Ich schritt zaghaft den schmalen Gang entlang vorbei an einigen anderen Schreibtischen. Auf jedem Schreibtisch war eine Ziffer auf einem dunkelgrünen Metallschildchen eingraviert. Bei dem Schreibtisch mit der Nummer -7- blieb ich schließlich stehen, da die Sekretärin mich bereits freundlich lächelnd anschaute. „Guten Tag Miss Peers! Ich bin Mrs. Blackwell, freut mich sie hier an unserer Schule begrüßen zu dürfen." Sagte sie während sie mir ihre Hand hinstreckte. Langsam ergriff ich sie und nahm auf dem Schwarzen Stuhl, auf den sie mit der anderen Hand hinwies platz. „Ich hoffe sie hatten eine angenehme Anreise und keine weiteren Komplikationen." Fuhr sie konzentriert fort, als sie durch einige Akten blätterte. „Nein nein, es kam zu keinen Komplikationen." Entgegnete ich ihr. Sie schaute auf und lächelte mir zu. „Sehr schön! Und nun zum Bürokratischen Papierkram." Scherzte sie. Ich grinste ein wenig und lehnte mich entspannt an die Lehne des Stuhls. „Ich gebe ihnen einige Papiere mit auf ihr Zimmer, die sie sich bitte bis morgen früh anschauen und mir dann bescheid geben, ob die Daten korrekt sind. Außerdem benötige ich noch eine Unterschrift von ihnen, dass sie heil hier angekommen sind." Fuhr sie fort. Zögerlich nickte ich und unterschrieb an der Stelle, auf die sie wies. „Achja, das hätte ich beinahe vergessen! Ich brauche noch eine Unterschrift von ihnen hier, hier und hier. Das dient ihren Unterlagen, sie bekommen die Anfahrtskosten selbstverständlich erstattet." Verdutzt starrte ich sie an. „Ach..achja?" fragte ich sie überrascht. „Natürlich! Wir sind ein Eliteinternat und keine Halsabschneider." Lachte sie erneut. Peinlich berührt stimmte ich mit ein. Als auch das erledigt war begleitete mich Mrs. Blackwell zusammen mit Mr. Porter durch die verschiedenen Gänge und Stockwerke des riesigen Schlosses. „Nicht das sie uns hier noch verloren gehen, nicht wahr Mr. Porter?" kicherte Mrs. Blackwell. Mr. Porter hingegen verdrehte nur genervt die Augen und ging mit seinem gewohnt schnellen Tempo voran.
Ich sah, dass die Zimmertüren der –Rekruten- wie man uns Schüler hier liebevoll nannte, allesamt in ein und demselben waldigen Grünton lackiert waren. Allerdings war der Teppich hier auf den Stockwerken nicht grün sondern schwarz. Auch die Kronleuchter an der Decke waren nicht so groß, wie die unten in der Eingangshalle und dem Flur des Sekretariats. Es reichte jedoch um den Gang genügend zu erhellen. „Ich muss sagen, dass es ein Heiden Aufwand war ihr frühes erscheinen und einen Platz in einem der Zimmer zu arrangieren." Kicherte Mrs. Blackwell neben mir. Verwundert zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. „Nunja, das derzeitige Schuljahr ist ja noch nicht beendet, dass heißt dass einige der Absolventen, die nach diesem Schuljahr erfolgreich die Schule beenden noch immer anwesend sind. Also haben wir momentan noch nicht so viel Platz für neue Rekruten, wie es im Juni der Fall wäre." Klärte sie mich auf. Natürlich, es ergab Sinn. Ich war etwa einen Monat zu früh dran und platze anscheinend genau in die Prüfungsphase hinein. „Ms. Ashton war so freundlich und bot an ihr Zimmer mit ihnen zu teilen, da ihre ehemalige Mitbewohnerin bereits alle ihre Prüfungen ablegte. Das bedeutet, in etwa zwei Wochen werden sie das Zimmer komplett für sich alleine haben. Natürlich nur solange, bis die neuen Rekruten eintreffen werden und die restlichen Rekruten aus den Ferien zurückkehren."
Die nächsten Wochen würde ich also größtenteils allein verbringen -na super. Naja, immerhin konnte ich mich so erst einmal an die Umgebung hier gewöhnen und mir eventuell auch einige Räume und Gänge einprägen, die fürs nächste Schuljahr wichtig werden könnten.
„Die Zuteilung der Räume verläuft zufällig. Also bei der Einschulung werden sie einmalig einer Mitbewohnerin oder einem Mitbewohner zugeteilt. Sollte es spezielle Fälle geben, so wie diesen hier, wird ein Rekrut ausgewählt, der einen neuen Mitbewohner bekommt. So gehen wir sicher, das die Neulinge nicht völlig hilflos und verloren sind. Außerdem ist diese Methode ziemlich praktisch um sofort Anschluss zu finden." Erklärte mir Mrs. Blackwell weiter und ich hörte gespannt zu. -Das bedeutet, das ich auch einen -Mitbewohner- bekommen könnte?- fragte ich mich während wir noch immer durch die scheinbar endlosen Gänge schlenderten. Mr. Porter hatte inzwischen schon einen enormen Vorsprung und insgeheim war ich Mrs. Blackwell dankbar dafür, dass sie mich begleitete.
Nachdem wir eine Milchglastür mit einer kleinen schwarzen -7- in der rechten Ecke hinter uns ließen blieb Mr. Porter vor einer Tür an der Fensterseite des Ganges stehen. Die Tür befand sich relativ mittig, doch ich würde sie noch ins erste drittel einsortieren.
„So da wären wir, Miss Peers!" sagte Mrs. Blackwell, als sie an mir vorbei ging. Die Tür quietschte ein wenig beim Öffnen, doch Mr. Porter versicherte mir auf der Stelle den Hausmeister zu benachrichtigen um dies zu reparieren. Mrs. Blackwell trat als erste ein und deutete mir an ihr zu folgen. Ein etwa 30 Quadratmeter großer Raum erstreckte sich vor mir, welcher mit grünen und weißen Wänden versehen war. Anscheinend waren die Zimmer der Rekruten die einzigen, die nicht -komplett- in schwarz und oder grün gestrichen waren. Ein kleiner Kronleuchter hing von der Decke und zwei Betten standen jeweils links und rechts im Raum. Des weiteren befanden sich zwei schwarz lackierte Schreibtische an der Fensterfront und jeweils ein Stuhl dazu. Die rechte Seite war ordentlich zurecht gemacht und erschien mir etwas leer. Die linke hingegen war gefüllt mit Bilderrahmen und Schulbüchern –anscheinend war das Miss Ashtons Seite des Zimmers. „Miss Ashton, verzeihen sie die Störung, doch die neue Rekrutin ist soeben eingetroffen." Meldete sich Mr. Porter zu Wort. Das junge Mädchen saß gebannt an ihrem Schreibtisch und drehte sich erschrocken herum. Sie sah älter aus als ich -logischerweise, da sie ja im Abschlussjahr war. „Oh nein, sie stören nicht. Alles klar, dann werde ich mich ab sofort etwas um sie kümmern!" sagte sie lächelnd und schenkte mir einen aufmunternden Blick. Sie wirkte sofort sympathisch auf mich also quittierte ich ihre Geste mit einem Lächeln.
„Sehr schön, dann ist unsere Aufgabe hier ja nun erfüllt." Sagte Mr. Porter hinter mir und schon hörte ich, wie er aus dem Raum schritt –der konnte es wohl kaum erwarten mich loszuwerden. „In Ordnung. Wenn sonst keine Fragen mehr vorhanden sind werde ich nun auch wieder zurück ins Sekretariat gehen. Sollte doch noch etwas unklar sein können sie sich ja an Miss Ashton wenden oder an mich, sie wissen ja wo sie mich finden." Und mit diesen Worten verließ auch Mrs. Blackwell den Raum und schloss die Tür hinter sich. Da stand ich nun -verloren in diesem Zimmer.
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-Cassia-
Teen Fiction„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...