die Stelle, die ich traf. Ich musste zugeben, das klang schon eher nach Soma also gab ich mich mit dieser Antwort zufrieden und machte auf dem Absatz kehrt. Verärgert verschränkte ich meine Arme vor der Brust und wollte ihn dort einfach stehen lassen, als er jedoch meinen Arm packte, mich zurück zog und gegen das Bücherregal hinter mir drückte erschwerte dieser Umstand meinen flüssigen Abgang. Er stützte sich mit beiden Händen am Regal ab und nahm mir somit jegliche Chancen zur Flucht. Ich sah ihn verdutzt an und konnte sehen, wie er schmunzelte. Er war mir so nah, das ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte und ich merkte, wie meine Sinne mir langsam aber sicher entglitten. Ich sah ihn einfach nur an und verlor mich in diesem wunderschönen hellen Grauton seiner Augen. Er musterte mich intensiv und betrachtet jedes Detail meines Gesichts. Als er seinen Blick wieder auf meine Augen fixierte zierte ein fieses Grinsen sein Gesicht. „Dachtest du wirklich du könntest mich einfach so stehen lassen?" flüsterte er. Seine Worte hallten in meinen Gedanken. „Ich bin derjenige, der die Leute stehen lässt. Ich mag es nicht wenn jemand meine Taktiken anwendet.." Fuhr er leise fort und strich mit seinem Zeigefinger sanft meine Wange entlang. Bei seiner Berührung kribbelte die Haut unter seinen Fingern, mein Herz setzte für einige Sekunden aus und meine Knie konnten mich kaum noch halten. Diese Situation hatte etwas so intensives, etwas so intimes, das es mich fast um den Verstand brachte. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, seinen betörenden Duft auszublenden und mich endlich von seinen wunderschönen Augen loszureißen.
„Tja, dann solltest du dich besser dran gewöhnen." Flüsterte ich zurück, da meine Stimme ohnehin versagt hätte. Ich war stolz auf mich selbst, das ich es schaffte nicht zu stottern und einigermaßen selbstsicher zu klingen obwohl ich vor Nervosität hätte zusammenbrechen können. Soma starrte mich einige Augenblicke entsetzt an, doch fing sich dann wieder. „Wir werden sehen.." raunte er mir zu und stieß sich vom Regal ab. Er drehte sich um und ging. Dieses Mal hielt ich ihn nicht zurück, denn ich war viel zu aufgeregt und durcheinander von den Geschehnissen. Ich sah ihm noch hinterher bis er verschwand und taumelte anschließend an meinen Platz zurück. -Was zum Teufel war das?- fragte ich mich mit zitternden Händen. -Wieso reagiere ich so auf ihn?- Seine Stimme, seine Berührungen, seine Blicke einfach alles an ihm ließen mich wahnsinnig werden. -War das noch eine Schwärmerei?- oder war das etwa schon -mehr-..
Verwirrt und aufgelöst packte ich meine Sachen zusammen und stellte die zwei Bücher zurück ins Regal. Ich machte mich auf den Weg zurück ins Zimmer und lief die dunklen Gänge entlang. Nach der Sperrstunde waren die Gänge nicht mehr beleuchtet, doch das machte mir keine Probleme. Ich konnte diese Gänge mittlerweile schon blind ablaufen. Als ich das Zimmer betrat sah ich Tory, wie sie auf dem Bauch lag und mit ihrem Handy spielte. „Na genug gelernt, Streber?" murmelte sie während ich meine Tasche in die Ecke neben meinem Schrank schmiss. Ich lief ins Bad und wollte mich Bettfertig machen, da ich wirklich sehr erschöpft war. „Ja, bin zum Glück noch fertig geworden" rief ich ihr aus dem Badezimmer zu und öffnete meinen Dutt.
![](https://img.wattpad.com/cover/138943840-288-k943700.jpg)
DU LIEST GERADE
-Cassia-
Teen Fiction„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...