-Cassia-

-Kapitel 65-

Ich saß in der Bibliothek über den Geschichtsbüchern, da Geschichte unsere erste Prüfung war. Ich hasste dieses Fach! Es war so unendlich langweilig und absolut sinnfrei. Das Alles war doch sowieso schon passiert, was nützte es sich wissen darüber anzueignen wenn man an der Situation ohnehin nichts ändern konnte?

Aber leider stand das nicht zur Debatte und so musste ich mir den Stoff ins Hirn prügeln. Ich hatte nach dem Mittagessen noch eine Weile mit Tory gelernt damit sie ebenfalls bereit für die Prüfungen war und hatte mich anschließend in meine neuen Kleider geworfen. Sie waren viel bequemer als die Schuluniform und da es uns außerhalb der Unterrichtszeit erlaubt war in Alltagskleidung herumzulaufen dachte ich mir wieso nicht? Tory meinte in den Lernpausen an meinem Make- up zu feilen und neue Dinge auszuprobieren um den perfekten Look für mich zu finden den ich dann selbst hinbekommen sollte.

Sie sagte "Du sollst ja auch alle umhauen wenn du nach Hause kommst"

Pff, wen sollte ich denn umhauen? In Delta war niemand, nicht einmal eine Menschenseele, die ich gern umgehauen hätte, jedenfalls nicht mit meinem Äußeren. Ich war so vertieft in meine Gedanken, das ich gar nicht bemerkte, das ich nicht mehr allein am Tisch saß. Während der Prüfungsphasen kamen viele Rekruten hierher zum lernen, doch der Platz reichte aus, sodass jeder seinen eigenen Tisch belegen konnte. Der Bolt Manor war es wichtig jedem Rekruten die bestmöglichen Chancen zu bieten und das tat sie. Die Bibliothek war riesig.

"Na wieder in der Realität angekommen?" hörte ich Soma fragen und ich blinzelte ein paar mal bevor ich ihm in die Augen sah. Dieses wunderschöne Grau, was sich in seinen Augen spiegelte warf mich jedes mal aufs Neue um. "Ja ich denke schon." antworte ich kanpp, da mich seine Präsenz sehr nervös machte. Ich merkte, wie er mich musterte. Ihm schien aufgefallen zu sein, das ich nicht meine Schuluniform trug, wie ich es eigentlich für gewöhnlich tat. "Wo hast du denn die Klamotten geklaut?" lachte er und ich verkrampfte mich. Fand er denn es stand mir nicht? Sah ich vielleicht blöd aus? War es Torys Make- up? Hatte sie vielleicht übertrieben? Ich machte mir sofort Gedanken während er sich langsam wieder beruhigte und mich abwartend ansah. "Aus Torys Kleiderschrank sind die Sachen jedenfalls nicht, sie hat nicht so viel Geschmack." grinste er und ich merkte, wie ich mich entspannte. Er lobte meinen Kleidungsstil? Ich errötete sofort und senkte den Blick.

"Ich war am Wochenende doch mit Tory in der Stadt..erinnerst du dich?" fragte ich ihn und er nickte. "So viel Geschmack hatte ich dir gar nicht zugetraut Kleine." grinste er neckisch und ich verdrehte die Augen. "Danke. Das war ja schon fast ein Kompliment." murmelte ich genervt. Soma lachte leise auf "Ich dachte nicht, das du eins von mir erwartest." er hob fragend eine Augenbraue und mir klappte der Mund auf. Was sollte ich denn auf sowas antworten? Ich vergaß mal wieder mit wem ich hier sprach. Soma war clever im Gegensatz zu anderen wusste er genau, wie er seinen Gegenüber ausspielen konnte und das nutze er schamlos aus. "Nur keine falschen Hoffnungen, ich dachte nicht das du welche aussprechen kannst" konterte ich grinsend und legte mein Buch zur Seite. Ein schmunzeln bildete sich auf seinem Gesicht, was mein Herz schneller schlagen ließ. Wieso nur reagierte mein Körper so furchtbar auf ihn. Ich konnte das nicht mehr lange veerstecken, das war klar.

"Wie ich sehe bereitest du dich auf die Zwischenprüfungen vor" sagte er und deutete auf das Geschichtsbuch auf dem Tisch. "Ja, sowie jeder hier." entgegnete ich seufzend. "Du hast Angst zu versagen" sagte er plötzlich emotionslos und ich sah ihn entgeistert an. Ich dachte zunächst darüber nach es abzustreiten, es zu wiederlegen, doch je mehr ich über seine Worte nachdachte, desto klarer wurde mir, das er recht hatte. Ich hatte wirklich Angst zu versagen.

"Ja.." gab ich resigniert zu und senkte erneut den Blick. Eine Weile blieb es still zwischen uns und man hörte nur noch das Geräusch von Buchseiten, die hektisch umgeblättert wurden, Kugelschreiber, die auf Papier geführt wurden, leises murmeln um uns herum bis Soma das Wort ergriff.

"Zeitverschwendung." mit diesem Wort erhob er sich und wollte gehen, mich zerschmettert zurück lassen. Wie konnte er nur? Wie konnte er mir so etwas an den Kopf werfen?! Ich war durchaus eitel was mein Können und meine Intelligenz anging, das wusste er auch ohne, das ich es ihm zu sagen brauchte. Er wusste, das war das einzige Mittel mit dem man mich wirklich treffen konnte. Jedenfalls, das Einzig ihm bekannte Mittel. "Wie bitte?!" rief ich ihm hinterher weshalb er abprubt stehen blieb. Ich wartete darauf, das er sich umdrehen würde, mir seine Aussage erklähren würde, doch er blieb einfach dort stehen.

"Ich denke du hast mich schon verstanden" waren die nächsten Worte, die seinen Mund verließen. Meine Augen weiteten sich immer mehr und langsam wurde ich wirklich wütend. "Achja? Das hab ich nämlich nicht! Hättest du nun also die Güte und würdest mir erklähren, was du mir damit sagen willst" knirschte ich zwischen meinen Zähnen und beherrschte mich wirklich sehr nicht auszurasten. Soma drehte sich um und sah mich ausdruckslos an. Er schob die Augenbrauen zusammen und musterte mich einige Sekunden lang bevor er sich wieder auf mich zu bewegte.

"Ich sagte, das ist Zeitverschwendung. Jemand, wie du braucht sich keine Sorgen zu machen durch die Prüfungen zu fallen. Jemand, wie du hat es eigentlich nicht einmal nötig zu lernen." Entgegnete er mir ruhig und sah mir dabei tief in die Augen. Mein Ärger und Zorn legten sich binnen Sekunden und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Mir blieb der Mund offen stehen und ich fühlte mich, als hätte ich tagelang nichts getrunken. Soma schien mit meiner Reaktion zufrieden zu sein und grinste hämisch.

"Ich denke mal, -das- war ein Kompliment und wenn ich mich recht erinnere, hast du doch eins von mir erwartet." flüsterte er mir leise zu und zwinkerte dabei. Noch immer gelähmt von seinen Worten und seiner plötzlichen Nähe sah ich ihn nur weiterhin fassungslos an und spürte, wie mir wieder einmal die Röte ins Gesicht stieg.