Abrin löste sich sanft von mir und ich hielt meine Augen geschlossen, als könnte ich diesen Moment dadurch festhalten. Den Geschmack seiner Lippen, das warme Gefühl in meinem Bauch und das Zittern meiner Hände. Doch ich musste einsehen, dass dies keinen Sinn machte also öffnete ich langsam meine Augen und sah einen zufrieden lächelnden Abrin vor mir. „Siehst du, war doch gar nicht so schlimm, oder?" fragte er mich etwas außer Puste. Auch ich atmete schwer und bekam kein Wort heraus. Diese Situation war einfach so abnormal lächerlich. Hätte man mir noch am selben Morgen gesagt, das ich Abrin Winchester küssen würde hätte ich vermutlich einen Lachanfall bekommen. Verunsichert entfernte ich mich ein wenig von ihm, da mir die ganze Sache doch etwas peinlich war im Nachhinein. „Soll ich dich noch nach Hause bringen?" fragte er mich während er nach meiner Hand griff. Er spielte mit unseren Fingern und verschränkte sie schließlich miteinander. Gebannt starrte ich auf unsere Hände und konnte auch bei dieser Geste von ihm nur staunen und den Kopf schütteln. „Ehh..ja, also ich meine wenn du Zeit dazu hast, dann.." Doch wieder unterbrach Abrin mich lachend. „Natürlich. Ich hab nichts vor heute Nachmittag." Sagte er lachend und zog mich mit sich.
Wir liefen nebeneinander her –unsere Hände noch immer miteinander verschränkt. Auf dem kompletten Weg sprachen wir über Gott und die Welt. Ich musste wirklich zugeben, dass es angenehm war ihn um mich zu haben. Meine Unsicherheit verschwand immer mehr und, man glaubt es kaum, ich bekam sogar anständige Sätze heraus. Nie hätte ich gedacht, dass Abrin so sein konnte -so unglaublich nett und zuvorkommend. Als wir schließlich die zwanzig Minuten Fußmarsch hinter uns hatten und wir in meiner Einfahrt standen, zog er mich schnell hinter unsere Hecke, die unseren Garten umgab. Überrascht von seiner Aktion taumelte ich etwas, doch Abrin griff schnell um meine Taille herum und bewahrte mich somit schon zum zweiten Mal heute vor einem harten Aufprall. Meine Hände ruhten auf seiner starken Brust und ich musterte ihn perplex. „Dankeschön, das wäre wohl schmerzhaft geworden..aber wieso hast du mich eigentlich überhaupt so abrupt hinter die Hecke gezogen?" fragte ich verlegen. „Haha kein Problem, immer wieder gern. Ich weiß nicht..vielleicht wollte ich einfach nur etwas mehr Privatsphäre wenn wir uns verabschieden." Schmunzelte er und schaute auf mich herab. Diesmal hatte ich nicht das Bedürfnis mich so schnell wie möglich von ihm zu lösen, nein diesmal wollte ich seine Nähe spüren. Ich glaube ich wollte sogar noch einmal seine Lippen auf meinen Spüren -ich musste wohl völlig verrückt geworden sein. Es vergingen einige Sekunden in denen wir uns einfach nur anstarrten. Obwohl es draußen gerade einmal achtzehn Grad hatte kam es mir wesentlich wärmer vor. Ich trug immer langärmlige Klamotten, wie bereits vorhin schon erwähnt, doch normalerweise schwitzte ich nicht so schnell, da ich es ja gewohnt war. Keiner von uns sagte ein Wort, bis Abrin sich plötzlich wieder hinunter beugte und mein Gesicht mit seiner freien Hand umfasste. Seine Lippen lagen so schnell auf meinen, dass ich gar nicht hätte reagieren können wenn ich gewollt hätte. Diesmal schloss ich meine Augen sofort und genoss diesen Moment in vollen Zügen. Es fühlte sich noch immer so seltsam gut an, wie vorhin. Diesmal war der Kuss allerdings sanft und zärtlich, nicht so fordernd wie der zuvor. Ich schätzte mal, er war unsicher, ob ich es zulassen würde. Doch als ich meine Arme auf seinen Schultern ablegte und mit meinen Händen langsam durch seine Haare fuhr, wie es die meisten Frauen in den Filmen auch taten intensivierte er den Kuss wieder. Er schlang diesmal beide Arme um mich herum und drückte mich fest gegen seinen Oberkörper. Ich hatte das Gefühl, jeden seiner Muskeln zu spüren, was mir nur noch mehr den Kopf vernebelte. Er löste sich erneut außer Atem und musste unwillkürlich Lächeln. „Verdammt Cassia, du bist echt gut. Machst du das wirklich zum ersten Mal?" schmunzelte er. Ebenfalls aus der Puste fing ich an zu lachen. Es war ein ehrliches Lachen, was bei mir wirklich selten vorkam. „Zum zweiten Mal meinst du wohl" antwortete ich schnippisch. Abrin grinste nur und schüttelte den Kopf. „Oh, verzeihung. Mein Fehler." Schmunzelte er, während er mich in eine Umarmung zog. „Also Cassia, es war ein echt schöner Nachmittag mit dir. Aber ich muss dann jetzt nach Hause." Murmelte er in meine Haare. Ich löste mich schon fast wiederwillig von ihm, doch nickte schließlich. „Bis morgen dann?" fragte ich unsicher. „Ja auf jeden Fall bis morgen.." entgegnete er mir grinsend, während er schon ein paar Schritte gegangen war.
Mit einem dämlichen Grinsen schloss ich die Haustür auf und hoffte inständig darauf, das meine Eltern noch nicht zu Hause waren. Ich hatte völlig das Zeitgefühl verloren –Wie spät war es denn?- fragte ich mich und schaute auf meine Armbanduhr. Es war eine einfache Casio Uhr, die mir meine Mutter zum Geburtstag dieses Jahr geschenkt hatte. -15:17 Uhr- ich hatte wohl Glück gehabt, denn meine Eltern hatten noch eine Stunde zu arbeiten also hatte ich noch genügend Zeit um mich wieder zu beruhigen. Noch immer lächelnd schlürfte ich die Treppen hinauf in mein Zimmer. Meinen Rucksack warf ich achtlos irgendwo in eine Ecke meines Zimmers und schmiss mich aufs Bett. -War das eben wirklich passiert?- Abrin Winchester hatte mich geküsst und ich hatte es sogar erwidert. –Würde das an unserer Beziehung etwas ändern?- fragte ich mich während ich mich umherwälzte bis ich eine angenehme Position fand. –Würde er morgen netter zu mir sein?- oder war das nur Wunschdenken.. Ich wusste wirklich nicht was ich davon halten sollte. Vor allem, war ich mir im Bezug auf meine eigenen Gefühle nicht sicher. Ich -hasste- Abrin abgöttisch, doch nach dem heutigen Tag war ich mir nicht mehr so sicher, was das anging.
Den restlichen Tag über versuchte ich so normal, wie möglich zu sein. Ich wollte schließlich nicht, das meine Eltern davon erfuhren. Sie würden das nur wieder falsch interpretieren. Ich wusste ja selbst nicht einmal, wie ich das interpretieren sollte.

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-Cassia-
Teen Fiction„Manche Sätze brennen sich in dein Gedächtnis und du bekommst sie dort nicht mehr raus, egal was du tust." -Unkonwn Cassia - Ein 15 jähriges Mädchen, dass auf den ersten Blick völlig normal erscheint. Doch sieht man genauer hin, kann man tiefe Traue...