- Kapitel 92 -

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Zerstreut betrat ich wieder unser Haus und Mom sah mich bereits wartend an. "Was wollte Abrin denn von dir?" Fragte sie verwirrt und ich musste mir schnell etwas einfallen lassen. Zum Glück hatte sie von dem Rest nichts mitbekommen.

"Ehhm..er..wollte wissen wie es mir geht." sagte ich schnell und lief bereits an ihr vorbei. Sie kam mir allerdings hinterher. "Aha..und da kommt er den ganzen Weg hier her?" Fragte sie weiter und sah mich irritiert an. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Ja.." sagte ich langezogen und lief schneller. "Er hätte auch einfach anurfen können?!" sagte sie mehr zu sich selbst, als zu mir und ich sah das, als meine Chance an. Hastig lief ich die Treppen hinauf und murmelte nur ein "Ja klar, hätte er tun können aber.." und wurde am Ende immer leiser. "Was hast du gesagt?" rief sie mir hinterher, doch ich hatte bereits meine Zimmertür geschlossen. Ich atmete erleichtert die Luft aus und hoffte, das Mom nicht gleich an meine Tür klopfte und detailierte Antworten von mir wollte. Als sie nach einigen Minuten noch immer nicht oben war entschied ich mein Handy hervorzuholen. Schnell tippte ich Somas Nummer ein und ließ es klingeln.

"Hey Kleine, ich dachte mir, das du anrufen würdest." meldete er sich und ich musste mich erst einmal sammeln. "Was zum Teufel war das denn?!" lachte ich und schlug mir gegen den Mund, da ich zu laut war. "Was denn?" hörte ich ihn am anderen Ende der Leitung unschuldig fragen und ich schmunzelte. "Na mein Besuch..jetzt tu nicht so!" wies ich ihn lachend darauf hin. "Ich sagte doch, das ich nicht unbedingt in deiner Nähe sein muss, um dich zu beschützen." Meinte er nur selbstverständlich während man im Hintergrund Ares meckern hörte. "Hey! Nicht nur du beschützt sie kapiert!? Cas!..Cas! Hast du gehört? Wenn du wieder da bist will ich auch wissen was hier eigentlich genau abging!" rief er ins Telefon während Soma ihn vermutlich angestrengt vom Hörer fernhielt. Ich fing lauthals an zu lachen und bat Soma darum ihm zu versichern, das ich allen etwas zu erzählen hatte sobald ich wieder da war. Ich hatte mich nach dem heutigen Nachmittag dazu entschlossen Ares, Ren und Elija in mein Geheimnis um meine Vergangenheit einzuweihen. Sie hatten mir mehr als bewiesen, das ich ihnen vertrauen konnte.

Nach unserem Gespräch konzentrierte ich mich wieder auf meine Serie, bis mein Handy erneut klingelte - Meine Güte! Was war denn heute nur los? Ich runzelte verwirrt meine Stirn, als ich sah, das mich eine unbekannte Nummer anrief. Skeptisch ging ich ran.

"Hallo?" fragte ich irritiert und rechnete wirklich mit allem. Nach dem heutigen Tag wunderte mich nichts mehr. "Hey Archer! Ich hab gehört, die Müllabfuhr war da." hörte ich eine vertraute Stimme und wieder einmal stand mir der Mund offen. "Clyde?!" schrie ich etwas zu schrill, als ich es gewollt hatte und ein raues Lachen ertönte am anderen Ende der Leitung. "Wen hast du denn erwartet? Den Papst?" Fragte er lachend und ich schmunzelte ungläubig. "Wundern würde es mich definitiv nicht.." Antwortete ich ihm grinsend. "Clyde..ich weiß gar nicht was ich..naja..was ich sagen soll.." begann ich, doch Clyde unterbrach mich bei meinem Gestammel. "Hey, hey, hey werd jetzt bloß nicht sentimental. Du brauchst dich für nichts bedanken Archer. Vergiss nicht wir sind auf einer Seite, da ist es selbstverständlich, das man sich untereinander hilft. Außerdem ist es ja nicht so, als wäre das ein großer Aufwand gewesen..schließlich mussten wir ihn nicht beseitigen." Lachte er und ich stimmte mit ein. "Wobei das auch kein Problem gewesen wäre." fügte er hinzu und ich konnte sein grinsen heraushören. "Oh Gott! Nein! nein, nein, nein! Das war absolut ausreichend, schätze ich." prappelte ich hysterisch los und erntete dafür nur wieder Gelächter. "Ruhig Archer. Das passiert erst, wenn du es in Auftrag gibst." meinte er nur locker und meine Augen weiteten sich vor Schreck erneut - Das er an sowas überhaupt dachte!

"Nein! Es war wirklich gut so! Nein, wirklich..aber ich habe trotzdem das Gefühl mich bei dir bedanken zu müssen.." meinte ich schuldbewusst und nahm mir ein Kissen um meine Finger irgendwie zu beschäftigen. Kennt ihr das? Wenn ihr beim telefonieren auch immer irgendetwas tun müsst? So ging es mir zumindest immer und auch in dieser Situation knetete und quetschte ich das Kissen neben mir. "Du hast mir drei weltklasse Autos in die Garage gestellt. Eine Hand wäscht die Andere meine Liebe." Entgegnete er mir und ich grinste. Ich hätte Clyde niemals so eingeschätzt aber ich war ihm unendlich dankbar. Ich hatte so etwas wirklich nicht erwartet. Das er überhaupt die Zeit fand sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern! Wie er schon sagte, selbst wenn er Abrin umbringen lassen sollte wäre das kein großer Aufwand für ihn. Da fragte man sich doch, was dann für ihn ein großer Aufwand gewesen wäre.

Wir verabschiedeten uns und er meinte nur noch, das er mir eine gute Heimreise wünschte. Außerdem gab er mir die Gangnamen meiner zwei Helden, sodass ich sie im Notfall um Hilfe bitten konnte sollte ich sie je wieder brauchen. Er erklärte mir, das die beiden ehemalige Mitglieder seiner Gang waren und es sie vor ein paar Jahren nach Delta verschlug. Sie waren nun Teil einer der Gangs hier in der Stadt, doch sie waren noch immer loyal und zur Stelle wenn Clyde sie brauchte. Ich staunte nicht schlecht und bedankte mich noch einmal bei ihm - für einfach Alles.

Ich hatte für diesen Tag definitiv genug Aufregung und würde ihn garantiert  niemals im Leben vergessen, das stand fest. Ich konnte mich gar nicht mehr richtig auf meine Serie konzentrieren, da ich viel zu aufgedreht dafür war und so entschied ich mich dafür etwas für meine Ausdauer zu tun. Meine Sportklamotten hatte ich ja bereits an und schlenderte gut gelaunt ins Wohnzimmer.

"Hey Dad, hast du lust mit mir joggen zu gehen?" fragte ich ihn und er sah mich nur verblüfft an. "Joggen? Bist du sicher, das dass mit deiner Verletzung eine gute Idee ist?" fragte er mich und sah beschwichtigend zu Mom, die sich bereits startklar machte um mit mir darüber zu diskutieren. "Ja klar doch! Ich habe schon eine Tablette genommen und mir geht's super! Außerdem hast du doch gesagt ich müsste mehr für meine Ausdauer tun, oder?" Meinte ich schulterzuckend. "Ja das stimmt schon nur..naja ich weiß nicht.." Stammelte er und sah verlegen zu Mom, die ihm wütend entgegen starrte. "Nein Cassi. Du wirst nicht joggen gehen! Wie kommst du nur auf diese Hirnrissige Idee?!" fragte sie mich empört, doch ich sah sie bettelnd an. "Komm schon Mom! Ich bin doch nur noch ein paar Tage hier.." sagte ich gespielt niedergeschlagen und sah, wie sie einknickte. "Das kann doch unmöglich dein Ernst sein?" fragte sie mich erneut ungläubig, doch ich nickte nur. "Komm schon Miriam, wir werden es auch nicht übertreiben, versprochen." meinte Dad und stand bereits auf. Sie erwiderte eine Weile nichts und Dad nahm das als Zeichen dafür, das sie keine Einwände hatte. Wir ließen Mom also einfach so sitzen und ich wartete nur noch darauf, das Dad sich umzog.

Als sie ihn dann in Sportkleidung sah stand sie auf. "Cole!" Sagte sie empört und fuchtelte theatralisch mit den Händen. "Schatz, mach dir nicht immer so viele Sorgen. Ich bin doch bei ihr." beruhigte er sie und sie murmelte nur noch irgendwas von in den Rücken fallen bevor sie uns schließlich gehen ließ.

Draußen angekommen wärmten wir uns zunächst auf. "Der Hundeblick hat schon immer gezogen." Meinte Dad schnippisch und ich nickte grinsend. "Und wie der zieht." Lachte ich und gab ihm einen High Five. "Na los Schätzchen, dann lass uns mal schwitzen." Meinte er lächelnd und ich stimmte ihm nickend zu, während wir losliefen. Ich bettelte Dad an noch ein wenig mit mir zu trainieren, da ich mich auf das Kampftraining mit Roy vorbereiten wollte. Dad war nicht so begeistert davon, doch letztlich ließ er sich doch noch überreden. Die einzige Bedingung war, das Mom nichts davon mitbekam - Nichts leichter, als das.

"Deine Schläge werden besser. Viel gezielter Cassi. Du machst Fortschritte." lobte Dad mich, als wir eine Pause machten und ich lächelte freudig. "Wenn du weiter so trainierst kannst du bald in unserer Hobbygruppe einsteigen." Scherzte er und wir verfielen in Gelächter.

Später am Abend stand ich grinsend unter der Dusche, als ich den Tag revue passieren ließ - Definitiv, diesen Tag würde ich niemals vergessen.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt