-Kapitel 31-

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Ich versuchte mich krampfhaft auf meine Bio Hausaufgaben zu konzentrieren, doch Tory und Soma wollten mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Das Gespräch mit ihr vorhin steckte mir noch immer in den Knochen. Sie erzählte so unglaublich stolz davon, so als hätte sie kein anderes Ziel auf der Welt, als ihren Plan in die Tat umzusetzen. Ich beneidete sie für ihren Ehrgeiz, denn ich gab immer schnell auf wenn ich etwas nicht schaffte. Ich ergab mich meinem Schicksal und akzeptierte es, doch Tory war da anders. Sie konnte einstecken keine Frage, aber sie ließ nichts auf sich sitzen. Als ich so darüber nachdachte kam mir Tory überhaupt nicht mehr so schrecklich vor, klar ich wollte sie noch immer lieber nicht als Feind haben aber sie besaß die Fähigkeit für eine Sache zu brennen. Und wenn sie einmal Flammen fing war sie unaufhaltsam.

Ich seufzte und holte mir noch zwei weitere Bücher über Genmutationen und Blutgruppen an meinen Platz, als ich Soma auf dem Stuhl sitzen sah. Lässig legte er die Füße auf den Tisch und las sich gerade meine Blätter durch. Ich ließ die Bücher hörbar laut auf den Tisch knallen, doch er erschrak nicht. Beleidigt setzte ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber. „Das sind nur meine Bio Hausaufgaben..ich bezweifle das da etwas brauchbares für dich dabei ist." Sagte ich spottend während ich meine Arme vor der Brust verschränkte. Er legte die Blätter zur Seite und sah mich ausdruckslos an und schweifte dann zu den Büchern, die ich eben herschleppte. „Du bist wohl doch nicht so clever, wie Tory es behauptet, denn sonst würdest du die zusätzlichen Bücher nicht brauchen, um die Aufgabe zu lösen." Sagte er schnippisch und lehnte sich wieder zurück. Mir klappte der Mund auf -Was hatte er eben gesagt?!- Ich rümpfte meine Nase und griff mir die Blätter. Ich las alles noch einmal durch, für den Fall, das ich etwas übersehen hatte. Wütend ließ ich sie sinken und sah ihn zornig an. „Achja? Darüber steht nichts im Lehrbuch!" knirschte ich. Ich ließ mir viel gefallen -sicher doch, ich war ja schließlich nichts anderes gewohnt. Aber wenn es darum ging, das meine Intelligenz angezweifelt wurde, wurde ich wütend. Ich hatte mein ganzes Leben nichts anderes getan als zu lernen. Ich war nicht dumm und das wusste ich. Mir so etwas nun anhören zu müssen machte mich rasend.

Zufrieden grinste er mich an und lehnte sich provokant nach vorn. „Im Lehrbuch steht das nicht, das stimmt. Aber sieh dir doch mal das Aufgabenblatt genauer an du Möchtegern Streber." Grinste er mich weiterhin frech an und schob es mir rüber. Wütend riss ich es ihm aus der Hand und las mir die Aufgabe nun schon zum tausendsten Mal durch. Ich ging Zeile für Zeile durch und wiederholte sie in Gedanken. Meine Augen weiteten sich, als ich begriff, was mir die Aufgabenstellung eigentlich mitteilte. Hinter unzähligen Kommas und verwirrenden Sätzen befand sich doch tatsächlich die Antwort auf die Frage in der eigentlichen Aufgabenstellung.

„Oh, scheinbar hast dus nun endlich begriffen." Sagte er abwertend. Ich sah ihn mit großen Augen an. „Woher wusstest du das?" flüsterte ich schon fast. Er sah mich mit einem halben lächeln an und fuhr sich durch die Haare. „Ich war auch mal in der sechsten, schon vergessen?" entgegnete er mir. Natürlich hatte ich das nicht vergessen, doch sogar ich tat mir schwer wenn ich eine schwierige Aufgabe ansah, die ein Jahr zurücklag. Das konnte er sich doch unmöglich gemerkt haben, -oder? Ungläubig legte ich das Blatt nieder. Ich konnte es immer noch nicht fassen, das ausgerechnet Soma mir in Bio geholfen hatte. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben.

„Was..was genau tust du hier eigentlich?" fragte ich ihn hingegen. „Darf ich denn nicht in die Bibliothek?" fragte er schnippisch. Mein Blick verdunkelte sich. Ich hatte es wirklich satt von ihm auf den Arm genommen zu werden. Und dann auch noch auf so eine ironische Weise.

„Natürlich, doch ich wüsste nicht was du hier in der Bibliothek groß zu suchen hättest." Grinste ich ihn zuckersüß an. Ich versuchte mich zu beruhigen und blendete aus, das Soma gerade vor mir saß. Ich stellte mir innerlich Abrin vor, an dem ich meine Wut und meinen Frust auslassen konnte.

Er rümpfte die Nase und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Du hast recht, dank dir habe ich den Beweis, das ich hier absolut nichts verloren habe solange ich nicht so kläglich an den einfachsten Aufgaben scheitere." Er grinste mich teuflisch an und mir entglitten meine Gesichtszüge -Bitte was hatte er eben gesagt?!-

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, denn er hatte ja Recht. Ich hätte einfach genauer lesen müssen. Dann wäre ich um einiges schneller an die Antwort gekommen. Frust breitete sich in mir aus. Nie hatte es jemand gewagt mich als dumm zu betiteln, im Gegenteil ich war immer der Streber. Ich persönlich hatte nie etwas dagegen auszusetzen, denn ich war gerne schlauer als die anderen. Und die Tatsache, das sie mich mit meiner Intelligenz versuchten zu beleidigen ohne zu merken, das dies eigentlich ein Kompliment für mich war machte die Sache so richtig amüsant für mich. Es war meine Einzige Freudenquelle, doch Soma war anders. Er war nicht dumm, wie Tory vorhin erzählte. Ich würde mich mal soweit aus dem Fenster lehnen und sagen, das er vielleicht sogar cleverer war als ich. Tory kannte ihn doch viel länger als ich. Das konnte ihr doch nicht entgangen sein? Andererseits, sie waren nicht im selben Schuljahr und soweit ich das beurteilen konnte lernte Tory so gut wie nie und schon gar nicht in der Bibliothek. Sie konnte es also gar nicht wissen..

„Na war das schon alles was du zu bieten hast?" provozierte er mich. Er wollte mich aus der Reserve locken um mich weiterhin zu beleidigen -anscheinend war ihm nicht entgangen, das ich, was dieses Thema anging ziemlich empfindlich war. Er wollte es ausnutzen um mich endgültig zu zerstören. -Aber nicht mit mir Freundchen!- dachte ich mir und ein teuflisches grinsen schlich sich auf meine Lippen.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt