Das Wochenende verging, wie im Flug und schon saßen Tory und ich wieder im Unterricht von Magister Carter. Seit unserem Shopping Ausflug in die Stadt standen wir uns irgendwie näher und ich fand dieses Gefühl großartig. Noch nie hatte ich so etwas, wie eine Freundin, jemanden mit dem ich über alles reden konnte und der mir zuhörte ansatt mich nur auszulachen oder sich schämte mit mir gesehen zu werden.
Auch das Tattoo verheilte mittlerweile sehr gut und jeder, der es sah verstand sofort, was es zu bedeuten hatte. Viele, die mich zuvor nicht wahrnahmen oder gar ignorierten behandelten mich nun äußerst respektvoll und waren sehr höflich. Es entlockte mir durchaus ein Schmunzeln wenn ich dem so zusah, wie sie sich verbogen nur um mir zu gefallen und auf keinen Fall in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten. Ich genoß dieses neue Leben wirklich in vollen Zügen, wobei ich mich auch selbst immer wieder gedanklich bremste, da man nie wissen konnte wann es vorbei sein konnte.
"Hey Cassia! Was machst du eigentlich in den Herbstferien?" flüsterte mir Tory zu und ich warf ihr nur einen fragenden Blick zu. "Na los, du kannst es mir ruhig sagen" seufzte sie, doch ich verdrehte nur die Augen. "Pssst! Darüber können wir uns in der Mittagspause unterhalten aber jetzt solltest gerade DU lieber still sein und aufpassen, wenn du die Zwischenpüfungen nicht verhauen willst." kicherte ich und kritzelte nebenbei auf meinem Block herum. "Du bist so ein unaustehlicher Streber! Wie kann man nur so sein?!" jammerte sie und ergab sich schließlich. Nach der Blockstunde liefen wir gemeinsam aus dem Klassenraum hinaus und ich kam auf das Thema von vorhin zurück.
"Um deine Frage zu beantworten, ich fahre in den Herbstferien nach Hause zu meinen Eltern.." seufzte ich und verkrampfte mich unwillkürlich. Tory entging das natürlich nicht und musterte mich fragend. "Ist alles Ok?" fragte sie und ich nickte nur. Leider war dem absolut nicht so. Ich war furchtbar nervös wieder in Delta sein zu müssen auch wenn es nur für eine Woche war. Jede Faser meines Körpers sträubte sich dagegen. Ich wollte vor allem -einem- Menschen unter gar keinen Umständen über den Weg laufen. "So sieht das aber nicht aus" trietzte sie mich und ich seufzte nur laut hörbar. "Ist es wegen Abrin?" stocherte sie weiter. Resigniert nickte ich nur wieder und ließ meine Schultern hängen.
"Hey! Du musst keine Angst haben, okay? Du bist nicht mehr das Mädchen, das du warst, als du hier angekommen bist. Du scheinst es vielleicht nicht zu merken aber du hast dich wirklich schon sehr verändert. Nie hätte ich gedacht, das ich mal so mit dir reden könnte, das du so aus dir raus kommen kannst. Und vorallem denk daran, wie mutig du sein kannst. Du hast Ares ganz allein den Arsch gerettet! Das warst nur du und sonst keiner." munterte sie mich auf. Sie hatte recht. Ich hatte mich verändert, war nun wirklich stärker als zuvor, doch ob das auch für ein Wiedersehen mit Abrin ausreichte bezweifelte ich ganz stark. "Sieh doch nur, du fährst mit neuem Selbstbewusstsein nach Hause und nicht zu vergessen mit neuen absolut super coolen Kleidern" zwinkerte sie mir zu weshalb ich grinsen musste. Dafür mochte ich Tory so sehr, sie brachte mich -immer- wenigstens zum Schmunzeln. "Ja du hast recht. Aber..nervös bin ich trotzdem.." murmelte ich während wir in die große Halle marschierten.
"Das musst du aber nicht sein! Ich meine, hast du dir die Leute hier mal angsehen? Siehst du nicht, was für einen heiden Respekt sie vor dir haben??" fragte sie mich grinsend und ich Lächelte nur. "Ja. Die Rekruten -hier- haben Respekt und Angst vor mir aber das gilt nicht für Abrin." erwiderte ich nachdenklich während wir uns auf unsere Plätze begaben. "Oh, glaub mir, das wird er noch.." flüsterte Tory mir bedrohlich ins Ohr was sich meine Nackenhaare aufstellen ließ. Es war erstaunlich, wie schnell man Angst vor ihr bekam. Natürlich wusste ich, das ich keine vor ihr haben musste, doch es war ein Instinkt, eine natürliche Reaktion des Körpers.
"Außerdem, wenn du Soma davon erzählen würdest..ich bin mir sicher er würde alles in die Wege leiten um diesem Abrin mal eine Lektion zu erteilen, die sich gewaschen hat." kicherte sie, doch ich verschluckte mich nur an ihren Worten. Es Soma erzählen!? Damit er mich für ein Weichei hielt?! Niemals. "Nein! Niemals! Das kann ich ihm nicht erzählen..es geht nicht..ich konnte es ja dir kaum beichten." Flüsterte ich, da ich nicht wollte, das jemand dieses Gespräch mitbekam. Sie verdrehte nur ihre Augen "Ich meine ja nur..es liegt ihm wirklich etwas an dir. Ich kenne Soma schon mein ganzes Leben lang und er war noch nie veliebt. Er hatte noch nie eine Freundin und hatte auch kein Interesse daran, doch bei dir verhält er sich merkwürdig." Sagte sie während sie in das Stück Fleisch biss, welches heute serviert wurde. Ich stocherte stattdessen nur in meinem Teller herum, da ich keinen Appetit hatte. Soma lag etwas an mir? Davon hatte ich bisher aber recht wenig gesehen. Klar, er verhielt sich wirklich ab und an merkwürdig mir gegenüber, doch vielelicht war er nunmal so. Ich merkte, wie ich rot anlief, da ich es mir irgendwie wünschte, ich wünschte mir das Tory recht hatte und das Soma wirklich etwas an mir lag, denn ich mochte ihn wirklich sehr. Mittlerweile war es sinnlos, das zu leugnen. Ich hatte mich damit abgefunden etwas für ihn zu empfinden.
"Zieh nicht so ein Gesicht Cassia, du wirst das schon regeln." munterte sie mich erneut auf und ich seufzte. Ich hatte ohnehin keine Zeit um mir darüber Gedanken zu machen am Mittwoch begannen die Zwischenprüfungen und ich hatte noch eine Menge Arbeit vor mir. Das bedeutete viele Nächte in der Bibliothek anstatt in meinem kuscheligen Bett.

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-Cassia-
Teen Fiction„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...