-Kapitel 7-

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„Nein Mom, schlimmer..Er hat, naja er hat vor ein paar Monaten ein Foto von mir gemacht als ich auf dem Klo war und mich eben anzog. Leider hatte er mich noch erwischt bevor ich meine Hose hochziehen konnte." Seufzte ich erneut. Ich hatte ihr nichts davon erzählt, da ich nicht wollte, dass sie wusste, was für eine erbärmliche Tochter sie doch hatte. Sie zog geschockt die Augenbrauen zusammen „Bitte was?!" entkam es ihr gereizt. „Ja Mom, das ist leider noch nicht alles..Gestern da..da hat er mir gedroht das Bild auf Facebook hochzuladen wenn ich ihm nicht etwas gleichwertiges anbieten könnte." Fuhr ich mit zitternder Stimme fort. Moms Gesichtsausdruck verdunkelte sich immer weiter. Anscheinend hatte sie wirklich nicht damit gerechnet, dass Abrin so hinterhältig sein würde. „Er hatte mir angeboten das Bild zu löschen und nicht hochzuladen, wenn ich ihn küssen würde...ich hatte also gar keine andere Wahl Mom! Ich habs dann gemacht und.. Keine Ahnung! Anscheinend hat das einer seiner dämlichen Kumpels gefilmt und heute waren das Video -und- das Bild online.." beendete ich schluchzend meinen Satz und wagte es nicht meiner Mutter in die Augen zu sehen. Ich wollte die Enttäuschung nicht sehen. „Cassia! Wieso hast du mir denn nichts davon erzählt?!" fuhr sie mich an. Beschämt sah ich weiterhin auf den Boden, was sollte ich ihr denn sagen? –Tut mir leid Mom aber ich bin mal wieder eine Enttäuschung für euch?!- Nein, das konnte ich einfach nicht. Es war schon genug, das sie sich früher schon mein Gejammer anhören mussten. Wie oft hatten sie von ihrer Schulzeit geschwärmt, wie toll es war auf der High-School zu sein. Und dann kam ich mit meinen Erzählungen, die absolut nicht toll waren..

"Wir müssen unbedingt mit den Winchesters sprechen, so geht das eindeutig nicht weiter!" sagte Mom entgeistert und gleichzeitig entschlossen. Ich rollte nur mit den Augen. „Denkst du wirklich das würde helfen? Mom sieh es doch bitte endlich ein, es wird sich nie etwas ändern!" schniefte ich. „Diese ganzen scheiß Menschen hier haben eben einfach alle etwas gegen mich! Ich kann tun was ich will, nichts ändert ihre Meinung..Und zum Großteil trägt Abrin die Schuld daran! Er stachelt alle anderen gegen mich auf." Ich schlug frustriert auf den Tisch. Es tat weh, das von mir selbst zu hören. Sich selbst eingestehen zu müssen, das man machtlos war. „Mom..es ist schon sovieles passiert von dem du und Dad einen Scheiß wissen und glaub mir ich hab -alles- menschenmögliche versucht, doch nichts hat geholfen.. Es tut mir leid, dass ich nicht so beliebt bin, wie ihr es wart. Es tut mir leid, das ich solch eine Enttäuschung für euch bin.." schrie ich aufgebracht und unter Tränen. Das geschockte und verzweifelte Gesicht meiner Mom sprach Bände, und so stand ich hastig auf und rannte in mein Zimmer.

Ich schmiss mich heulend aufs Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Kennt ihr das? –sie sagen es ist nur ein schlechter Tag, kein schlechtes Leben. Aber wenn ein schlechter Tag nach dem anderen folgt, wie nennt man das dann?- Genau so fühlte sich mein Leben an, einfach nur scheiße. Eine Weile hatte ich es versteckt, so getan als wäre ich nicht am Boden zerstört, so getan als würde es mich nicht treffen was Abrin mir Tag für Tag antat, doch irgendwann konnte auch der -stärkste- Mensch der Welt nicht mehr. Und mir schien es, als wäre ich nun an dem Punkt angekommen. -Warum existierte ich überhaupt?- Mein Dasein brachte nur schlechtes mit sich sowohl für mich als auch für meine Eltern. Wisst ihr was wirklich scheiße an der Sache war?- Alles lief gut, alles lief normal und berechenbar, doch dann plötzlich brach alles wieder über mir ein. Und das schlimmste war, ich wollte wirklich nicht schon wieder alle Teile einsammeln und versuchen sie wieder irgendwie mit Mühe und Not zusammen zu bringen. Doch ich musste. Ich musste einfach -was sollte ich auch anderes tun?-

Den kompletten restlichen Tag verbrachte ich in meinem Zimmer. Ich schloss die Tür ab, denn ich wollte niemanden mehr sehen. Ich hörte nur irgendwann die Haustür ins Schloss fallen, danach war alles still. Meinen Facebook Account löschte ich, genauso wie Instagram und alle anderen social media Apps, die ich besaß. Ich wollte einfach nichts mehr davon wissen! Mir wurde erst jetzt wieder schmerzlich bewusst, was Abrin mir da eigentlich angetan hatte. Selbst wenn man den Namen des Bildes bei Google in die Suchleiste eingab konnte man es trotzdem finden, auch ohne einen Facebook Account zu besitzen. Mein Leben war vorbei, dieses dumme Video und das schreckliche Foto würden mich auf ewig verfolgen, mir die Zukunft verbauen! –Verdammte scheiße!-

Später hörte ich, wie meine Eltern an meine Tür klopften. „Cassia öffne bitte die Tür!" rief meine Mutter, doch ich –überhörte- es einfach. Ich wollte nicht reden. „Cassia bitte!" meldete sich nun auch Dad von draußen. Schließlich schlürfte ich niedergeschlagen zur Tür und öffnete sie. Meine Eltern traten ein und setzten sich zu mir aufs Bett. Sie erzählten mir, dass sie bei den Winchesters waren und auch mit Abrin sprachen. Sie bewegten ihn dazu, das Video und das Foto wieder zu löschen. Außerdem hatte er heftigen Ärger deshalb bekommen. -Doch was nützte es mir?- Die halbe Welt hatte es bereits gesehen und wenn ich noch mehr Pech hatte, hatten die meisten Schüler es bereits kopiert und selbst hochgeladen. Dieses Zeug bekam man nie wieder aus dem Netz, egal wie viel Ärger Abrin dafür bekam.

Ich hatte etwas für mich beschlossen. Nie wieder würde mir so etwas passieren. -Wie ich das verhindern wollte?- fragt ihr, nun ganz einfach. Ich würde nie wieder mein Zimmer verlassen. Und wenn ich hier drinnen krepieren würde. Vielleicht legte ich es sogar ein wenig darauf an. Ich hatte nie über Selbstmord nachgedacht, doch meine Situation wurde immer aussichtsloser. –Was blieb mir denn sonst noch übrig?- Mein Aussehen und meinen Namen ändern, wie in den ganzen coolen Filmen? Was würde das denn bringen, ich würde immer noch hier in dieser beschissenen Stadt feststecken, wo jeder jeden kannte.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt