-Kapitel 46-

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Tory und ich verließen unser Zimmer und liefen schnellen Schrittes zu einem der Nebenausgänge, um nicht allzu viel Aufsehen zu erregen. Ich hatte vorgeschlagen die Nachttischschlampen anzulassen, damit es so aussah als wären wir im Zimmer. Schließlich hieß es doch Mal man wollte kein Risiko eingehen. Wir trafen uns mit Soma an der Bushaltestelle und wie jedes Mal stand er bereits mit einer Zigarette in der Hand da.

„Na endlich! Wenn das ab jetzt immer doppelt so lange dauert warte ich nicht mehr auf euch" murrte er genervt und Tory warf ihm nur ein Augenrollen zu, während ich ihn entschuldigend ansah. Als sein Blick auf mich traf weiteten sich seine Augen ein Stück und ich merkte, wie er an mir auf und ab sah. Ich fühlte mich etwas unwohl unter seinem Blick, doch als er anfing zu grinsen schlug mein Herz schneller. „Torys Sachen sind nicht so dein Stil, was?" sagte er lachend und ich senkte meinen Blick. Es tat irgendwie weh, das von ihm zu hören. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte -ein Kompliment vielleicht?

Als wir in der Stadt ankamen liefen wir direkt zur Basis, wo die Anderen schon auf uns warteten. Sie waren alle ebenfalls in schwarz gekleidet und trugen überwiegend Pullis und enge Jeans. Elija und Ares hatten sogar Mützen auf und Ren trug eine Cap. „Also seid ihr bereit?" fragte Tory die Anderen, die als Antwort nur stumm nickten. „Hat jemand Archer alles erklärt oder gibt's da noch etwas, das unklar ist?" fragte Ren und ich nickte nur. „Ja, Caster hat mir alles erklärt, wir können los legen."

Ich hatte Tory am Nachmittag noch etwas zu den Funktionen der Anderen ausgefragt und sie versuchte es mir so gut es ging zu erklären. „Also ich bin Caster, das bedeutet ich bin für das Verschwinden der Gegenstände zuständig." Zwinkerte sie mir zu -Also sie klaute die Dinge. „Saber ist in erster Linie dazu da uns Zutritt zu verschaffen." -Also er knackte die Schlösser. „Lancer und Assassin sind bei Einbrüchen zuständig für die akute Eliminierung von Gegnern, das heißt solltest du als Archer jemanden übersehen, der uns gefährlich werden könnte greifen sie ein. Außerdem helfen sie mir dabei das geklaute Zeug einzusacken." -Also sie waren mein Backup und Casters Gehilfen. „Rider ist für unser Fluchtfahrzeug zuständig und positioniert sich je nachdem, wie du es für richtig hälst." -Also er sorgte fürs schnelle Abhauen. „Und zu guter Letzt, du meine Liebe. Einen Teil der Aufgaben kennst du ja bereits. Du sicherst die Umgebung und betrittst das Grundstück somit als Erste. Wir warten solange bis du das OK gibst. Danach behältst du weiterhin alles im Blick und stehst mit uns in Funkkontakt. Wir werden vermutlich nicht sprechen können, da wir nie ganz sicher sein können, das wirklich niemand im Haus ist, doch du musst uns trotzdem auf dem Laufenden halten. Außerdem bist du später wenn du das alles erst einmal drauf hast auch für die gesamte Planung zuständig. Du sagst Rider wo er wann zu stehen hat und du gibst das Zeitlimit vor, wie lange wir für unseren Einbruch brauchen dürfen. Diesen Teil der Aufgaben übernehme ich so lange du noch nicht bereit bist, also keine Sorge." Scherzte sie und ich versuchte nur die Menge an Informationen zu verarbeiten.

„Gut dann können wir ja jetzt los. Ich hab die Adresse schon ins Navi eingegeben." Sagte Elija. Wir setzten uns in einen kleinen schwarzen Transporter und fuhren etwa zwanzig Minuten. Auf dem Weg hin alberten Tory und Ren die ganze Zeit herum und behinderten Elija beim Fahren, welcher sich immer wieder aufregte und sie verfluchte. Ares und Soma saßen im Gegensatz zu den Anderen nur still da und schauten aus dem Fenster. Die beiden waren wirklich sonderbar, doch irgendwie passte diese Gruppe hier perfekt zusammen. Man merkte, wie sehr sie sich eigentlich alle untereinander mochten und das fand ich wahnsinnig schön. Ich hoffte darauf, das ich eines Tages auch ein vollwertiges Mitglied dieser Gang sein konnte. Nicht nur als Archer sondern auch als wirkliche Freundin und Teil dieses Freundeskreises. In diesen paar Wochen in denen ich schon in Acadia war lernte ich die unterschiedlichsten Menschen kennen, durch die ich mich schon ein ganzes Stück veränderte. Ich war viel offener gegenüber anderen und ich merkte, das ich schon viel selbstsicherer sein konnte als ich es früher war. Es war zwar noch kein großer Unterschied erkennbar aber für mich war es ein enormer Fortschritt. Ich war zwar immer noch unsicher und Nervös in heiklen Situationen aber den Alltag meisterte ich bisher eigentlich ziemlich gut. Ich war stolz auf mich, denn zu Hause in Delta hätte ich mich nicht einmal um 0,1 Prozent in diese Richtung entwickelt. Ich musste schmunzeln bei dieser Erkenntnis. -Was wohl meine Eltern dazu sagen würden?-

Der Wagen kam zum Stehen und die Gespräche verstummten. „So wir sind da" Sagte Elija und zog die Handbremse an. Die Anderen nickten und schnallten sich ab. Einer nach dem anderen stieg aus dem Transporter aus und bezog seine Position. „So Archer, du bist dran." Klopfte Tory mir auf die Schulter. „Wir verlassen uns auf dich" fügte sie noch hinzu. Ich schluckte schwer und nickte nur stumm. Als ich um den Wagen herumging ließ Elija das Fenster herunter und rief mich leise zu sich. „Ganz ruhig Archer! Du schaffst das schon!" flüsterte er mir zu, damit die Anderen es nicht mitbekamen. Ich schenkte ihm ein lächeln und schlich davon. Da es schon ziemlich dunkel war versuchte ich mich entlang den Straßenlaternen zu orientieren. Auf einem kleinen Zettel stand die besagte Adresse mit der Hausnummer. Ich musste zum Glück nicht lange suchen und fand das kleine Häuschen relativ schnell -und da sollen reiche Leute drin wohnen?- fragte ich mich während ich mich nach einem Hund oder ähnlichem umsah. Naja, manche Leute prahlten eben nicht mit dem was sie hatten, oder?

Ich schaute mich zunächst bei den Nachbarn um und versicherte mich, das niemand zu Hause war. Die Lichter der umstehenden Häuser waren aus oder nur in einem Raum erleuchtet. Ich sah die lichter der Fernseher an den Wänden flackern und atmete erleichtert aus-Die meisten schienen also abgelenkt oder nicht da zu sein. Ich schlich mich aufs Grundstück des Zielobjekts und spähte durch einige Fenster. Die Lichter in diesem Haus waren allesamt aus, nicht einmal der Fernseher lief und auch sonst konnte ich niemanden entdecken, der sich im Haus bewegte. Ich begab mich wieder etwas weiter weg von den Fenstern und lief auf ein Gebüsch zu.

-Cassia-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt